Baum-Präsentation
heute: Der Geweihbaum (Kentucky-Coffeetree)
Die Baum-Art wurde auch zu den Baumführungen bei den Kiezspaziergängen zum Umweltfest durch das Kosmosviertel am 11. Juni 2022 gezeigt.
Dieser in Europa, zumindest in Mitteleuropa, nur selten anzutreffende Baum ist der hiesigen Allgemeinheit wenig bekannt. Seine Heimat, das verrät schon der Hinweis des in einem seiner Namen enthaltenden US-Bundesstaates Kentucky, ist das östliche Nordamerika. Jedoch ist er nicht nur auf dessen Fläche beschränkt, sondern kommt vom südlichen Ontario in Kanada über Pennsylvania und Kentucky bis nach Louisiana als südliche Verbreitungsgrenze vor. Nach Westen erstreckt sich seine Verbreitung über Kansas bis nach Nebraska und Süd-Dakota. In den dortigen Regionen natürlich auftretend kommt der Baum nur in kleinen Gruppen oder einzelnen Exemplaren vor. Anpflanzungen durch die indianischen Ureinwohner sind nachgewiesen worden. In der Heimat erreichen die Bäume Höhen von 30 m. Die Bäume bilden freistehend breite schirmartige Kronen.
Der Kentucky-Geweihbaum (Gymnocladus dioicus) gehört wie die ebenfalls aus Nordamerika stammende Robinie oder die Gleditschie oder der aus Ostasien stammende Schnurbaum zur Familie der Hülsenfrüchtler. Jedoch gehören die Robinie und der Schnurbaum hier zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütengewächse, wogegen der Geweihbaum als auch die Gleditschie zur Unterfamilie der Johannisbrotgewächse gehören. Zu den Schmetterlingsblütlern gehören übrigens auch der Klee mit seinen vielen Arten und der ebenfalls artenreiche Ginster. Unser Kentucky-Coffeetree, auch Geweihbaum genannt, wird als Art der Gattung Gymnocladus zugeordnet und in die Unterfamilie der Johannisbrotgewächse gestellt. Der Johannisbrotbaum ist im Mittelmeerraum und Vorderasien beheimatet. Die Johannisbrotgewächse, so neben dem Johannisbrotbaum und der ebenfalls aus Nordamerika stammenden Gleditschie eben auch der Geweihbaum, bilden keine Schmetterlingsblüten aus, sondern besitzen gleichgestaltige Kronblätter bzw. Zipfel einer verwachsenen Krone, sowie größere, radial angeordnete Kelchblätter bzw. -lappen (Bilder 7 a – c und 8 a – c). Die Blüten des Geweihbaums, die männlichen wie die weiblichen, sind vom Aufbau her fünfzählig in ihrer Symmetrie. Schmetterlingsblüten besitzen im Gegensatz vier Kronblätter, wobei diese von verschiedener Gestalt sind und eine zweiseitige Symmetrie in Anordnung und Form aufweisen.
Die Johannisbrotgewächse grenzen sich vom Blütenaufbau her von den zur Unterfamilie Schmetterlingsblütler gehörenden Bäumen wie der Robinie, dem Goldregen, dem Blasenstrauch oder dem Japanischen Schnurbaum ab. Diese besitzen Schmetterlingsblüten mit dem zweiseitig symmetrischen Aufbau aus Fahne, zwei Flügeln und dem zentralen Schiffchen.
Der Geweihbaum ist zweihäusig-getrenntgeschlechtig, d.h. männliche und weibliche Blüten sitzen auf verschiedenen Bäumen, was im Artnamen „dioicus“ bereits ausgedrückt wird. Der Johannisbrotbaum ist häufig zweihäusig, es treten aber bei ihm daneben auch einhäusig getrenntgeschlechtige und zwittrige Bäume auf. Die Schmetterlingsblütler im engeren Sinne sind dagegen immer einhäusig und zwittrig.
Seine Bezeichnung Geweihbaum im Deutschen verdankt er der an Geweihformen, beispielsweise des Hirsches erinnernden Ausprägung der Verzweigungen seiner Äste (Bilder 1 und 2). Frei stehend bildet das Gehölz schnell flache, schirmartig ausladende Kronen, die sich über einem niedrigen Stamm entfalten (Bilder 3 und 4). Von anderen Bäumen umgeben entstehen dagegen hoch aufragende Kronen.
Baumkronen über die Jahreszeiten hinweg – im Kosmosviertel beobachtet
Im Kosmosviertel stehen in einem Abschnitt der Schönefelder Chaussee im Grünstreifen vor den Parkbereichen insgesamt drei Geweihbäume. Sie stehen relativ nah beieinander. Zwei von ihnen setzen weibliche Blüten an, einer männliche. Fruchtansätze sind bei den zwei zuerst genannten Exemplaren regelmäßig festzustellen (Bilder 2 bis 4, 9 bis 12).
Der Geweihbaum oder auch Kentucky-Coffeetree entwickelt freistehend breite, schirmartige Kronen. Die Bilder 2 bis 4 zeigen dies an einem noch kleinen, weiblichen Exemplar an der Schönefelder Chaussee am Kosmosviertel.
Im Amerikanischen wird er als Kentucky-Coffeetree bezeichnet, da früher die Samen geröstet wurden und als Kaffee-Ersatz dienten. Auf Grund von leicht giftigen Inhaltsstoffen, die auch nach der Erhitzung erhalten bleiben, können beim Genuss großer Mengen dieses Kaffees Vergiftungserscheinungen auftreten. Das in den Blättern und Früchten enthaltene stark giftige Cytisin wird dagegen beim Erhitzen zerstört.
Laubblätter
Die Blätter des Geweihbaumes sind wie bei Robinie, dem Goldregen, der Gleditschie, dem Blasenstrauch oder dem Schnurbaum doppelt gefiedert, wobei beim Geweihbaum paarig auf jeder Seite zwischen 7 und 14 eiförmig-elliptische Fiederblättchen ansitzen (Bilder 5 und 9). Ein Endfiederblättchen wird beim Geweihbaum nicht an jedem Fiederblatt ausgebildet, dann ist die Zahl der Fiederblättchen gerade. Die Einzelfiederblättchen sind 5 bis 8 cm lang, etwas größer als bei der Robinie, um einiges größer als bei der Gleditschie, am Ende zugespitzt und an der Basis keilförmig bis rundlich, teils auch leicht herzförmig. Die Einzelfiederblättchen der Robinie sind ellyptischer von der Form her und besitzen keine ausgeprägte Spitze am Ende wie die des Geweihbaums. Der Laub-Austrieb erfolgt erst im Mai, wobei die jungen Austriebe rötlich und hellgrün erscheinen (Bild 2). Die Herbstfärbung ist gelb (Bilder 4 und 10).
Blüten
Die Blüten sitzen mehrzählig in Rispen von pyramidaler Form (Bilder 6, 7a – c und 8a – c). Vor der Blüte entwickeln sich zunächst die Rispen mit noch geschlossenen Blüten (Bild 6). Die Rispen erinnern etwas an Trauben. Die Blütezeit beginnt im Juni und erstreckt sich bis in den Juli. Im Jahr 2021 ist die Blütezeit trotz kaltem Frühjahrsbeginn etwas früher zu verzeichnen gewesen als beispielsweise 2023, wo der April recht kühl war.
Die männlichen Blüten sitzen zahlreicher und wesentlich dichter in ihren Blütenrispen als es die weiblichen Blüten tun (Vergleiche hierzu die Bilder 7b und 8a). Die weiblichen Blüten sitzen zudem auch an den Enden von oft langen seitlichen Verzweigungen im unteren Bereich der Rispen.
Männliche wie auch weibliche Blüten des Geweihbaumes besitzen sternförmig angeordnete Kelch- und Kronblätter, die sich bei beiden Geschlechtern sehr ähneln. Diese Kelch- und Kronblätter sind fünfzählig, etwa von gleicher Länge und an den Enden eingebogen. Die Kelchblätter (auch als Kelchlappen bezeichnet) sind schmaler und vor allem außen von braunrötlicher Farbe, innen dagegen weißlich-grünbraun. Die breiteren Kronblätter sind beidseitig grün-weiß. Die Oberflächen vor allem der Kronblätter weisen eine feine Behaarung auf, die für die weißliche Färbung verantwortlich ist. Bei den Kronblättern handelt es sich eigentlich um Zipfel einer verwachsenen Krone. Die männlichen Blüten besitzen zehn aus dem Röhrenschlund ragende gelbliche Staubblätter, wobei fünf kurz und fünf länger sind (Bilder 7 a – c).
Die weiblichen Blüten zeigen zur Blütezeit eine zentral liegende grüne Narbe (Bilder 8b und 8c). Um diese herum sind Pseudostaubblätter (ohne Pollen) platziert. Diese enthalten Nektar und haben lediglich die Funktion, Insekten auch zu den weiblichen Blüten zu locken. Die zwittrigen Blüten anderer Baum-Arten wie z.B. der Spitz-Ahorn besitzen hierfür Nektarpolster.
Die Blüten des Geweihbaumes duften und werden von Insekten besucht und bestäubt. So konnten z.B. Hummeln an den Blüten beobachtet werden (Bild 8c).
Früchte
Die Fruchthülsen sind von bräunlicher Farbe, zweiseitig abgeflacht und mit einer Spitze am Ende versehen (Bilder 9 bis 12). Die Oberfläche ist holzig-ledrig. Wie bei der verwandten Gleditschie können die Fruchthülsen um die Achse gedreht sein. Sonst treten oft in Längsrichtung Krümmungen auf. Die Hülsen sind zwischen 15 und 25 cm lang und etwa 2 bis maximal 5 cm breit. Sie sind breiter, aber nicht so lang wie die Hülsen der Gleditschie. Sie öffnen sich zunächst nicht und bleiben lange am Baum hängen, teils über den folgenden Winter hindurch. Die 3 bis 8 rundlichen Samen sind sehr hart, abgeflacht rundlich und betragen etwa 1,5 cm im Durchmesser. Die Samen sind von einem klebrigen Fruchtfleisch umgeben.
Der selten in europäischen Grünanlagen zu findende Geweihbaum wird vorzugsweise in nah beieinander stehenden Exemplaren beider Geschlechter gepflanzt, um zu gewährleisten, dass sich reife Früchte und keimfähige Samen entwickeln. So können beispielsweise im Kosmosviertel (Altglienicke-Süd) an der Schönefelder Chaussee drei nah zueinander stehende Exemplare, zwei mit weiblichen und eins mit männlichen Blüten, betrachtet werden (Bild 13).
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“