Baum-Vorstellung
heute: Die Flatter-Ulme

 

Ulmen-Arten

 

Zu den heimischen Ulmen-Arten gehören die Berg-Ulme (Ulmus glabra), die Feld-Ulme (Ulmus minor) und die Flatter-Ulme (Ulmus laevis). Von den britischen Inseln stammt die eigene Art der Englischen Ulme (Ulmus procera). Die Weiß-Ulme, die auch in Europa in manchen Parks und Grünanlagen zu finden ist, stammt aus dem Osten Nordamerikas. Da bei ihr jedoch eine namentliche Verwechslung mit der Weiß-Rüster, wie die europäische Berg-Ulme auch genannt wird, auftreten kann, ist die Bezeichnung Amerikanische Ulme hier eindeutiger. Die Holländische Ulme ist ein Bastard aus Berg- und Feld-Ulme. Die Feld-Ulme wird auch als Rot-Rüster bezeichnet.

Die Blüten all dieser Ulmen erscheinen deutlich vor dem Laubblatt-Austrieb. Die Hauptblütezeit der Europäischen Ulmen-Arten ist der März. Je nach vorangegangener Witterung kann die Blüte aber bereits ab Ende Februar einsetzen, wobei Berg- und Flatter-Ulme im Schnitt früher blühen als die Feld-Ulme. Die Berg-Ulmen des Flachlands blühen dabei deutlich früher als die der Gebirgslagen, welche erst im April ihre Blüten zeigen. Andererseits kann, verursacht durch das noch kalte Wasser bei den gewässernahen Flatter-Ulmen, die Blüte bei diesen auch erst später einsetzen als bei den Berg- und Feld-Ulmen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die Samenbildung vollzieht sich dementsprechend ebenfalls recht früh, wobei die rundlichen tellerartigen Nussfrüchte bereits zu Beginn des Laub-Austriebes erscheinen. Die flachen runden Säume um die zentralen Bereiche mit dem jeweils einen Samen dienen als Flügel zur Verbreitung durch den Wind nach Ausreifung der Samen.

 

Die Flatter-Ulme (Ulmus laevis)

 

Die Flatter-Ulme kann häufig an den Ufern von Gewässern und in anderen, grundwassernahen Standorten angetroffen werden. Hier sind an der Stammbasis der Bäume häufig Ausbildungen von schmalen, weit ausgreifenden Stammverbreiterungen typisch (Bild 1). Dies erinnert an Stammverbreiterungen, die bei Brettwurzel-Ansätzen tropischer Urwaldbäume zu finden sind. Diese Stammbasis-Verbreiterungen sind zwar auch teils bei den ebenfalls an den Ufern stehenden Schwarz-Erlen zu sehen, jedoch sind diese bei denen weniger brettartig und eher knorrig.

Aber auch in städtischen Grünanlagen, fernab von Gewässern und vom Grundwasserspiegel, ist die Flatter-Ulme hier und da zu finden, z.B. in mehreren Exemplaren im Volkspark Köpenick gegenüber dem Krankenhaus. Als Straßenbaum wird hingegen die Berg-Ulme bevorzugt, da sie sich gegenüber den Stress-Belastungen des städtischen Klimas und gegenüber Luftschadstoffen als sehr robust erwiesen hat.

Wie Berg- und Feld-Ulme blüht die Flatter-Ulme bereits deutlich vor dem Laub-Austrieb im Monat März. Sie gehört somit ebenso zu den Frühblühern (Bilder 2 bis 5).

 

Das Bild zeigt eine Flatter-Ulme mit ihren an Brettwurzeln von Regenwaldbäumen erinnernden Stammbasisstrukturen. Dieses Merkmal weist sie als Flatter-Ulme aus, ohne in die Krone, zur Blüte oder zur Belaubung sehen zu müssen. Diese werden an Bäumen der Uferbereiche bevorzugt ausgebildet, wie hier südlich der Krampe in Köpenick.

Bild 1: Flatter-Ulmen können, ohne in die Krone, zur Blüte oder zur Belaubung sehen zu müssen, bereits anhand ihrer an Brettwurzeln von Regenwaldbäumen erinnernden Stammbasisstrukturen erkannt werden. Diese werden an Bäumen der Uferbereiche bevorzugt ausgebildet, wie hier südlich der Krampe in Köpenick.

 

Blüte

 

Die Form der Blüten und die Blütenstände bei der Flatter-Ulme unterscheiden sich von denen der Berg- und Feld-Ulme beträchtlich.

Die Bäume sind wie alle Ulmen einhäusig, das heißt, männliche und weibliche Blüten oder Blütenanteile sitzen auf einem Baum. Die Blüten selbst sind bei der Berg-, der Feld-Ulme wie auch bei der Flatter-Ulme zwittrig. Bei der Flatter-Ulme sitzen die Einzelblüten mit ihren männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen am Ende langer Stiele, die vielzählig büschelig aus einer Knospe hervorbrechen (Bilder 2 bis 5). Die Stiele selbst sind von grünlicher Farbe. Die Einzelblüten sind dabei sehr klein und filigran. Aus den rötlich-braunen (seltener auch grünlichen) Blütenhüllen ragen die männlichen Staubblätter hervor, wobei die Staubfäden weiß, die Staubbeutel schwarz-violett sind (Bilder 2, 4 bis 5). Die Blütenhüllen sind leicht glockenartig in ihrer Form. Kelchblätter- wie auch Kronblätter sind nicht ausgebildet. Bei der Berg- und Feld-Ulme besitzen nur die Staubblätter lange Stiele (Fäden), an deren Enden die rotbraunen Staubbeutel sitzen (Bild 6). Die weiblichen Blütenanteile sind dagegen bei diesen Ulmen-Arten knospennah orientiert. Die rötlichen Blütenhüllen vieler Flatter-Ulmen besitzen im Frühstadium vor der Blütenöffnung zudem weißliche Säume (Bild 3).

 

Bild 2: Die Blüten der Flatter-Ulme, die im März, lange vor dem Laub-Austrieb erscheinen, sind an den Zweigen freistehender Äste, die über das Wasser hängen, gut zu erkennen. Hier an einem Baum am Langen See bei Wendenschloss in Köpenick, März 2022.

 

Bild 3: Die Blüten der Flatter-Ulme unterscheiden sich in einigen Merkmalen markant von denen der Berg- und Feld-Ulme. Die ebenfalls vielzählig aus einer Knospe brechenden Blüten hängen bei der Flatter-Ulme an langen grünlichen Stielen herab. Die jeweils sehr kleinen Einzelblüten zeigen Staubblätter, deren violettbraune Staubbeutel an kurzen weißen Fäden hängen. Weißbehaarte Ränder der bräunlich-roten Blütenhüllen sind manchmal ausgebildet. Hier an den Zweigen einer Flatter-Ulme im Uferbereich der Kleinen Krampe in Köpenick, März 2020.

 

Bild 4: Die sehr kleinen Blüten der Flatter-Ulme hängen an den Enden langer Stiele. Aus einer Knospe brechen mehrere Blüten büschelig heraus. Die Einzelblüten besitzen bräunlich-rötliche, teils grünliche Blütenhüllen. Auffallend sind auch die weißlichen Fäden der Staubblätter. Hier an den Zweigen eines Baumes, die über das Wasser hängen. Kleine Krampe, März 2021.

 

Bild 5a: Die Einzelblüten der Flatter-Ulme hängen an langen Stielen, wobei mehrere von ihnen büschelig aus einer Knospe wachsen. Die Blüten sind zwittrig, tragen rote Kelche mit weiß behaarten Säumen und zeigen dunkelrote Staubbeutel, die an weißen Fäden heraushängen. Hier an Zweigen über dem Wasser der Kleinen Krampe, März 2021.

 

Das Bild zeigt die Einzelblüten der Flatter-Ulme. Sie hängen an langen Stielen, wobei mehrere von ihnen büschelig aus einer Knospe wachsen. Die Blüten sind zwittrig, tragen rote Kelche mit weiß behaarten Säumen und zeigen dunkelrote Staubbeutel, die an weißen Fäden heraushängen. Hier an Zweigen über dem Wasser der Großen Krampe, März 2021.

Bild 5b: Die Einzelblüten der Flatter-Ulme hängen an langen Stielen, wobei mehrere von ihnen büschelig aus einer Knospe wachsen. Die Blüten sind zwittrig, tragen rote Kelche mit weiß behaarten Säumen und zeigen dunkelrote Staubbeutel, die an weißen Fäden heraushängen. Hier an Zweigen über dem Wasser der Großen Krampe, März 2020.

 

Berg-Ulme

 

Bild 6: Die Blüten der Berg-Ulme hier zum Vergleich: Hier die sich entwickelnden Blüten, die aus den aufbrechenden Knospen, ebenfalls ab März erscheinen. Je Knospe sind mehrere, büschelig-dicht stehende Einzelblüten vorhanden. Die Blütenhüllen sind miteinander verwachsen und rotviolett. Aus den Blüten hängen karminrote gefurchte Staubblätter an langen weißen Stielen heraus. Hier an einer Berg-Ulme im Kosmosviertel, März 2022.

 

Laubblätter

 

Die Laubblätter der Ulmen besitzen in ihrer Form charakteristische Merkmale, die sie unter den heimischen Laubbäumen recht eindeutig als Ulmen bestimmbar machen. Das auffälligste Merkmal ist, dass der Blattgrund (Seiten des Blattes um den Stiel herum) und die Spreite asymmetrisch sind (Bilder 7 und 8). Dabei ist eine Blatthälfte bauchig zurückgelappt, die andere Hälfte jedoch keilförmig schmal nach Vorn laufend. Ein weiteres wichtiges Merkmal sind die doppelt gesägten Blattränder. Die Blatt-Oberflächen, ober- wie unterseits, sind auffallend rau, verursacht durch eine feine Behaarung. Oberseits sind die Blätter meist matt dunkelgrün, unterseits heller und stärker behaart.

Die Blätter der Berg-Ulme besitzen ein weiteres spezielles Merkmal, das sie von den Laubblättern der anderen Ulmen-Arten unterscheidet. Es können, nicht bei jedem Blatt, aber oft, vorn eine leichte Dreilappigkeit auftreten, die dann in drei, nach vorn weisende Spitzen mündet. Dadurch haben aber solche und dabei noch breit veranlagte Berg-Ulmen-Laubblätter eine Ähnlichkeit zu Laubblättern der Haselnuss, zudem diese ebenfalls ähnlich raue, fein behaarte Blatt-Oberflächen zeigen. Eine gewisse Möglichkeit zur Verwechslung mit den Laubblättern der Haselnuss ist also bei den Blättern der Berg-Ulmen gegeben. Dies trifft bei nicht baumförmigen, durch Wurzelreiser entstandenen strauchartigen Berg-Ulmen-Gewächsen um so mehr zu.

 

Bild 7: Laubblätter der Flatter-Ulme mit typischen bzw. häufig auftretenden Form-Merkmalen. Neben der doppelten Sägung der Blattränder ist der Scheinversatz der Blattspreite am Stiel-Ende auffällig, durch asymmetrisch geformte Blattseiten verursacht. Hier an einem Baum im Müggelwald in der Nähe zum Ufer des Langen Sees, Köpenick. Mai 2021.

 

Das Bild zeigt die Laubblätter der Berg-Ulme. Die Laubblätter der Ulmen besitzen doppelt gesägte Ränder und raue Oberflächen. Bei der Berg-Ulme sind drei, teils auch vier, spitz zulaufende Lappen an einigen Blättern vorhanden. Hier an einem Baum im Wald südlich der Müggelberge, Mai 2021.

Bild 8: Im Gegensatz hier die Laubblätter der Berg-Ulme. Die Laubblätter der Ulmen besitzen doppelt gesägte Ränder und raue Oberflächen. Bei der Berg-Ulme sind drei, teils auch vier, spitz zulaufende Lappen an einigen Blättern vorhanden. Hier an einem Baum im Wald südlich der Müggelberge, Mai 2021.

 

Fruchtentwicklung

 

Bereits noch vor oder zu Beginn des Laub-Austriebs im April bilden sich die samentragenden Früchte der Flatter-Ulme. Diese, ebenso als Flügelnüsse ausgebildet und so bezeichnet, hängen an langen Stielen, sind zunächst grün (Bild 9) und von flacher tellerartiger Gestalt, dabei rundliche Umrisse aufweisend. Jedoch ist eine ausgeprägte Spitze im Gegensatz zu Berg- und Feld-Ulme vorhanden. Die Früchte hängen in großer Zahl in Büscheln beieinander (Bilder 9 und 10). In der Nah-Ansicht zeigen die Flügelränder feine weiß behaarte Säume. Die zentral liegenden, rundlichen Samen sind im Gegenlicht deutlich umrissen sichtbar. In den sich noch im Entwicklungsstadium befindlichen Früchten (Bild 9) sind die Samen ebenfalls noch grün-durchscheinend.

 

Das Bild zeigt die büschelig an langen Stielen angeordneten Flügelnüsse der Flatter-Ulme. Sie sind rund, tellerartig flach und hier, Ende April, noch grün. Im Gegenlicht scheinen die zentral liegenden Samen durch. An einem Baum am Volkspark Köpenick fotografiert.

Bild 9: Die büschelig an langen Stielen angeordneten Flügelnüsse der Flatter-Ulme sind rund, tellerartig flach und hier, Ende April, noch grün. Im Gegenlicht scheinen die zentral liegenden Samen durch. An einem Baum am Volkspark Köpenick fotografiert.

 

Im Gegensatz zur Berg- und Feld-Ulme hängen die Flügelnüsse bei der Flatter-Ulme an langen Stielen. Ebenso sind sie vielzählig-büschelig bezogen auf die ehemalige Blütenknospe gruppiert. Die tellerartig-flachen Flügelsäume sind weißlich behaart (Bilder 9 und 10). Am Ende ist eine Spitze ausgebildet, was sie etwas herzförmig aussehen lässt. Die Flügelnüsse der Berg- und Feld-Ulme sind vorn eingekerbt, wobei die „Spitze“ einwärts oder zur Seite gerichtet ist. Bereits im Mai sind die Früchte braun und vollständig ausgereift. Sie werden vom Wind verbreitet. Nach stärkeren Regenfällen werden sie förmlich aus den Kronen der Bäume ausgewaschen, so dass an den Straßen- und Pfützenrändern Zusammenspülungen dieser Früchte sichtbar sind. Bei Straßen in Städten sind es meist die Früchte der Berg-Ulme.

 

Bild 10: Hier sind die Früchte einer Flatter-Ulme zu sehen. Diese sind ebenfalls wie die der Berg- und der Feld-Ulme Flügelnüsse. Von der Form sind die flachen. tellerartigen Säume jedoch herzförmiger als bei den anderen beiden Ulmen-Arten. Die Ränder sind fein behaart. Hier an einem Baum am Langen See südlich der Müggelberge, Mai 2020.

 

Ulmen besitzen recht biegsames und elastisches Holz. Es ist gut und kontrastreich gemasert und wird in der Möbelherstellung verwendet, wo es bevorzugt zu Furnieren verarbeitet wird. Der Name „Rüster“ wurde zuerst im Möbelbau verwendet und ist erst später auf den ganzen Baum übertragen worden.

 

Verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projekt: „Natur im Kosmosviertel“