Baum-Präsentation
heute: Die Rot-Buche und ihre Kulturvarietät, die Blut-Buche
Die Rot-Buche ist neben der Eiche, der Kiefer und der Fichte der Waldbaum Mitteleuropas. Schon der lateinische Name Fagus sylvatica nimmt hierzu im Art-Namen Bezug. Die Römer nannten das Land nördlich der Donau Buchonien. Die Rot-Buche bevorzugt jedoch eher feuchteres Klima, gedeiht aber sowohl auf Kalkböden wie auch auf sauren Böden. Sie ist auch noch in Südskandinavien zu finden, in Nordportugal und an der ukrainischen Schwarzmeerküste. In Mitteleuropa ist sie ein wichtiger Forstbaum und ein ergiebiger Holzlieferant. Dies liegt auch an der hohen Wachstumsrate der Rot-Buche. Mono-Kulturen werden jedoch in Zukunft immer mehr vermieden und andere Bäume mit ähnlichen Holzeigenschaften wie z.B. die Hain-Buche gepflanzt. Es gibt jedoch auch von Rot-Buchen dominierte Urwälder, die wegen der dort einzigartigen Arten-Vergesellschaftung einen hohen Schutzstatus genießen. Zu nennen sind die Urwälder im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nord-Hessen, in Teilen des Hainich in Thüringen, im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, im Nationalpark Müritz, auf dem Darß und auf Rügen (Jasmund) an der Ostsee.
Die Rot-Buche bildet mit den Eichen (Quercus) und der Ess- oder Edelkastanie (Castanea sativa) Vertreter der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Sogar die Südbuchen (Gattung Nothofagus), beheimatet in Süd-Chile und Patagonien bis nach Feuerland, gehören zur selben Familie.
Blüte und Blütenstände
Die Blüte der Rot-Buche beginnt je nach Witterung im Tiefland ab Ende April und ist dort oft in der ersten Mai-Hälfte bereits abgeschlossen. Die Blüten zeigen sich mit dem Blatt-Austrieb. Die Rot-Buche ist einhäusig-getrenntgeschlechtig. Männliche und weibliche Blütenstände sitzen auf einem Baum. Die männlichen Blütenstände hängen an Stielen abwärts. Sie sind mit einer großen Zahl von dicht stehenden Staubblättern (bis 15) mit grünen Staubbeuteln ausgestattet (Bilder 1 und 2). Die Blütenstände als solches sind Einzelblüten, die eine zottig behaarte Hülle aufweisen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die weiblichen Blütenstände sind kurz gestielt und sitzen aufrecht an den Zweigenden der Triebe des Vorjahres. Sie bestehen aus zwei Einzelblüten mit mehreren grünlichen Narben, die von einem filzigen Fruchtbecher (Cupula) umgeben sind (Bilder 3a und 3b). Der kurz gestielte Trieb mit dem Blütenstand zeigt dazu seitlich junges Laub, welches sich im Laufe des Monats Mai entfaltet.
Laub
Die Blattränder des Laubes der Rot-Buche sind nicht gezähnt. Die Ränder der Blätter der Hain- oder Weißbuche sind dagegen auffallend gezähnt. Letztere gehört botanisch nicht zu den Buchengewächsen, sondern zu den Birkengewächsen. Dagegen sind die Blattränder der Rot-Buche fein behaart, was bei jung austreibendem Laub besonders auffällig ist (Bilder 1 und 2), und zudem leicht wellig.
Die männlichen Blütenstände hängen an langen Stielen abwärts und bestehen aus zahlreichen Staubblättern (bis 15), die ebenfalls gestielt sind. Sie sind von einer zottig behaarten Hülle umgeben.
Fruchtentwicklung
Der weibliche Blütenstand ist kurzgestielt am Zweigende zu finden (Bilder 3a und 3b), hier nach vorn gerichtet bzw. später aufrecht stehend. 2 Einzelblüten mit grünlichen, gebogenen Narben sind von einem filzigen Fruchtbecher umgeben. Nach der Bestäubung und der Fruchtentwicklung reifen zwei als Bucheckern bezeichnete Nuss-Früchte innerhalb einer vierklappigen Kapsel (Cupula) heran (Bilder 4 und 5). Die Bucheckern sind im September und Oktober reif und stellen eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere dar. Sie sind auch für den Menschen essbar und wurden in Zeiten von Nahrungsknappheit in den Wäldern gesammelt.
Blut-Buche (Fagus sylvatica „Purpurea“)
Die Blut-Buche ist strenggenommen eine Rot-Buche (Fagus sylvatica) mit herausgezüchtetem blutrotem Laub. Farbbezeichnungen wie scharlachrot oder kupferrot decken ebenfalls das Farbspektrum der Blätter ab. Bei näherem Hinsehen sind grünliche Töne in so manchen Blättern zu erkennen, wobei die Übergänge ins Dunkelrote fließend sind. Im Gegenlicht scheinen die Blätter leuchtend rot-orange durch (Bild 9). Die roten Farben werden durch die Überlagerung des Blattgrüns Chlorophyll durch zusätzliche rote Farbstoffe erzeugt. Sie sind nicht die Ursache der spektralen Absorptionslinien-Verschiebung wie bei rötlich austreibendem jungen Laub im sonnenbeschienenen Kronenbereich mancher Bäume wie beispielsweise von Eichen.
Die Blut-Buche als Kulturvarietät der Rot-Buche ist meist in Form solitärer Bäume mit weit ausgreifenden Ästen und großvolumigen Kronen in Parks, Schlossgärten, größeren städtischen Grünanlagen und großen Gärten zu finden. Als ein besonders prachtvolles Exemplar im Bezirk Treptow-Köpenick kann die Blut-Buche am Südende der Bahnhofstraße in der Grünanlage gegenüber des Platzes des 23. April gelten (Bild 6). Harmonierend mit einer schon großen Lärche und einer Platane in der Umgebung ist dieser Ort für einen Besuch unbedingt zu empfehlen. In ausreichender Entfernung von ihr und in vorausschauender Weise wurde übrigens ein weiteres Exemplar vor noch nicht allzu langer Zeit gepflanzt.
Blutbuchen sind als meist einzeln stehende großwüchsige Vegetationselemente in Parkanlagen von Städten, in Schlossparks und großen Gärten zu finden. Fagus sylvatica „Purpurea“ ist eine Züchtung mit kupferfarbenem rotgrünem Laub. Das Bild 6 zeigt ein solitäres Exemplar einer Blut-Buche in einer städtischen Grünanlage am Südende der Bahnhofstraße in Köpenick. Die hohen und vor allem breiten Baumkronen älterer stattlicher Exemplare nehmen einen großen Raum und insbesondere eine große Fläche für sich ein. Im Schatten unter diesen Bäumen ist praktisch keine andere, niedrigere Vegetation zu gestalten. Die weit herabhängenden Beastungen müssen öfter nachgeschnitten werden.
Die Blatt-Oberseiten erscheinen bei normal reflektierender Beleuchtung dunkel-blutrot bis kupferrot. Vor allem die Innenbereiche mancher Blätter sind erkennbar dunkelgrün gefärbt.
Im Gegenlicht durchscheinend zeigen sich die Blatt-Unterseiten rot-orange bis scharlachrot. Es sind jedoch auch Übergänge in grün gefärbte Blattbereiche zu erkennen.
Früchte im Detail
Die Frucht der Rot-Buche besteht aus einer Kapsel (Cupula), die sich zu einem vierklappigen Fruchtbecher öffnet, der in der Regel zwei Nussfrüchte, auch Bucheckern genannt, enthält (Bilder 10 und 11). Die Bucheckern sind dreikantig, von länglicher Gestalt und besitzen nach der Reife eine dunkelbraune Schale (Bild 12). Der helle Samen im Innern ist essbar. Er enthält fette Öle, die durch Auspressung gewonnen wurden und in Notzeiten zu Speisezwecken und als Lampen-Öl Verwendung fanden. Aber auch in neueren Zeiten ist das Bucheckern-Öl wieder zu einem gefragten Erzeugnis in verschiedenen Produkten geworden. Zu empfehlen sind wegen ihres nussigen Aromas die Salat-Öle, die sich zu Pilz- und Wildgerichten besonders eignen. Jedoch ist das Öl nicht zum Braten geeignet. Es wird in sog. Ölmühlen kalt gepresst. Auch als Massage-Öl findet es Verwendung. Der Verzehr größerer Mengen von Bucheckern führt dagegen zu Vergiftungserscheinungen. Bei einer Röstung zersetzen sich die Giftstoffe.
Etwa 25 000 Bucheckern (7 Kilogramm) sind nötig, um 1 Liter Öl herauszupressen (nach Angaben aus: www.bucheckernoel.de).
Die Freisetzung der Bucheckern am Baum erfolgt ab September bei trockener Witterung, wobei sich die verholzten Kapseln vierklappig zu Fruchtbechern öffnen und die Nussfrüchte auf den Boden fallen. Sie stellen eine begehrte Nahrung für zahlreiche Tiere dar, von Vögeln angefangen, über Nagetiere bis hin zum Schwarzwild. Im Gegensatz zur Eiche, die derselben Pflanzenfamilie angehört, sind die Früchte der Rot-Buche (Bucheckern) während der Reifezeit vollständig vom Fruchtbecher umschlossen und befinden sich somit in einer Kapsel.
Hier noch die Möglichkeit, die Bilder in Detail-Ansichten (Zoom-Funktion) zu betrachten: Rotbuche_Blutbuche_Projekt_Natur_im_Kosmosviertel
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“