Baum-/Strauch-Vorstellung
heute: Japanische Zaubernuss – Parrotie – Kornelkirsche
Nach einem noch einmal (wer hätte dies für möglich gehalten) standesgemäßen Wintereinbruch mit Schnee, Eis und Frost, wie er in den letzten drei Wintern vergeblich zu suchen war, ist der jetzt schlagartig erfolgende markante Wetterumschwung in Richtung Vorfrühling und Frühling Anlass, noch einmal Augenmerk auf einige Winterblüher bzw. zeitige Frühjahrsblüher unter den Gehölzen zu werfen.
Die Zaubernussgewächse
Zu den in mitteleuropäischen Parks, Gärten und öffentlichen Grünanlagen anzutreffenden Vertretern aus der Familie der Zaubernussgewächse gehören zum einen die Großsträucher bildenden Gehölze der Gattung Hamamelis und zum anderen die eher baumartige Parrotie der gleichnamigen Gattung Parrotia sowie der aus Nordamerika stammende Amberbaum (Gattung Liquidambar).
Allen, außer dem erst im Mai blühenden Amberbaum, ist ihre sehr zeitige Blüte gemeinsam, die schon im Januar beginnen kann.
Beginnen wir mit der Zaubernuss.
Unter dem Namen „Zaubernuss“ laufen alle Gehölze der Gattung “Hamamelis.“ Ihre Ursprungsheimat haben sie in Fernost. Zu ihnen gehören die Chinesische Zaubernuss, die Japanische Zaubernuss sowie zahlreiche Hybrid-Sorten. Meistens sind es Sträucher, teils auch baumartige Großsträucher. Ihre Blütenfarbe reicht von sattgelb über orange bis rot.
Die Japanische Zaubernuss ist durchaus häufig auch in städtischen Grünanlagen zu finden, so auch beispielsweise im Kosmosviertel im Abschnitt hinter der Pegasus-Schule gegenüber von Venusstraße und Pegasuseck (Bilder 1 bis 6).
Die in Parks, Gärten und städtischen Grünanlagen anzutreffende frühblühende Zaubernuss bildet in ihrer Gestalt Sträucher (Bilder 4 und 5) bis hin zum Großstrauch oder zum kleinen Baum. Arten aus Fernost wie die Japanische, die Chinesische oder die Hybrid-Kreuzung aus beiden erstgenannten sind hierbei bei uns recht häufig zu finden.
Sie sind extreme Frühblüher, sogenannte Winterblüher, die schon im Februar, lange vor dem Laubaustrieb, ihre mit gelben bandförmigen Kronblättern besetzten Blüten zeigen (Bilder 1 bis 6).
Dabei sitzen mehrere Blüten dicht am Zweig in der Nähe der Knospen des später erfolgenden Laubaustriebes beieinander. Je Blüte sind 4 schmale und bis zu 2 cm lange Kronblätter von gelber Farbe, 4 kreuzweise stehende, tief im Kelch liegende Staubblätter und ein vierzipfeliger, außen brauner und nach Innen hin rotbrauner Kelch ausgebildet (Bilder 1, 3 und 6). Die Kelchblattzipfel sind bei der Japanischen Zaubernuss stärker zurückgeschlagen als bei der Chinesischen. Außerdem sind die Kronblätter der Japanischen Zaubernuss im Gegensatz zur Chinesischen knittrig und weisen wellige Ränder auf.
Die Blüten vertragen nach Literaturangaben Frost bis -10°C. Der Autor konnte feststellen, dass auch nach dem kurzen Wintereinbruch Mitte Februar 2021 mit mäßig strengen Frösten, über geschlossenen Schneeflächen mit Temperaturen um -12°C auch im Kosmosviertel, die teilweise bereits geöffneten Blüten dies überstanden haben.
Entsprechend konnten aktuelle Aufnahmen, gemacht ab dem 22. Februar des laufenden Jahres, als die Temperaturen steil nach oben stiegen, in den Beitrag eingefügt werden.
Die Früchte der Zaubernuss sind als kleine Kapselfrüchte ausgebildet, die ihre Samen im Herbst durch Aufplatzen herausschleudern. Dies wird durch laute Knackgeräusche begleitet. Die Samen sind schwarz.
Die Laubblätter sind rundlich-eiförmig.
Die Parrotie
Die Parrotie (Parrotia persica) wird auch als Eisenholzbaum bezeichnet.
Die Parrotie stammt, worauf im lateinischen Artnamen („persica“ für Persien) schon hingewiesen wird, aus dem iranischen Raum, wo sie vom Kaukasus bis in den Nord-Iran verbreitet ist. So ist sie in den gebirgigen Wäldern im Süden des Kaspischen Meeres zu finden, wo durch das hoch aufragende Elburs-Gebirge genügend Niederschlag durch Wolkenbildung im Gebirgsstau auftritt. Wegen ihres sehr harten Holzes trägt sie auch den Namen Eisenholzbaum. Bei uns ist sie eher in Form von Sträuchern oder kleinen Bäumen zu finden. Neben Parkanlagen und Gärten ist die Parrotie auch in städtischen Wohngebieten anzutreffen, so auch im Kosmosviertel: in einem Innenhof der Anlieger der Ortolfstraße in Nähe des Kiezladens WAMA (Bild 11) und ein zweites kleines Exemplar in den Parkbereichen an der Schönefelder Chaussee.
Die Parrotie gehört zur Familie der Zaubernussgewächse, wo sie neben der ebenfalls sehr frühblühenden gelben Zaubernuss auch mit dem aus Nordamerika stammenden Amberbaum familienverwandt ist.
Die Parrotie blüht ebenfalls recht früh, gewöhnlich ab Februar und bis in den März hinein. Jedoch ist in Phasen mit milden Winterwetterlagen das Öffnen der Blütenknospen mitunter schon in der zweiten Januarhälfte festzustellen. Vom Autor konnte so an einem Baum innerhalb einer städtischen Grünanlage im Kosmosviertel in Altglienicke-Süd das Aufbrechen der Blütenknospen beobachtet und dokumentiert werden (Bilder 7 bis 9). Hierbei zeigten sich schon die rot gefärbten, je Blüte dicht sitzenden Staubblätter.
Die kleinen Blüten sitzen zu mehreren dicht beieinander und weisen auffällig aus den Blüten ragende rote Staubblätter und schuppige dunkelbraune, sich samtig anfühlende Hochblätter auf. Der Kelch ist meist fünfteilig und schwach grünlich. Kronblätter sind im Gegensatz etwa zur familienverwandten Zaubernuss nicht entwickelt. Die Blüten sind jedoch wie bei dieser auch bei der Parrotie zwittrig. Die Spitzen der roten Staubblätter sind anfangs hingegen noch gelblich-grün.
Zur vollen Blüte ragen die roten Staubblätter büschelig an grünen Stielen aus den Blüten weit heraus, so dass sie als hängend wahrgenommen werden. Dies kann in sehr milden Spätwinterphasen, spätestens aber in der zweiten Märzhälfte erfolgen, wie Ende März 2021 an einem Baum im Kosmosviertel dokumentiert werden konnte (Bild 10). Beim Eschen-Ahorn hängen die ebenfalls roten Staubblätter an noch längeren Fäden weit heraus, daher gibt zu ihm, da er ebenfalls noch vor dem Laub-Austrieb zu blühen beginnt, keine Verwechslung.
Die Laubblätter der Parrotie sehen denen der Rot-Buche recht ähnlich (Bild 12). Sie besitzen relativ glatte Blattoberflächen, rundlich abschließende, leicht gewellte Ränder sowie eine ebenso an die Blätter der Rot-Buche erinnernde Nervatur. Jedoch zeigen viele Blätter der Parrotie eine unregelmäßige Zähnung. Die Blätter der Parrotie sind auch derber als die der Rot-Buche. Im Herbst färbt sich das Laub der Parrotie zunächst leuchtend rot und nachfolgend gelb, wobei rote Blätter mit gelben Blatträndern besonders attraktiv sind. Dabei werden durch Stoffumsetzungen in den Zellen der grüne Farbstoff Chlorophyll abgebaut und Carotine gebildet. Bei diesen Prozessen gelangen auch umgesetzte Stoffe in das Splintholz des Baumes, wo sie als Reserve für den Frühjahrsaustrieb zur Verwendung stehen.
Der ebenfalls zu den Zaubernussgewächsen zählende nordamerikanische Amberbaum weist dagegen einhäusig-getrenntgeschlechtige Blüten auf, also das Vorhandensein beide Geschlechter auf einem Baum, aber getrennt voneinander. Wie bei der Parrotie zeigt sich auch am Amberbaum eine dekorative Herbstfärbung seines Laubes in verschiedenen Rottönen (Bild 13). In Berlin stehen Amberbäume an vielen Stellen. Als zwei Beispiele seien die Bereiche der Fußgängerwege am Moabiter Ufer an der Spree in Tiergarten und Bäume vor dem Lindencenter in Hohenschönhausen (Bild 13) genannt.
Die Kapselfrüchte sind gehörnt und besitzen in der Regel 2, seltener auch bis zu 4 spitze Klappen. Sie springen bei Erreichen der Reife geräuschvoll auf und entlassen ihre Samen.
Die Kornelkirsche
Die Kornelkirsche ist ein Gehölz, das zur Familie der Hartriegelgewächse gehört. So ist sie beispielsweise mit dem Weißen oder dem Roten Hartriegel verwandt, die ebenfalls meist als Sträucher auftreten, auch wenn letztere zu einem sehr flächenfüllenden Wuchs neigen, was die Kornelkirsche eher nicht zeigt (Bilder 17 und 18).
Die lateinische Artbezeichnung ist Cornus mas, wobei auch der Weiße und der Rote Hartriegel der Gattung „Cornus“ angehören. Bisweilen wird die Kornelkirsche wegen ihrer gelben Blüten auch als Gelber Hartriegel bezeichnet. Der Rote Hartriegel hat seinen Namen daher, dass seine Zweige im Winter tiefrot gefärbt sind. Der Weiße Hartriegel besitzt farblos-weiße Früchte, der Rote Hartriegel schwarzblaue Früchte.
Wegen der Ähnlichkeit ihrer Steinfrüchte zu denen der Kirschen im engeren Sinne, die sonst alle zu den Rosengewächsen gehören, hat die Kornelkirsche die „Kirschen“-Bezeichnung in ihrem Namen. Daneben sind für dieses Gehölz aber auch noch weitere Namen gebräuchlich wie Herlitze oder Dürlitze.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Kornelkirsche befand sich in Kleinasien und in Südosteuropa, hier den Osten Österreichs miterfassend. Sie wurde jedoch schon seit längerem im gesamten mitteleuropäischen Raum durch Anpflanzungen in Parks, Gärten, Feldrainen, aber auch in lichten Wäldern innerhalb von Forsten verbreitet.
Die Kornelkirsche gehört zu den zeitigen Frühblühern, deren gelbe Blüten an den sonst noch blattlosen Trieben als erste Zeichen des sich nahenden Frühlings wahrgenommen werden (Bilder 14 a/b und 17). Sie ist keine eigentliche Winterblüherin wie beispielweise die ebenfalls oft gelb blühende Zaubernuss (Blüte bei dieser schon ab Januar möglich) oder die ebenfalls oft früher blühende rotblütige Parrotie. Die Blütezeit der Kornelkirsche beginnt in der Regel in der zweiten Februarhälfte und zieht sich im Tiefland noch bis in den März hinein.
Die ebenfalls gelb blühende Forsythie blüht dagegen erst ab den ersten Lenztagen im März bis in den April-Beginn hinein. Ihre Blüten sind vom Gelbton her satter als die Blüten der Kornelkirsche, was an den Anteilen der weißlichen Staubblätter bei der Kornelkirsche herrührt (Bilder 14 a/b und 15 a/b).
Die Blütenstände der Kornelkirsche bestehen aus 10 – 25 doldenartig angeordneten Einzelblüten. Ein Blütenstand bricht dabei aus einer Knospe, die 4 derbe Einzelschuppen aufweist, welche sich zur Blütezeit in gelbgrünliche Hochblätter verwandeln. Die kleinen Einzelblüten sind zwittrig, bestehen aus 4 gelben Kronblättern, die gerade mal 3 mm von der Länge messen, und weisen ein ringförmiges Polster aus Nektardrüsen auf (Bilder 15 a/b und 16).
Bestäubt werden die Blüten von Insekten. Daher stellen die Sträucher eine wertvolle Bienenweide in den auftretenden Wärmephasen des Vorfrühlings dar.
Die meist vielstämmigen Sträucher (Bild 17) bilden oft recht gerade Einzelstämmchen und Äste aus, die eine auch mitunter baumartige Wuchsform zeigen (Bilder 18 und 19).
Auch in städtischen Grünanlagen sind Kornelkirschen-Sträucher nicht selten. Teilweise erhalten diese auch einen Rückschnitt, wobei dann die Blütendichte zunächst geringer ist und in den Folgejahren dafür um so üppiger. So sind im Kosmosviertel in Altglienicke-Süd im Bereich der Venusstraße und am Pegasuseck zwischen Häusern und Gehwegen gepflanzte Kornelkirschen an verschiedenen Stellen anzutreffen (Bilder 17 und 18).
Die Zweig-Triebe der Kornelkirsche stehen wie bei den Ahornen streng gegenständig, d.h. zwei Triebe liegen sich direkt gegenüber (Bild 16). Ebenso sind die länglich eiförmigen Laubblätter gegenständig angeordnet. Die Blätter zeigen glatte Ränder und sind im selben Winkel zugespitzt wie sie sich zur Basis verschmälern. Auffällig sind die 3 – 5 bogigen, zur Spitze weisenden Blattadern. Die Unterseiten der Blätter sind heller, da stärker flaumig behaart als die Blattoberseiten.
Die Früchte sind rote, bis zu 2 cm lange Steinfrüchte von leicht eiförmig-länglicher Gestalt. Sie sind ab August an den Sträuchern sichtbar. Die leuchtend rote Farbe wird durch den Haut-Überzug verursacht und zieht Vögel an, die diese Früchte gern verzehren und so zur Verbreitung der Samen beitragen.
Die Kornelkirsche liefert ein sehr hartes und stabiles, aber auch elastisches Holz. Im Mittelalter noch wurden aus diesem Holz hochwertige Bogenwaffen hergestellt. Sonst wird es nach wie vor für Werkzeugschäfte, Leitersprossen, Lineale und Präzisionswerkzeuge verwendet.
Verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“