Blüten der Parrotie Anfang März, hier an einem Baum im Kosmosviertel (2021)
Baum-/Strauch-Vorstellung
heute: Japanische Zaubernuss – Parrotie – Amberbaum
Unter den frühblühenden Gehölzen sind eine Reihe von Arten zu finden, die durch ein sehr zeitiges Erscheinen ihrer Blüten auffallen, das oftmals noch deutlich im Winterzeitraum liegt. Neben der Haselnuss, deren männliche Kätzchen sich während milder Winterlagen bereits im Januar in voller Größe zeigen und darauf durch Öffnen der Staubblätter zu stäuben beginnen, sind die Chinesische und Japanische Zaubernuss, die Parrotie und der Silber-Ahorn Gehölzelemente, die schon im Februar anfangen zu blühen.
Die Zaubernussgewächse
Zu den in mitteleuropäischen Parks, Gärten und öffentlichen Grünanlagen anzutreffenden Vertretern aus der Familie der Zaubernussgewächse gehören zum einen die Gehölze der Gattung Hamamelis, die Großsträucher bilden können, und zum anderen die auch baumartig auftretende Parrotie der gleichnamigen Gattung Parrotia sowie der aus Nordamerika stammende Amberbaum (Gattung Liquidambar).
Allen, außer dem erst im Mai blühenden Amberbaum, ist ihre sehr zeitige Blüte gemeinsam, die bei sehr milden Winterwetterlagen teils schon im Januar beginnen kann.
Unter dem Namen „Zaubernuss“ laufen alle Gehölze der Gattung “Hamamelis.“ Ihre Ursprungsheimat haben sie in Fernost. Zu ihnen gehören die Chinesische Zaubernuss, die Japanische Zaubernuss sowie zahlreiche Hybrid-Sorten. Meistens sind es Sträucher, teils auch baumartige Großsträucher. Ihre Blütenfarbe reicht von sattgelb über orange bis rot.
Die Japanische Zaubernuss ist durchaus häufig auch in städtischen Grünanlagen zu finden, so auch beispielsweise im Kosmosviertel im Abschnitt hinter der Pegasus-Schule gegenüber von Venusstraße und Pegasuseck (Bild 1).
Die in Parks, Gärten und städtischen Grünanlagen anzutreffende frühblühende Zaubernuss bildet in ihrer Gestalt Sträucher (Bild 1) bis hin zum Großstrauch oder zum kleinen Baum. Arten aus Fernost wie die Japanische, die Chinesische oder die Hybrid-Kreuzung aus beiden erstgenannten sind hierbei bei uns recht häufig zu finden.
Sie sind extreme Frühblüher, sogenannte Winterblüher, die schon im Februar, lange vor dem Laubaustrieb, ihre mit gelben bandförmigen Kronblättern besetzten Blüten an den sonst noch kahlen Zweigen zeigen (Bilder 2 und 3).
Dabei sitzen mehrere Blüten dicht am Zweig in der Nähe der Knospen des später erfolgenden Laubaustriebes beieinander (Bild 4). Je Blüte sind 4 schmale und bis zu 2 cm lange Kronblätter von gelber Farbe, 4 kreuzweise stehende, tief im Kelch liegende Staubblätter und ein vierzipfeliger, außen brauner und nach Innen hin rotbrauner Kelch ausgebildet (Bilder 5 und 6). Die Kelchblattzipfel sind bei der Japanischen Zaubernuss stärker zurückgeschlagen als bei der Chinesischen. Außerdem sind die Kronblätter der Japanischen Zaubernuss im Gegensatz zur Chinesischen knittrig und weisen wellige Ränder auf.
Die Blüten vertragen nach Literaturangaben Frost bis -10°C. Der Autor konnte feststellen, dass auch nach dem kurzen Wintereinbruch Mitte Februar 2021 mit mäßig strengen Frösten, über geschlossenen Schneeflächen mit Temperaturen um -12°C auch im Kosmosviertel, die teilweise bereits geöffneten Blüten dies überstanden haben.
Entsprechend konnten Aufnahmen, gemacht ab dem 22. Februar des Jahres 2021, als die Temperaturen steil nach oben stiegen, für den Beitrag gewonnen werden.
Die Früchte der Zaubernuss sind als kleine Kapselfrüchte ausgebildet, die ihre Samen im Herbst durch Aufplatzen herausschleudern. Dies wird durch laute Knackgeräusche begleitet. Die Samen sind schwarz.
Die Laubblätter sind rundlich-eiförmig.
Die Parrotie
Die Parrotie (Parrotia persica) wird auch als Eisenholzbaum bezeichnet.
Die Parrotie stammt, worauf im lateinischen Artnamen („persica“ für Persien) schon hingewiesen wird, aus dem iranischen Raum, wo sie vom Kaukasus bis in den Nord-Iran verbreitet ist. So ist sie in den gebirgigen Wäldern im Süden des Kaspischen Meeres zu finden, wo durch das hoch aufragende Elburs-Gebirge genügend Niederschlag durch Wolkenbildung im Gebirgsstau auftritt. Wegen ihres sehr harten Holzes trägt sie auch den Namen Eisenholzbaum. Bei uns ist sie eher in Form von Sträuchern oder kleinen Bäumen zu finden. Neben Parkanlagen und Gärten ist die Parrotie auch in städtischen Wohngebieten anzutreffen, so auch im Kosmosviertel: in einem Innenhof der Anlieger der Ortolfstraße in Nähe des Kiezladens WAMA (Bild 7) und ein zweites kleines Exemplar in den Parkbereichen an der Schönefelder Chaussee.
Die Parrotie gehört zur Familie der Zaubernussgewächse, wo sie neben der ebenfalls sehr frühblühenden gelben Zaubernuss auch mit dem aus Nordamerika stammenden Amberbaum (Bild 16) familienverwandt ist.
Die Laubblätter der Parrotie sehen denen der Rot-Buche recht ähnlich (Bilder 8 und 9). Sie besitzen relativ glatte Blattoberflächen, rundlich abschließende, leicht gewellte Ränder sowie eine ebenso an die Blätter der Rot-Buche erinnernde Nervatur. Zu den Blattspitzen hin sind leichte Lappungen bzw. eine unregelmäßige Zähnung bei vielen Blättern der Parrotie ausgebildet. Die Blätter der Parrotie sind auch derber als die der Rot-Buche. Im Herbst färbt sich das Laub der Parrotie zunächst leuchtend rot und nachfolgend gelb, wobei rote Blätter mit gelben Blatträndern besonders attraktiv sind (Bilder 7 und 9). Dabei werden durch Stoffumsetzungen in den Zellen der grüne Farbstoff Chlorophyll abgebaut und Carotine gebildet. Bei diesen Prozessen gelangen auch umgesetzte Stoffe in das Splintholz des Baumes, wo sie als Reserve für den Frühjahrsaustrieb zur Verwendung stehen.
Die Parrotie während der Blüte im Spätwinter und zeitigen Frühjahr
Die Parrotie blüht ebenfalls recht früh, gewöhnlich ab Februar und bis in den März hinein. Jedoch ist in Phasen mit milden Winterwetterlagen das Öffnen der Blütenknospen mitunter schon in der zweiten Januarhälfte festzustellen. Vom Autor konnte so an einem Baum innerhalb einer städtischen Grünanlage im Kosmosviertel in Altglienicke-Süd das Aufbrechen der Blütenknospen beobachtet und dokumentiert werden (Bilder 10 bis 12). Hierbei zeigten sich schon die rot gefärbten, je Blüte dicht sitzenden Staubblätter.
Die kleinen Blüten sitzen zu mehreren dicht beieinander und weisen auffällig aus den Blüten ragende rote Staubblätter und schuppige, oberseits dunkelbraune, sich samtig anfühlende Hochblätter auf (Bilder 13 und 14). Von der Farbe her purpurrot sind nur die länglichen Staubbeutel, die zur vollen Blüte weit aus den Blüten ragend, an grünlichen Fäden hängen (Bilder 13 und 14). Die Unterseite dieser Hochblätter ist grün. Ein Kelch ist nicht ausgebildet. Die Hochblätter sind meist fünfteilig. Ebenso sind Kronblätter, im Gegensatz etwa zur familienverwandten Zaubernuss, nicht entwickelt. Die Blüten sind jedoch wie bei dieser auch bei der Parrotie zwittrig. Die weiblichen Organe (Narbe, Griffel, Fruchtknoten) sind nur schwer auszumachen. Die Spitzen der roten Staubbeutel sind anfangs hingegen noch gelblich-grün (Bild 12).
Zur vollen Blüte ragen die roten Staubblätter büschelig an grünlich-weißen Stielen aus den Blüten weit heraus, so dass sie als hängend wahrgenommen werden. Dies kann in sehr milden Spätwinterphasen, spätestens aber in der zweiten Märzhälfte erfolgen, wie Ende März 2021 und im März 2022 an einem Baum im Kosmosviertel dokumentiert werden konnte (Bilder 13 und 14). Beim Eschen-Ahorn hängen die ebenfalls roten Staubblätter an noch längeren Fäden weit heraus, daher gibt zu ihm, da er ebenfalls noch vor dem Laub-Austrieb zu blühen beginnt, keine Verwechslung.
Aus den bereits im Winter und zeitigem Frühjahr befruchteten Blüten entwickeln sich bereits zur Zeit des Erscheinens des jungen Laubes erkennbare, aber noch grüne Fruchtansätze (Bild 15). Aus ihnen entstehen im weiteren Verlauf bis in den Sommer und Herbst die gelbbraunen, gehörnten Kapselfrüchte. Diese bestehen aus zwei Klappen, die zur Reifezeit aufspringen und die Samen so herausschleudern.
Der ebenfalls zu den Zaubernussgewächsen zählende nordamerikanische Amberbaum weist im Gegensatz zu den zwittrigen Blüten der Zaubernuss und der Parrotie einhäusig-getrenntgeschlechtige Blüten auf, also das Vorhandensein beide Geschlechter auf einem Baum, aber getrennt voneinander. Wie bei der Parrotie zeigt sich auch am Amberbaum eine dekorative Herbstfärbung seines Laubes in verschiedenen Rottönen (Bild 16). Die Laubblätter des Amberbaumes sind schon im grünen Zustand während des Frühjahrs und Sommers durch ihre fünfzähligen spitzen Lappen, die den Blättern ein sternförmiges Aussehen verleihen, enorm dekorativ.
In Berlin stehen Amberbäume an vielen Stellen. Als zwei Beispiele seien die Bereiche der Fußgängerwege am Moabiter Ufer an der Spree in Tiergarten und Bäume vor dem Lindencenter in Hohenschönhausen (Bild 16) genannt.
Zaubernuss, Parrotie und Amberbaum sind beliebte Zierelemente unter den Gehölzen. Aber nicht nur in Parks und Gärten sind sie zu finden. Besonders der Amberbaum ist wegen seiner gegenüber dem trockenen Stadtklima recht großen Resistenz ein zunehmend häufig angepflanzter Straßenbaum, vor allem in städtischen Wohnquartieren.
Die Kapselfrüchte sind gehörnt und besitzen in der Regel 2, seltener auch bis zu 4 spitze Klappen. Sie springen bei Erreichen der Reife geräuschvoll auf und entlassen ihre Samen.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“