Baum-Präsentation
heute: Die Schwedische Mehlbeere – sowie ihre nahen Verwandten, die Eberesche und die
Gewöhnliche Mehlbeere
Die Schwedische Mehlbeere (Bilder 1 bis 5) ist als Bastard aus der natürlichen Kreuzung von Eberesche (Vogelbeere) und der Gewöhnlichen Mehlbeere hervorgegangen. Sie ist als eigene Art erbfest, erzeugt also eigene Art-Nachfolger. Jede dieser Arten, zu denen noch weitere regionale, auf natürliche Weise entstandene Kreuzungen zählen, wie beispielsweise die Vogesen-Mehlbeere, gehören zu den Rosengewächsen. Gemeinsam der Gattung Sorbus angehörend, sind sie auch mit dem Speierling verwandt. Die Laubblätter der Schwedischen Mehlbeere sind leicht fiederspaltig gelappt, die Blatt-Unterseiten sind grau-filzig, die Blatt-Ränder unregelmäßig gezähnt (Bild 2). Die Blütezeit beginnt mit oder kurz nach dem Laub-Austrieb im Monat Mai. Die Blüten der Schwedischen Mehlbeere sind denen der Eberesche sehr ähnlich (Bilder 3, 4 und 6, 7). Sie sitzen aber nicht in ganz so großer Zahl in den Schirmrispen wie bei dieser. Fünf weiße Kronblätter mit runden Rändern (wie bei der Eberesche!) und gelbe bis leicht rosafarbene Staubbeutel an langen weißen Fäden sind kennzeichnend. Die kleinen Apfel-Früchte färben sich ab dem Spätsommer orangerot (Bilder 5a – c). Sie sind jedoch in einer Rispe nicht so zahlreich wie die der Eberesche bzw. Vogelbeere (Bilder 5a – c, 6, 7 und 8). Die Gewöhnliche Mehlbeere gleicht, abgesehen von den Blattformen der Belaubung, sehr der Schwedischen Mehlbeere (Bilder 10 bis 12).
Ihr dekoratives Erscheinungsbild erhält die Schwedische Mehlbeere in der Blütezeit durch das weiß gefleckte Muster auf grünem Laub-Hintergrund (Bilder 1a – 1e), verursacht durch die regelmäßig verteilten Blütenrispen, im Spätsommer und Herbst dann durch ihre leuchtend orangeroten bzw. kräftig grellroten Früchte (Bild 5). Nah betrachtet, sind die nach vorn gezähnten fiederspaltigen Blattformen ebenfalls interessant (Bild 2).
Die robuste und klimaverträgliche Schwedische Mehlbeere ist in den städtischen Grünanlagen bei uns häufig angepflanzt. So ist sie auch in verschiedenen Arealen im Kosmosviertel anzutreffen (Bilder 1a – 1e).
Laubblätter der Schwedischen Mehlbeere
Die Laubblätter der Schwedischen Mehlbeere sind leicht fiederspaltig gelappt, die Blatt-Unterseiten sind grau-filzig, die Blatt-Ränder unregelmäßig gezähnt (Bild 2). Da die Schwedische Mehlbeere aus der Kreuzung von Gewöhnlicher Mehlbeere und der Vogelbeere (oder Eberesche) entstanden ist, zeigen ihre Laubblätter Merkmale der Blätter beider Arten insich vereint. Die fiederspaltigen Blattränder sind an der Spitze zunächst fast nicht ausgebildet, wo das Blatt dem der Gewöhnlichen Mehlbeere ähnelt. Im mittleren Teil des Blattes sind zunehmend zur Spreite hin stärkere Einkerbungen ausgebildet. Hier kann von Blattlappen gesprochen werden. Zum Blatt-Stiel hin sind oft isolierte, einzelne Blattfiederchen zu sehen, ähnlich wie bei der Eberesche (Bild 2). Ähnliche Laubblätter wie die Schwedische Mehlbeere weist aber auch die Vogesen-Mehlbeere auf. Jedoch sind bei dieser die Einbuchtungen weniger ausgeprägt.
Blüte
Die Blüten der Schwedischen Mehlbeere öffnen sich Anfang Mai kurz nach oder mit dem Blattaustrieb (Bild 3). Die Schwedische Mehlbeere blüht jedoch früher als die Gewöhnliche Mehlbeere, was durch die Einkreuzung mit der Vogelbeere (Eberesche) erklärt werden kann. Die kühleres Klima liebende Vogelbeere ist zwar in Skandinavien und den deutschen MIttelgebirgen spät in ihrer Blüte, jedoch blüht sie im wärmeren mitteleuropäischen Flachland dagegen um so früher.
Die Blüten stehen in sogenannten Blütenrispen (Bilder 3a – 3c und 4). Die Gesamtzahl der Einzelblüten bei der Schwedischen Mehlbeere wie auch bei der Gewöhnlichen Mehlbeere ist dabei pro Rispe wesentlich geringer als die der Rispen der Eberesche. Die Blütenrispen der Eberesche sind dabei in mehrere Abschnitte strukturiert (Bild 7). Die fünfzählig mit weißen Kronblättern ausgestatteten Blüten der Schwedischen Mehlbeere sind denen der Eberesche sehr ähnlich. Sie sind typisch für wilde Rosengewächse. Die auffallend weit herausstehenden Staubblätter mit ihren Staubbeuteln umrunden Griffel und Narbe im Zentrum (Bild 4). Nektardrüsen ziehen zahlreiche Insektenarten an, neben Bienen und Hummeln auch verschiedene Fliegenarten, darunter Schwebfliegen, auch Aasfliegen wie Goldfliegen und verschiedene Käferarten (Bild 7). Die Blüten der Mehlbeeren und der Eberesche riechen süßlich, aber auch vermengt mit einer fischigen, leicht an Aas erinnernden Note.
Früchte
Die Früchte sind als kleine Apfelfrüchte ausgebildet (Bilder 5a bis 5c). Sie sehen denen der Eberesche und der Mehlbeere sehr ähnlich. Ab Ende Juli und im August beginnen sie sich orangerot zu verfärben. Im Herbst sind sie dann kräftig dunkelrot. Sie stehen nicht so zahlreich wie in den fruchtreichen Rispen der Eber- oder Vogelbeere (Bild 9).
Eberesche (Vogelbeere)
Die Eberesche ist ein typisches Gehölz der montanen Stufe der Mittelgebirge. Sie kommt von den Alpen, hier auch in Bergwäldern der hochmontanen Stufe, bis weit nach Skandinavien, so nach Norden bis über Mittelschweden hinaus, vor. Im norddeutschen Tiefland beginnt sie etwa gleichzeitig mit der Schwedischen Mehlbeere zu blühen. Im Kosmosviertel war dies im Jahr 2020 zu Mai-Beginn, 2021 hingegen infolge des Kälteeinbruchs im Februar und des unterkühlten Aprils erst um Mitte Mai herum (Bild 6).
In den Berliner Forsten ist die Eberesche ein meist nur kleine Bäume bildendes Gehölz. Sie ist durch die allgemeine Klimaerwärmung und die mit ihr einhergehende Zunahme der Trockenheit in ihrem Wachstum stark gehemmt. Auch benötigt sie genug Licht zum Wachsen. Sandböden leiten wesentlich schneller das Wasser ab, wegen ihrer wesentlich höheren Drainage, als tonreiche Böden, die das Wasser länger halten können. Daher sind Gebirgsverwitterungsböden für diesen Baum wesentlich besser geeignet, vornehmlich saure Verwitterungsböden über kristallinen Festgesteinen.
In den Moränenzügen, die als Folge der letzten Vereisung, des Weichsel-Glazials, in Berlin und im brandenburgischen Umland sowie in Mecklenburg-Vorpommern zurückblieben, finden sich neben Sand auch Steine verschiedenster Größe und ein relevanter Ton-Anteil. So sind in den Müggelbergen doch eine Anzahl meist jedoch kleinerer Ebereschen zu finden (Bild 7).
Gewöhnliche Mehlbeere
Die Gewöhnliche Mehlbeere blüht, auch im Flachland, erst Ende Mai (Bild 10) und somit auch dort deutlich später als die Schwedische Mehlbeere und die Vogelbeere (Eberesche). Im Kosmosviertel war die Blüte 2020 Ende Mai, bis fast in den Juni reichend.
Als robuster Straßenbaum und Element für städtische Grünanlagen gut geeignet, ist die Gewöhnliche Mehlbeere genauso gut geeignet wie die Schwedischen Mehlbeere. Anders als die Eberesche oder Vogelbeere kommt sie mit Trockenheit besser zurecht. Das Kosmosviertel gründet jedoch ebenfalls auf eiszeitlichen Moränenböden, hier der Teltow-Hochfläche, die recht gute Voraussetzungen für die Wachstumsbedingungen liefern, so was Nährstoffe (Kalium, Magnesium, Nitrat, Phosphat) als auch die Wasserverfügbarkeit (Tonanteil verhindert das zu schnelle Versickern des Wassers) angeht.
Mehlbeere, Schwedische Mehlbeere und Eberesche erreichen nur mittlere Baumgrößen. In den höheren Lagen der Mittelgebirge, etwa um 600 – 1000 m, sind ältere und recht große Exemplare der Eberesche anzutreffen. In den Tieflagen Nord- und Ostdeutschlands ist als Folge der zunehmenden Trockenheit ein Rückgang bzw. eine Verkümmerung in den Beständen der Eberesche zu verzeichnen. Das Holz ist wie bei vielen Obsthölzern, z.B. der Süßkirsche, gut geeignet zum Drechseln.
Die Schwedische Mehlbeere wird als ein geschätzter Straßen- und Stadtbaum, auch wegen seiner Resistenz gegen die städtische Abgasbelastung und seiner dekorativen Wirkung, gerne angepflanzt (Bild 1). Eine künstliche Bewässerung in trockenen Sommerperioden wird aber auch bei diesem Baum zunehmend unumgänglich werden.
Im Kosmosviertel finden sich als Straßenbaum-Begrenzung sowie im Bereich von Parkanlagen (Bild 1) des Wohnbereichs sowohl die Schwedische Mehlbeere wie auch die Gewöhnliche Mehlbeere (Bilder 10 und 11), da diese Bäume resistenter gegen Luftschadstoffe und Klimastress (Trockenheit) als die Vogelbeere sind. Die Eberesche oder Vogelbeere (Bilder 6, 8 und 9) findet sich dagegen in städtischen Wohnquartieren eher in Grünanlagen der Innenhofbereiche, die rein der Erholung dienen, wo sie in kleinen Gruppen oder in unregelmäßiger Bepflanzung auftritt. An der Schönefelder Chaussee ist sie hier und da im näheren Bereich der Häuserblöcke anzutreffen, also fern der Hauptstraße.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“