Baum-Präsentation
heute: Die Schwarz-Erle
Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) gedeiht vorzugsweise auf feuchten Standorten. Sie ist ein Grundwasseranzeiger. Daneben ist sie verbreitet an Gewässerufern (Bild 1b) und in moorigen Verlandungszonen sowie in Auenwäldern zu finden. Dabei verträgt sie periodisch wechselnde Wasserstände, wobei oft im Frühjahr die Bäume an der Basis im Wasser stehen. Solche durch Erlen dominierte Wälder werden auch als Erlenbruchwälder bezeichnet. In Berlin und Brandenburg und im gesamten norddeutschen Flachland sind Schwarz-Erlen weit verbreitet. In Nordskandinavien fehlen sie dagegen.
Die Erlen, zu denen in Europa neben der weit verbreiteten Schwarz-Erle auch die Grau-Erle und die im Hochgebirge anzutreffende strauchige Grün-Erle gehören, sind mit den Birken, aber auch mit der Haselnuss und der Hainbuche verwandt. Nach neueren Zuordnungen werden alle die genannten Bäume zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae) gerechnet, wogegen die Haselnuss und die Hainbuche nach früheren systematischen botanischen Zuordnungen in die eigens aufgestellte Familie der Haselgewächse (Corylaceae) gestellt wurden. Dies ist eben in älteren Bestimmungsbüchern noch zu finden.
An künstlich angelegten Teichen in städtischen Grünanlagen, so z.B. im Kosmosviertel, hier mit Abdichtung und nicht grundwassergespeist, sind Schwarz-Erlen ebenfalls als Uferbepflanzung zu finden (Bilder 1a und 10).
Die Grün-Erle ist ein in den hochmontanen und subalpinen Höhenlagen, z.B. der Alpen, vorkommendes Vegetationselement, dass neben Weiden Hänge besiedelt, die eine Lawinenresistenz erfordern. Die Grau-Erle wächst verbreitet in Mittelgebirgslagen und in Gebirgstälern, hier ebenfalls vorrangig auf feuchten Böden wie die Schwarz-Erle. Sie liebt aber eher kalkige Böden.
Schwarz-Erlen bilden in Beständen eher schlanke, hoch aufragende Baum-Gestalten. Dabei dominieren horizontal vom Stamm abgehende Astbereiche, die sich erst in den belichteten Außenbereichen dichter verzweigen (Bild 9). Frei stehend sind diese waagerechten Äste häufig weit ausladend.
Des weiteren ist für Schwarz-Erlen, die nahe des Grundwasserspiegels im Überflutungsbereich wachsen, basale stammartige Verdickungen und Wurzelreiser typisch, d.h. dichte Stock-Ausschläge an der oft vedickten Basis (Bild 1b). In verlandenden Nieder-Moorbereichen können sich Schwarz-Erlen zusätzlich mit Hilfe stickstoff-bindender Pilze, mit denen ihre Wurzeln in Symbiose leben, mit Stickstoff versorgen, da wegen der Sauerstoff-Armut in diesen immer noch staudurchnässten Böden Oxidationsprozesse, die die Zersetzung organischer Materie und das Freiwerden löslicher Stickstoffverbindungen (Ammonium-Ionen, Nitrat-Ionen) fördern, gebremst werden.
Sowohl Splint- als auch Kernholz der Schwarz-Erle verfärben sich nach dem Einschlag schnell orangerot. Für die europäische Schwarz-Erle ist auch der Name Rot-Erle gebräuchlich. Jedoch ist die aus dem westlichen Nordamerika stammende Oregon-Erle (Alnus rubra), die bei uns selten, meist eher in Parks und botanischen Gärten anzutreffen ist, als amerikanische Rot-Erle bekannt und darf namentlich nicht verwechselt werden.
Erlen-Blüte
Bei milden Wetterlagen teils schon ab Ende Februar, sonst allgemein ab dem März zeigen sich an den Bäumen in auffallender Weise die zahlreich an den äußeren Ästen hängenden männlichen Blütenkätzchen (Bild 5). Sie werden jedoch, ebenso wie die viel kleineren, unscheinbaren weiblichen Blütenstände, bereits im Vorjahr angelegt. Jedoch nimmt das Volumen der männlichen Kätzchen durch die Öffnung der zahlreichen an ihnen sitzenden Staubblätter in einem Maße zu, dass die optische Erkennung stark erhöht.
Die Blütengeschlechter der Erlen sind einhäusig verteilt, d.h. auf einem Baum sitzen männliche und weibliche Blütenstände. Wie bei der Birke, der Haselnuss und der Hainbuche sind zylindrische männliche Blütenkätzchen, die aus zahlreichen Staubblättern bestehen, ausgebildet. Die oberseits an den Zweigen in Nähe der männlichen Kätzchen sich befindenden weiblichen Blütenstände sind hingegen sehr viel kleiner (Bilder 2 bis 4). Die Bestäubung erfolgt wie bei Haselnuss, Birke und Hainbuche durch den Wind. Befruchtet werden aber meist nur Samenanlagen, die durch Pollen anderer Baum-Individuen bestäubt werden.
Die Erle blüht in der Regel im März, noch deutlich vor dem Laub-Austrieb. Jedoch ist die Blütezeit gewöhnlich später als bei der Haselnuss, die für den ersten größeren Pollenflug verantwortlich ist. Die Birke wiederum blüht erst nach der Schwarz-Erle, meistens ab Anfang April.
Zur Blütezeit öffnen sich an den bis zu 8 cm langen männlichen Blütenständen (Kätzchen) die Staubblätter, die außen rotbraune Schuppen tragen (Bilder 2, 3 und 11). Angelegt werden diese, zunächst noch geschlossene Schuppen aufweisenden Kätzchen bereits im Spätsommer des Vorjahres. Beim Öffnen der Staubblätter im Frühjahr nehmen die Blütenstände an Dicke zu und wechseln in eine gelblich-grüne Farbe. Rundliche Staubbeutel mit gelblichem Pollen warten im Inneren darauf zu zerplatzen und ihren Pollen abzugeben (Bilder 2, 3 und 11). An Verzweigungen hängen immer zwei Kätzchen, wobei mehrere Verzweigungen neben- und übereinander bis zu 6 männliche Kätzchen eng liegend gruppieren (Bei der Birke sind es nur je zwei Kätzchen pro Zweigspitze.).
Die weiblichen Blütenstände sind oberseits der männlichen Kätzchen, meist zu dreien, an kurzen Zweigen ansitzend (Bilder 2 und 3) zu finden. Sie sind mit wenigen Millimetern Länge sehr klein. Sie hängen ebenfalls eher herab, im Unterschied zu den eher aufwärts weisenden weiblichen Blütenständen der Eichen. Von der Struktur her sind die weiblichen Blütenstände der Erlen interessant, da sie verkleinerten Zapfen vieler Nadelbäume ähneln, aber auch deren Blütenzapfen. Daher werden sie auch als zapfenähnliche Fruchtstände bezeichnet (Bilder 2 und 3). Die rötlich-braunen Schuppen der Fruchtblätter öffnen sich zur Bestäubungsphase. Von der Form her sind die Blütenstände eiförmig (Die ebenfalls kleinen weiblichen Blütenstände der Birke sind hingegen schmal-länglich und grünlich-rot, mit abstehenden Fruchtblättern.).
Im Anschluss an die Befruchtung der Samenanlagen wachsen die weiblichen Blütenstände noch im Frühjahr zu noch unreifen Fruchtständen heran, wobei sie zunächst grün werden und Größen von etwa 1,5 bis max. 2,5 cm erreichen. Die Oberflächen sind dann häufig klebrig überzogen.
Zur Samenreife bis in den Herbst verholzen die Fruchtstände und färben sich tief dunkelbraun (Bilder 8 a und 8 b).
Laubblätter
Die Laubblätter der Schwarz-Erle zeigen bei einer großen Zahl von ihnen am Vorderende herzförmige Einbuchtungen bzw. Einkerbungen zur Mittelader hin (Bild 6). Dies ist ein Unterscheidungsmerkmal zu den sonst ähnlichen Blättern der Grau-Erle oder der im Hochgebirge vorkommenden Grün-Erle, die dieses Merkmal nicht zeigen. Sonst sind sie zur Basis hin breit keilförmig, im vorderen Blattdrittel dabei am breitesten. Ist keine Einkerbung am Ende vorhanden, ist das Blatt dort wie bei den Grau-Erlen leicht zugespitzt. Die Blattränder sind leicht gelappt und gesägt. Auch die Beschreibung doppelt gesägt ist hierfür gebräuchlich. Die seitlichen Blattadern sind, fast streng zueinander parallel verlaufend, etwa 45° nach vorn gerichtet.
Junges Erlen-Laub des Frühjahrs besitzt oft klebrige Blatt-Oberflächen. Dies kann noch im Frühsommer wahrgenommen werden. Später fühlen sich die Blätter trocken und rau an. Gelbliche Achselbärtchen befinden sich auf der Blatt-Unterseite.
Die Laub-Blätter der Schwarz-Erle verfärben sich im Herbst kaum, jedenfalls solange sie an den Bäumen hängen. Das vorher dunkle Grün wird blasser und weicht einem Braungrün. Jedoch sind Gelb- oder Rotfärbungen eher selten. Zu Boden gefallene Blätter sind insgesamt noch als grün anzusprechen. Jedoch färben sich diese Blätter am Boden sehr schnell schwärzlich-braun. Ein Teil der Herbstblätter kann auch am Baum schon schwarze Flecken zeigen.
Fruchtstände und Früchte
Aus den verzweigt in Gruppen von 2 bis 8 ansitzenden weiblichen Blütenständen entwickeln sich zunächst noch kleine grüne Fruchtstände (Bild 7), die dann bis in den Herbst zu dunkelbraunen, verholzten Fruchtständen heranreifen. Diese verbleiben bis über den Winter am Baum. Dabei öffnen sich die samentragenden Fruchtschuppen weit abspreizend (Bilder 8 a und 8 b). Diese zapfenartigen Fruchtstände sind eiförmig und etwa 1,5 bis max. 2,5 cm lang. Die Samen sind im September und Oktober des Blütejahres reif. Die kleinen Nussfrüchte sind schwimmfähig, werden also auch durch das Wasser verbreitet. Daneben ist eine Verbreitung durch den Wind gegeben. Die Keimfähigkeit der Samen ist nur kurz und erfolgt nur in ausreichend feuchter Umgebung.
Auch in städtischen Grünanlagen sind Schwarz-Erlen durchaus hier und da zu finden. Meistens sind sie auch dort, wo offene Wasserflächen in die Anlagen integriert sind, nah der Ufer gepflanzt (Bild 10).
Im Kosmosviertel, wo der Grundwasserspiegel erst in größerer Tiefe beginnt, sind am „Ufer“ eines künstlichen, von unten abgedichteten Teiches im zentralen Grünzug wenige Schwarz-Erlen vorhanden, die hier gepflanzt wurden (Bild 10). Sogar im Mittelabschnitt der Schönefelder Chaussee ist im Parkbereich vor den Wohnblöcken eine einzelne kleine Schwarz-Erle zu finden (Bild 11).
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“