Baum-Präsentation
heute: Die Scharlach-Eiche und die Rot-Eiche
Diese beiden ursprünglich in Nordamerika beheimateten Eichen-Arten sind in Mitteleuropa schon seit längerem etabliert. Im Gegensatz zur Scharlach-Eiche wurde bzw. wird die robuste Rot-Eiche auch als Forstbaum in den Wäldern Berlins und Brandenburgs schon seit mehr als 100 Jahren angepflanzt. Dort ersetzt sie als fremdländische Art die heimischen Arten, die Trauben- und die Stiel-Eiche. Der Hintergrund war dabei, dass bei der Rot-Eiche auf eine größere Widerstandfähigkeit gegenüber klimatischen Stress-Perioden und Schädlingsbefall (z.B. Prozessionsspinner-Raupen) gesetzt wurde. Nicht zuletzt sollte sie als Holzlieferant dienen. Die ökologische Verträglichkeit fremdländischer Arten innerhalb von lange etablierten Lebensgemeinschaften mit ihren komplexen Beziehungen ist jedoch dabei nicht im vollen Maße gewährleistet. Das gilt auch für die symbiotisch mit den Bäumen lebenden Pilze.
Die Scharlach-Eiche ist dagegen recht oft als Baumbepflanzung in Grünanlagen, Parks und an Straßen innerhalb von Städten zu finden. In Berlin sind junge Anpflanzungen von Scharlach-Eichen an einer immer größeren Zahl von Straßenzügen zu beobachten. Diese Eiche hat neben einer stadtverträglichen Robustheit einen hohen dekorativen Wert, von der Form der Laubblätter angefangen bis hin zur intensiv scharlachroten Verfärbung des Laubes im Herbst. Als Beispiel seien Straßenzüge in den Wohnanlagen am Moabiter Ufer in Berlin-Tiergarten genannt.
Scharlach-Eiche
Die Scharlach-Eiche zeigt Baumgestalten, die, wenn die Bäume freistehen, von weit ausladenden, fast waagerechten Ästen gekennzeichnet sind (Bilder 1, 2 und 9).
Im Kosmosviertel steht solitär ein gut gewachsenes Exemplar im zentralen Grünzug im Bereich unweit der Siriusstraße (Bilder 1, 2 und 9). Ein kleineres Exemplar neben diesem ist leider verkümmert und bereits entfernt worden. Im Frühjahr des Jahres 2021 erfolgte bei dem großen Exemplar ein Astschnitt, wobei die unteren, sehr weit ausladenden Äste entnommen wurden (Bild 1). Dies wird jedoch auch getan, um die Bäume zu kräftigem Wachstum anzuregen.
Die Rinde der Scharlach-Eiche zeigt typische Längsrisse, ist jedoch bei gleichen Stammdurchmessern noch wesentlich glatter als die sich bereits tieffurchig entwickelnde Borke bei den Trauben- und Stiel-Eichen.
Laubblätter
Die Laubblätter der Scharlach-Eiche (Quercus coccinea) zeigen beidseitig 3 – 4 in Spitzen auslaufende Lappen. Zwischen den Lappen sind die Blätter tief eingebuchtet (Bilder 3, 4 und 5a/b). Am Blatt-Ende bildet ein dreispitziger Lappen den Abschluss. Auch die Bezeichnung „geschlitzt“ wird für diese Blattformen verwendet. Die Laubblätter unserer heimischen Eichen-Arten (Trauben- und Stiel-Eiche) zeigen dagegen Lappungen mit den typischen Rundungen zu den äußeren Enden hin, die diese Blätter für die meisten von uns als Eichenblätter erkennbar machen. Bei der Trauben-Eiche sind diese Lappen regelmäßiger geformt, bei der Stiel-Eiche unregelmäßiger. Insgesamt sind die Laubblätter bei allen Eichen längsgestreckt. (Die mit den Eichen über die Buchengewächse verwandte Edel- oder Esskastanie zeigt deutlich längliche Laubblätter, mit einer großen Zahl wie gesägt wirkender Lappen, die sehr spitz, fast stechend zulaufen.)
Die Spitzen der Lappen der Scharlach-Eiche zeigen oft zusätzlich schmale aufgesetzte Spitzen (Bild 3). Dies ist im Gegenlicht deutlich zu sehen.
Bei den Blättern der Scharlach-Eiche gibt es jedoch eine Verwechslungsmöglichkeit. Die ebenfalls in Nordamerika beheimatete Sumpf-Eiche (Quercus palustris) besitzt sehr ähnlich geformte Laubblätter. Sie bevorzugt jedoch feuchtere Standorte und ist dem mehrheitlich trockenem Klima der östlichen mitteleuropäischen Städte nicht gewachsen.
Herbstfärbung des Laubes
Scharlach-Eiche
In der Regel ab dem Oktober beginnt sich das Laub der Scharlach-Eiche, erst partienweise, dann das ganze Blattwerk des Baumes erfassend, intensiv rot zu färben. Dies wird durch die Bildung von Karotinen (Farbstoffen) verursacht, die durch den Abbau des grünen Farbstoffs Chlorophyll, der in der Vegetationszeit für die Photosynthese verantwortlich ist, gebildet werden.
Bei der Scharlach-Eiche bilden sich direkt aus den vorher grüngetönten Blättern rotgetönte Blätter, wobei oft an den einzelnen Blättern Partien zu beobachten sind, die entweder noch mehrheitlich grün sind oder bereits mehrheitlich rot (Bilder 5a/b und 7). Die kräftige rote Tönung wirkt oft blut- bzw. scharlachrot (Name!) (Bild 6). Gelbe Farbtöne fehlen bei dieser Eichen-Art, im Gegensatz zu den heimischen Eichen-Arten.
Durch sich bildende Karotine können bei anderen Bäumen aber auch die gelben Farbstoffe gebildet werden. Sehr schön ist dies bei den Ahornen zu sehen. Beim heimischen Spitz-Ahorn können beide Farbtöne, rot und gelb, im Herbst am Laub der Bäume auftreten (Bild 2).
Rot-Eiche
Bei der ebenfalls aus Nordamerika stammenden und bei uns in den Forsten, seltener auch in den Städten anzutreffenden Rot-Eiche färbt sich das Laub in der Regel nur bei jungen, noch recht kleinen Bäumen rot. Das Laub größerer Bäume zeigt im Herbst gelbe Farbtöne. Scheinbar orangerote Färbungen erweisen sich bei näherem Hinsehen als braun vertrocknete Blattpartien, die im Anschluss an die Gelbfärbung entstehen. Im sonnigen Gegenlicht leuchten diese Blätter dann orangerot auf, ähnlich wie bei trocken werdendem Laub an den Bäumen der Rot-Buche.
Blüten
Die Blütezeit beginnt wie bei den heimischen Arten der Trauben- und Stiel-Eiche auch bei der Scharlach-Eiche im Schnitt Anfang Mai. Sie dauert dann noch bis über Mitte Mai hinaus. Ebenso sind bei ihr einhäusig-getrenntgeschlechtige Blüten ausgebildet, d.h. beide Blütengeschlechter sitzen auf einem Baum. Die Blüten selbst sind auf Blütenständen zu finden.
Die wegen ihrer Größe wesentlich auffälliger erscheinenden männlichen Blütenstände sind an den Zweigen herabhängende Kätzchen (Bild 8). Sie sehen denen der heimischen Eichen recht ähnlich. Dabei hängen mehrere dieser Kätzchen in Büscheln nah beieinander. Die Kätzchen sind durch zahlreiche kurzstielige Staubblätter besetzt (Bild 8), die spiralig um die Kätzchenachse angeordnet sind. Der Pollen wird bei trockener Wetterlage durch Öffnen der Staubblätter abgegeben.
Die weiblichen Blütenstände sind fast unscheinbar klein und oberseits der Zweige zu finden. Sie sind einzeln oder zu zweit an etwa 1 cm langen Stielen zu finden. Jede Blüte besitzt bereits einen kleinen sichtbaren Fruchtbecher (für Buchengewächse typisch). Bei den heimischen Eichen-Arten (Trauben- und Stiel-Eiche) sind die weiblichen Blütenstände oft rötlich.
Baum-Gestalten
Bei freiem Wuchs bilden die Bäume der Scharlach-Eiche breit-pyramidale Kronen aus. An Straßen und anderen wegeartigen Verkehrsachsen sind in den Städten, so auch in Berlin, häufig Reihenpflanzungen dieser Eichen-Art zu sehen. Die unteren Äste sind dabei, wenn sie nicht einem kürzlich erfolgten Astschnitt geopfert wurden, waagerecht und sehr weit ausladend (Bild 9).
Rot-Eiche
Die ebenfalls ursprünglich in Nordamerika beheimatete Rot-Eiche (Quercus rubra) ist, wie bereits erwähnt, als Forstbaum in den Wäldern Berlins und des brandenburgischen Umlandes recht häufig zu finden. Aber auch als Stadtbaum ist sie in den Grünanlagen und Parks anzutreffen.
Im Kosmosviertel steht ein gut gewachsenes Exemplar im Bereich nordöstlich hinter dem Familienzentrum (Bild 10).
Die Laubblätter der Rot-Eiche besitzen ebenfalls spitz zulaufende Lappen, im Unterschied zu den rundbelappten Blättern der heimischen Trauben- und Stiel-Eiche (Bild 11). Andere, auch in Europa beheimatete Eichen-Arten, wie z.B. die Zerr-Eiche (Quercus cerris), die in Berlin auch neuerdings als Stadtbaum anzutreffen ist, besitzen insgesamt rundlich erscheinende Lappen, die zwar Spitzen an den Enden aufweisen, jedoch rundlich gekrümmte Blattkanten. Ein Exemplar ist unweit des Kosmosviertels an der Ecke Schönefelder Chaussee / Wegedornstraße anzutreffen. Die Zerr-Eiche stammt aus Südost-Europa.
Die Einbuchtungen zwischen den Lappen sind an den Laubblättern der Rot-Eiche jedoch bei Weitem nicht so tief wie bei den Blättern der Scharlach-Eiche (Bild 11).
Früchte
Die Eichelfrüchte der Rot-Eiche wie auch der der Scharlach-Eiche sind in ihrer Gestalt gedrungener als die der heimischen Eichen-Arten, der Trauben- und Stiel-Eiche. Dies ist durch ein größeres Verhältnis von Breite zur Länge bedingt. Die Eicheln sitzen bei allen Eichen, ebenso wie die Bucheckern der Rot-Buche, in Fruchtbechern, sog. Cupulae. Bei den heimischen Arten sind pfeifenartige Becher ausgebildet. Die Becher der Früchte der Rot- und Scharlach-Eiche sind flach und breitkrämpig entwickelt (Bilder 4 und 12).
Verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“