Baum-Präsentation
heute: Die Sal-Weide
Unter den Weiden gehört sie zu den Frühblühern. Eng mit ihr verwandt ist die Grau-Weide, auch Asch-Weide genannt. Wogegen die Grau-Weide bevorzugt in Form von strauchigen, niedrigen Gehölzen auf nassen Böden und Verlandungszonen von Gewässern vorkommt, ist die Sal-Weide in ihrer Standortverbreitung vielfältiger. Auch sie ist eine Pionierpflanze, die aber neben verlandenden Uferbereichen und feuchten Wiesen auch trockenere Areale, so Brachen und Halden über Geröll und Schutt besiedelt. Im gewässerreichen Berlin und seinem Umland sind Sal-Weiden durchaus des Öfteren an Gewässerufern anzutreffen (Bild 1).
Die Knospenschuppen der Sal-Weide sind rotbraun (Bilder 3 bis 5). Die Knospenschuppen der Grau-Weide sind dagegen größer als die der Sal-Weide sowie grau-bräunlich, jedoch nie rotbraun. Der Name Grau-Weide bezieht sich jedoch auf die feine Behaarung der Laubblätter, die besonders im Frühjahr dem Laub dieser Weide eine graugrüne Erscheinung verleihen.
Kätzchen im Stadium der Vorblüte
Aus den rotbraunen (Sal-Weide) oder braungrauen (Grau-Weide) Blütenknospen brechen zunächst kleine, sehr flauschig silbrig behaarte Kätzchen. Dies kann schon im Februar der Fall sein (Bild 2). Diese Kätzchen sind zunächst noch klein und gänzlich von der silbrigen Behaarung bedeckt. Im März dann entwickeln sich im weiteren Verlauf größere Kätzchen, die in ihrer Gestalt länglich-eiförmig, leicht gebogen und zur Spitze hin konisch verschmälert sind (Bild 3). Die geschlechtsspezifischen Blütenblätter sind noch nicht entwickelt, jedoch sind die grünen Innenbereiche der Kätzchen durch die sie umgebenden feinen silbrigen Haare zu erkennen.
Männliche Blütenstände / Kätzchen
Die anfänglich im Stadium vor der Blüte dicht silbrig-pelzig behaarten Kätzchen (Bild 2) entwickeln im Laufe des Monats März bis in den April ihre jeweiligen geschlechtsspezifischen Blütenblätter. Je nach Geschlecht sind dies männliche Staubblätter (Bilder 4 bis 6) oder die weiblichen Anteile aus Fruchtknoten, Griffel und Narben (Bilder 8 und 9).
Weiden sind dabei wie Pappeln, zweihäusig. Dies heißt, das männliche und weibliche Blütengeschlechter auf zwei verschiedenen Pflanzen-Individuen, also auf verschiedenen Bäumen oder Sträuchern sitzen.
Die männlichen Blütenstände bilden ebenso wie die weiblichen Blütenstände Kätzchen, das heißt, um eine Achse herum sind eine große Zahl von Blättern gruppiert, die die Geschlechtsorgane tragen. Die Einzelblüten der männlichen Kätzchen bestehen aus jeweils zwei Staubblättern, die am Ende langer Staubfäden hängende Staubbeutel aufweisen. Die Staubbeutel sind länglich und im vollentwickelten Stadium mit gelben Pollen prall gefüllt (Bilder 5 und 6). Insekten übertragen den klebrigen Pollen, indem sie durch die Nektardrüsen am Blütengrund der männlichen Blüten angezogen werden. Die Staubblätter (vor allem der Grau-Weide) sind an ihrer Basis behaart.
Zudem sind an der Basis der Staubblätter in der Detail-Aufnahme kurze Tragblätter zu erkennen, die unterseits schwarz sind und oberseits silbrig-weiß (Bild 4). An deren Spitzen sind sie lang behaart, was die silbrige Behaarung im jungen Stadium der Kätzchen verursacht (Bilder 3 und 4).
Weibliche Blütenstände / Kätzchen
Die Blütenstände der Weiden wie auch der Pappeln haben altertümliche Merkmale, die sie innerhalb der Bedecktsamer zu den sehr frühen Entwicklungsformen dieser Gruppe stellen. Teils sind rudimentäre Ähnlichkeiten zu den Blütenständen der Nacktsamer, unter ihnen z.B. den Koniferen, die die Nadelgehölze mit einschließen, in Form und Aufbau unverkennbar. Die Zwei- oder Einhäusigkeit ist hier jedoch ausdrücklich nicht gemeint. Unter den Koniferen gibt es zweihäusige Arten wie unter die Araukarien, aber auch einhäusige Arten wie unter den Zypressen und den Kieferngehölzen.
Eins der altertümlichen Merkmale ist zum Beispiel, dass die unscheinbaren Einzelblüten beider Geschlechter bei den Weiden keine Blütenhülle besitzen.
Die weiblichen Blütenstände bilden ebenso wie die männlichen Blütenstände Kätzchen, das heißt, um eine Achse herum sind eine große Zahl von Blättern gruppiert, die die Geschlechtsorgane tragen. Aus zwei miteinander verwachsenen Fruchtblättern ist dabei je ein grüner, langgestielter Fruchtknoten entstanden, der in einen kurzen Griffel übergeht und am Ende zwei zweiteilige Narben von weißlich-bräunlicher Farbe trägt (Bilder 8a/b und 9). Die Narben stehen aufrecht. Die Fruchtknoten sind zwar grün, aber zudem silbrig behaart.
Zudem sind an der Basis der grünen Fruchtknoten in der Detail-Ansicht kurze Tragblätter zu erkennen, die unterseits schwarz sind und oberseits silbrig-weiß (Bilder 7 und 9). An deren Spitzen sind sie lang behaart, was die silbrige Behaarung im jungen Stadium der Kätzchen verursacht.
Im unteren Bereich des Fruchtknotens befinden sich Nektardrüsen. Der Nektar zieht Insekten an, die den an ihnen haftenden Pollen aus dem Besuch eines männlichen Blütenstandes auf die Narben der weiblichen Blüten übertragen und diese bestäuben.
Die weiblichen Blütenkätzchen sind von ihrer Gesamtform her zylindrisch und länglich-gestreckt, dies im Gegensatz zu den kürzeren, gedrungen-eiförmigen männlichen Blütenkätzchen sowohl bei der Sal-Weide wie auch bei der Grau-Weide. Während des Aufblühens strecken sich die weiblichen Blütenstände weiter in die Länge und erreichen zur Fruchtzeit bei der Sal-Weide 6 cm in ihrer Länge. Die weiblichen Blütenstände sind im Stadium der vollen Länge bei der Grau-Weide jedoch deutlich schmaler als bei der Sal-Weide (Bild 9). Dadurch sehen die der Sal-Weide durchaus noch eiförmig und gedrungen aus (Bilder 8a und 8b).
Die grünen Kapselfrüchte sind vielsamig und reifen ab Mai und im Juni. Der Samen ist behaart und wird durch den Wind verbreitet.
Im Gegensatz zu den insektenbestäubenden Weiden sind Pappeln windbestäubend. Die frühblühenden Arten der Sal- wie auch der Grauweide, die vor dem Laub-Austrieb blühen, stellen eine erste wichtige Bienenweide im Frühjahr dar. Auch für Schmetterlinge haben diese Weiden eine große Bedeutung, da die den Winter überlebenden Schmetterlingsindividuen sich von dem Blütennektar ernähren. Später kommt das Laubwerk (Bilder 11 und 12) als Futter für die Raupen hinzu.
Fruchtstände und Fruchtentwicklung
Die Fruchtreife ist bei den frühblühenden Weiden, ähnlich wie auch bei den deutlich vor dem Laub-Austrieb blühenden Pappeln bereits bis in den Mai abgeschlossen. Die Fruchtkätzchen bestehen aus einer Vielzahl von spiralig ansitzenden grünlichen Kapselfrüchtchen. Bei der Grau-Weide sind es langgestreckte, recht schmale Fruchtkätzchen (Bild 10), bei der Sal-Weide sind die Fruchtstände dicklicher. Die Samen selber sind grauwollig behaart und dringen zur Reife aus den Kapseln, wobei sie anschließend vom Wind weit verbreitet werden (Bild 11). Auch die mit den Weiden verwandten Pappeln besitzen Fruchtkätzchen mit zahlreichen Kapselfrüchten, die wattig-wollig verpackte Samen entlassen. Bei der Grau- und Sal-Weide ist der Samenflug ab Ende Mai, bei der Schwarz-Pappel im Juni.
Laub
Die Laubblätter der Sal-Weide sind im Gegensatz zu denen der Bruch-Weide, der Silber- und der Trauer-Weide, die sehr lange und schmale Blätter zeigen, breit ovalförmig (Bilder 11 und 12). Das heißt, dass das Verhältnis von Breite zur Länge größer ist. Unterseits sind sie dicht graufilzig. Auch sind die Blätter der Sal-Weide recht derb. Die ähnlichen Blätter der Grau-Weide sind vor allem im Frühjahr durch eine filzige Behaarung graugrün in ihrer Erscheinung. Hieraus leitet sich der Name Grau-Weide ab.
In ihrer Gestalt erreichen die Sal-Weiden im Gegensatz zu den eher Großsträucher bildenden Grau-Weiden oft Baumgrößen, wobei sie aber schon weit unten, also in Basisnähe, abgehende Teistämme ausbilden. Diese Mehrstämmigkeit und das formlose Ausgreifen ist an in der Natur gewachsenen Exemplaren noch deutlicher zu sehen. In Parks und städtischen Grünanlagen sind symmetrische Kronen auf kurzen basalen Stammabschnitten durchaus häufig, so auch bei Exemplaren im Grünzug des Kosmosviertels in Nähe des Teichs (Bild 12).
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“