Baum-Präsentation
heute: Die Rosskastanie
Jedes Jahr von Neuem, im Schnitt in der ersten Mai-Hälfte, fällt das Ereignis der Blüte der Rosskastanie auf. Da es viele von diesen Bäumen als Straßen- und Stadtbäume gibt, sind die fallenden Früchte im Herbst für Kinder eine Freude, für andere aber auch ein Grund zur Vorsicht, diese nicht auf den Kopf zu bekommen.
Die Gewöhnliche, d.h. weißblühende wie auch die Rotblühende Rosskastanie gehören zur Familie der Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae) und repräsentieren hier 2 Arten der Gattung Aesculus. Sie sind nicht verwandt mit der Echten oder Edel-Kastanie (Castanea sativa), die wie die Eichen zu den Buchengewächsen gehört (Fagaceae). Edel-Kastanie steht lateinisch für Ess-Kastanie, da ihre Früchte, die Maronen genossen werden können.
Die Rotblühende Rosskastanie (Bilder 7, 8 und 10, 11) entstand aus einer Kreuzung der Gewöhnlichen Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) mit der nordamerikanischen Roten Pavie (Aesculus pavia). Es gibt darüber hinaus auch noch eine gelb blühende Gelbe Pavie (Aesculus flava), die ebenso wie die Rotblühende Rosskastanie sowie die Rote Pavie, jedoch seltener, als Zierbaum in Grünanlagen und Parks zu sehen ist. Die Gelbe Pavie besitzt darüber hinaus ein dekoratives orange- bis scharlachrotes Herbstlaub.
Die Rosskastanie gehört zu den Bäumen, die eine hohe Effizienz im Hinblick auf die Luftverbesserung besitzen. Desweiteren entwickeln sich ihre Kronen ähnlich denen der Platanen zu effektiven Schattenspendern. Leider hat das Problem mit der Miniermotte seit den fühen 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu erheblichen Schäden ihres Laubes geführt. Aber durch die gründliche Beseitigung und Verbrennung des Laubes im Herbst wurde durch die Vernichtung der Eier der Miniermotte, so das es zu keiner Verpuppung im Frühjahr kommen kann, die erneute massive Ausbreitung der Motte im Folgejahr stark gebremst.
Die europäische Gewöhnliche Rosskastanie war am Ende der Eiszeit nur noch auf dem Balkan verbreitet und hat sich im Zuge der Jahrtausende langsam wieder nach Norden ausgebreitet.
Im Kosmosviertel sind die Gewöhnliche, weißblühende Rosskastanie wie auch die Rotblühende Rosskastanie vorhanden. Letztere ist als Teil einer in Reihe stehenden Mehrfachbepflanzung im zentralen Grünzug des Kosmosviertels, im Abschnitt südlich der Siriusstraße, zu finden (Bilder 7 und 8). Während der Phase der Umbauarbeiten des Grünzuges wurden die Bäume durch entsprechende Maßnahmen vor Schäden durch die Bauarbeiten geschützt.
Laubblätter
Die Blätter der Rosskastanien sind in der Regel sieben-zählig. Es sind seltener auf fünfzählige Laubblätter zu finden. Die Blattränder sind auffällig gesägt. Zur Basis verschmälern sie sich markant keilförmig. Vorn besitzen sie eine Spitze (Bilder 1, 5 und 10). Die Blattränder sind fein und doppelt gesägt, wobei vorn gröbere Zahnungen, die an Lapppen erinnern auftreten. Die Laubblätter der Rotblühenden Rosskastanie besitzen nach Aushärtung ab etwa Ende Mai, beidseitig glatte Blattoberflächen. Die Laubblätter der weißblühenden Gewöhnlichen Rosskastanie sind auf der Oberseite kahl, auf der Unterseite leicht rau und heller, bedingt durch eine sehr feine Behaarung. Hieran sind beide Arten auch außerhalb der Blütezeit zu erkennen.
Das Laub besteht aus langstieligen, gegenständig ansitzenden Blättern, die je 5 – 7 Fiederblätter, die sich zur Basis hin verschmälern, aufweisen. Die Blattränder sind doppelt gesägt. Die Blattoberflächen der Rotblühenden Rosskastanie sind glänzender, wogegen die der Gewöhnlichen Rosskastanie im allgemeinen rauer sind. An diesem Merkmal können beide Arten auch außerhalb der Blütezeit unterschieden werden.
Blüten
Die Blütenstände der Rosskastanien sind große, bis zu 30 cm lange, aufrecht sitzende Rispen von kegelförmiger Gestalt. In den unteren Kronenbereichen stehen sie auch schräg vom Baum weggerichtet. Die Einzelblüten der Rispen besitzen einen 5-zipfeligen, glockigen Kelch und 5 Kronblätter mit welligem Rand. Entweder sind die Kronblätter mehrheitlich weiß (Gewöhnliche Rosskastanie) oder mehr oder weniger blass rötlich (Rotblühende Rosskastanie). Zusätzlich tragen diese Kronblätter gelb-orange, weiße oder kräftig rosafarbene Zeichnungen. Auch die mehrheitlichen weißen Kronblätter der Gewöhnlichen Rosskastanie zeigen teils kräftig-rote Zeichnungen. In den inneren Bereichen der Blüten der Rotblühenden Roskastanie sind leuchtend gelblich-orange Zeichnungen vorhanden (Bilder 11 und 12).
5 bis 8 mit Stielen versehene Staubblätter ragen weit aus den Blüten heraus (Bilder 9 bis 12). Die Stiele sind dabei einseitig aufwärts gebogen. An den Enden der Staubblätter sitzen braunorange gefärbte Staubbeutel. Die Rosskastanie blüht ab Ende April, gemeinsam mit der Phase des Laub-Austriebes. Die Hauptblütezeit ist der Mai. Zu Beginn der Blütezeit öffnen sich zuerst an den Rispen die basisnahen, unteren Blüten, wobei die Blütenknospen an den oberen Abschnitten der Rispen noch geschlossen sind (Bild 9).
Die Blüten der Rosskastanien sind zwittrig. Sie werden von Insekten bestäubt. Rosskastanienhonig ist ein beliebtes Produkt aus dem Angebot der Imker.
Früchte
Die Früchte der Gemeinen Rosskastanie sind stachelige Kapseln, die die rundlichen, anfangs glänzend braun beschalten Samen enthalten (Bilder 13 und 14). Diese besitzen eine seitliche helle Narbe. Ab September sind die Früchte reif, wobei schon leichte Windstöße die dann am Baum aufplatzenden Kapseln dazu veranlassen, die Kastanien auszuwerfen.
Eine bei der Gewöhnlichen Rosskastanie bestachelte dreiklappige Kapselfrucht trägt dabei 1-3 große, glänzend rotbraune Samen mit großer weißlicher Nabelfläche, die im hiesigen Volksmund einfach nur als Kastanien bezeichnet werden. In der Zeit vom Spätfrühling bis in den Sommer sind die heranwachsenden Kapselfrüchte noch grün. Zunächst sind sie sogar noch sehr klein, wobei einige von diesen bereits früh, ohne zu reifen, abfallen. Die Fruchtkapseln der Rotblühenden Rosskastanie haben eine im Gegensatz zur Gewöhnlichen Rosskastanie unbestachelte Oberfläche.
Wohl jeder hatte einmal in der Kindheit im Herbst gerne die frisch gefallenen, zunächst glänzenden dunkelbraunen Kastanien der Rosskastanie vom Boden aufgesammelt und schon sehnsüchtig in der Nähe dieser Bäume gewartet, bis ein Windstoss weitere Kastanien regnen ließ. Wurden diese dann aufbewahrt, zeigte sich schnell, dass sie unansehnlich runzelig wurden und nicht mehr schön aussahen (weil sie eben trockneten). Dann waren wir enttäuscht. Aber zum Figuren-Basteln waren sie immer noch geeignet.
Im Gegensatz zu den Maronen der Edel- oder Esskastanie (Castanea sativa) sind die Kastanien-Samen der Rosskastanie nicht essbar. Zur winterlichen Wildfütterung wurden und werden sie jedoch gereicht.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“