Baum-Vorstellung
heute: Die Kaukasische Flügelnuss
In Mitteleuropa ist dieser Baum ab und zu in Parks zu finden. Sie ist dort häufig an fließenden oder stehenden Gewässern anzutreffen, bei Letzteren z.B. an Ufern von Parkteichen. Bei einem ausreichenden Vermögen des Bodens, Feuchtigkeit zu speichern, so etwa durch einen erhöhten Ton-Anteil, ist die Kaukasische Flügelnuss auch an sonst klimatisch trockeneren Standorten in Städten oder auch an Straßen vorzufinden. Auch als Allee-Baum wurde sie gepflanzt.
Der Baum hat seine ursprüngliche Heimat in den Gebirgsregionen des Kaukasus bis nach Aserbaidschan hinein und im Elburs-Gebirge des nördlichen Iran. Hier, im Nordstau der feuchten Luftmassen nahe des südlichen Kaspischen Meeres, sind ausreichende Niederschläge und häufig auftretende Nebel für üppig grüne Wälder verantwortlich, die auch u.a. die Parrotie (Parrotia persica) gedeihen lassen.
Die Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) gehört zur Familie der Walnussgewächse. Ein weiterer Vertreter dieser Familie ist übrigens die in Nordamerika beheimatete Hickory-Nuss.
Auffällig sind ab Juni und zu Sommerbeginn die sich entwickelnden, dann schon sehr langen Fruchtstände in den Zweigen (Bilder 3, 7 bis 11). Sie sind bis zu 45 cm lang.
Im Kosmosviertel ist dieser bei uns eher seltene Baum ebenfalls zu finden. Er stellt sich hiermit in eine Reihe weiterer Exoten, die in den Grünanlagen dieses Wohnquartiers anzutreffen sind, zu denen Urweltmammutbäume (Chinesische Rothölzer), der Kentucky-Coffeetree (Geweihbaum), der Japanische Schnurbaum und die aus Persien stammende Parrotie gehören.
Ein noch junges Exemplar der Kaukasischen Flügelnuss ist an der Schönefelder Chaussee/Ecke Venusstraße bis Anfang Oktober 2021 zu finden gewesen (Bilder 1 und 2), zunächst scheinbar. Vielleicht wegen auftretender Kernfäule des Stammholzes ist der Stamm bei Fällungsarbeiten im Oktober 2021 entfernt werden. Aber dieser exotische Baum ist im Kosmosviertel als seltener exotischer Baum im Bestand der Hölzer in den Grünanlagen nicht verloren gegangen. Im Folgejahr war zu beobachten, dass aus den Wurzelreisern um den gefällten Stamm neue Triebausschläge wuchsen, mit den typischen langen Fiederblättern besetzt (Bilder 4 bis 6).
Aus Ostasien (China) stammt eine weitere Art, die Chinesische Flügelnuss (Pterocarya stenoptera). Sie ist selten, meist in Parks und botanischen Gärten zu sehen.
Aus Fundschichten des Tertiärs in Mitteleuropa sind jedoch fossile Überreste der Gattung Pterocarya, also der Flügelnuss, bekannt, die zu jener Zeit ein Bestandteil sommergrüner Laubmischwälder war.
Zunächst gekappter Stamm einer Flügelnuss im Kosmosviertel zeigt Neuausschläge
Ein im Oktober zunächst gekappter Stamm einer Kaukasischen Flügelnuss im Kosmosviertel zeigt im Folgejahr Neuausschläge über die noch vorhandenen, nicht abgestorbenen Wurzeln (Bilder 4 bis 6).
Da der Sumach (Essigbaum) sich sehr invasiv über weit ausgreifende Wurzelreiser vermehren kann, werden wild wachsende Mutterbäume häufig aus Grünanlagen entfernt. Bei dem zunächst im Jahr 2021 gefällten Exemplar der Kaukasischen Flügelnuss an der Schönefelder Chaussee nahe bei der Venusstraße kann es vielleicht auch zu einer Verwechslung mit dem Sumach gekommen sein.
Laubblätter
Den Art-Namen (fraxinifolia) hat die Kaukasische Flügelnuss nach der gewissen Ähnlichkeit ihrer Laubblätter mit denen der Gewöhnlichen Esche (Fraxinus excelsior) bekommen. Zu Verwechslungen kann es auch mit den Fiederblättern des Sumachs (Essigbaum) und des Götterbaums kommen (Bild 4).
Die Kaukasische Flügelnuss entwickelt außerdem wie die Walnuss recht große Fiederblätter (Bilder 4, 6, 9 und 13). Diese sind an den Zweigen wie bei der Walnuss wechselständig angeordnet. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den sonst ähnlich zweiseitig mit Blattfiederchen besetzten Blättern der Eschen. Die Eschenblätter (Fiederblätter als Ganzes) sind an den Zweigen streng gegenständig ansitzend, d.h. zwei Fiederblätter stehen sich gegenüber.
Das Wort unpaarig gefiedert, das in Bestimmungsbüchern genannt wird, bezieht sich dagegen darauf, dass bei den einzelnen Fiederblättchen, die sich an den Blättern bei der Flügelnuss, der Walnuss sowie bei den Eschen seitlich paarig gegenüberstehen, noch ein Fiederblättchen an der Spitze befindet, was eine ungerade Anzahl dieser Fiederblättchen ergibt. Bei der Kaukasischen Flügelnuss sind es bis zu maximal 27 Fiederblättchen. Dies ist um einiges mehr als beim Walnussbaum. Die Fiederblätter des Sumach und des Götterbaums besitzen aber ebenfalls eine große Anzahl einzelner Fiederblättchen.
Die auch als Teilblättchen bezeichneten Fiederblättchen sind bis 12 cm lang, länglich-oval und mit einer Spitze versehen. Die Blattränder sind fein gesägt (Bilder 6, 8 und 9).
Neigung zur Mehrstämmigkeit
Frei stehende Exemplare der Kaukasischen Flügelnuss entwickeln oft sehr breite, raumgreifende Kronen. Oft damit verbunden ist die Ausbildung mehrerer Stämme, wobei die äußeren stark nach Außen geneigt sind (Bild 7).
Blüte
Die Blüten stehen wie bei der Walnuss in beiden Geschlechtern, aber getrennt voneinander, an einem Baum (einhäusig-getrenntgeschlechtig). Die männlichen Blütenstände mit ihren Staubblättern bilden hängende Kätzchen aus, sind bis zu 12 cm lang und von gelbgrüner Farbe.
Die weiblichen Blüten sind ebenfalls grünlich und daher recht unauffällig. Sie befinden sich zu mehreren in hängenden Ähren. Die Blütezeit ist gewöhnlich ab dem Mai. Erscheinen können die Blüten aber schon im April. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.
Fruchtstände
Nach der Blüte im April und Mai entwickeln sich die schon im Juni auffällig sichtbaren, sehr langen Fruchtstände (Bilder 3 bis 5) aus. Diese sind zu dieser Jahreszeit noch grün und tragen eine große Zahl von Flügelfrüchten. Die Länge dieser Fruchtstände variiert zwischen 20 und 45 cm. Die Fruchtstände hängen von den Zweigen abwärts und erinnern von Weitem etwas an Blütenkätzchen, so an die ebenfalls recht großen männlichen Blütenstände der Walnuss, welche jedoch ebenfalls bereits im Mai geblüht hat.
Die einzelnen Früchte sind Flügelnüsse, die beidseitig halbkreisförmige, flache Flügel zeigen (Bilder 7 und 8). Zur Reife im frühen Herbst sind die Früchte braungelb gefärbt.
Verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“