Baum-Präsentation
heute: Der Japanische Schnurbaum oder Pagodenbaum
Der Japanische Schnurbaum oder auch Pagodenbaum war trotz seines Namens ursprünglich in China und Korea beheimatet. Jedoch schon früh erfolgte seine Kultivierung in Japan. Der Baum gehört wie die aus Nordamerika stammende Robinie oder Scheinakazie zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütengewächse innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler.
In städtischen Grünanlagen mitteleuropäischer Städte ist der Baum durchaus häufig zu finden, mittlerweile auch in recht großen Exemplaren (Bilder 2 und 6). Aber nicht nur dort und in Parks, sondern auch als Allee- und Straßenbaum wird er immer häufiger angepflanzt. Der Schnurbaum zeigt eine ausgeprägte Resistenz gegen Trockenheit und Abgase.
Die Formen seiner Fruchthülsen gaben dem Baum den Namen Schnurbaum, da die Samen in perlenschnurartig angeordneten rundlichen Erweiterungen sitzen, die von Einschnürungen unterbrochen sind (Bild 13). Man spricht hierbei von Gliederhülsen. Auch erinnern diese insgesamt herabhängenden Fruchthülsen mit ihrer Aufeinanderfolge der erweiterten Samenkammern vielleicht an Pagoden, jedoch stammt der Name Pagodenbaum daher, dass die Bäume in Japan in Tempelanlagen nahe der Pagoden gepflanzt wurden.
Der japanische Schnurbaum ist einer der Exoten, die sich im Bestand der Baumbepflanzung auch des Kosmosviertels (Altglienicke-Süd) befinden (Bilder 3 bis 5). Dieses Neubauviertel im Süden Berlins weist zudem noch einige andere Besonderheiten unter den eher seltener zu sehenden Bäumen auf. So sind im zentralen Grünzug neben mehreren Exemplaren des Schnurbaums auch vier Urweltmammutbäume (Chinesische Rothölzer) zu sehen, in anderen Abschnitten sind der Trompetenbaum, die Parrotie und sogar der Kentucky-Coffeetree (Geweihbaum) vorhanden. Gartenarchitektonisch gestaltet sind parallel in mehreren Reihen gepflanzte Pagodenbäume im zentralen Teil des Grünzuges des Kosmosviertels auffällig. Als vermutliche, im Rahmen einer planerischen Gestaltung vollzogene Erstbepflanzung begleiten sie hier Wege und säumen auch eine Pergola bzw. Laube (Bilder 3 und 5). Der Erstbezug der Wohnblöcke mit Mietern erfolgte im Kosmosviertel 1989.
Der Schnurbaum – ein ausgesprochener Spätblüher
Eindrücke der sommerlichen Blüte aus dem Kosmosviertel (Juli bis Anfang August)
Baumgestalten des Japanischen Schnurbaums in städtischen Grünanlagen
Die zunächst in steilen Winkeln vom Stamm aufwärts strebenden Äste oder Stammteilungen sind typisch für den Schnurbaum. Diese Baum-Formen erinnern etwas an die der Eukalyptus-Bäume Australiens und Tasmaniens, welche jedoch im mitteleuropäischen Klima nicht gedeihen. Beim Schnurbaum führt dies oft dazu, dass Kronen häufig mehrteilig oder zerrissen wirken (Bild 6). Große Baum-Exemplare des Schnurbaumes übersteigen mühelos Höhen von 25 m (Bild 2), besonders bei naher einseitiger Bebauung oder anderem umgebendem Baumbewuchs. Um sich zu entfalten, benötigen die Bäume jedoch eher gut belichtete, freie Standorte.
Laubblätter
Die Laubblätter des Schnurbaums erscheinen erst spät im Mai und färben sich bereits schon früh im Oktober wieder gelb. Somit ist die Vegetationsperiode dieses Baumes recht kurz. Das Laub ist fiederblättrig, aber mit größeren Einzelfiedern ausgestattet als das der verwandten Robinie.
Die ähnlich wie bei der Robinie mit vielen einzelnen Blattfiederchen besetzten Gesamtblätter stehen am Zweig wechselständig. Da die Blattfiederchen jedoch größer und etwas derber sind als bei der Robinie, ist eine Verwechslung mit Eschen zunächst möglich, jedoch, wenn genau hingeschaut wird, ausgeschlossen, da die Eschen (der Gattung Fraxinus) immer gegenständig ansitzende gefiederte Gesamtblätter besitzen. Die einzelnen Fiederblättchen des Schnurbaumes stehen sich wie bei der Robinie gegenüber, sind also gegenständig angeordnet (Bild 7). Maximal sind es 16 Fiederblättchen-Paare und ein Blättchen an der Spitze. Beim Amerikanischen Gelbholz, ein eher seltener Baum und mehr in Botanischen Gärten zu finden, welcher sonst ähnliche Blüten besitzt, sind dagegen auch die einzelnen Fiederblättchen wechselständig. Übrigens sind beim Schnurbaum auch die Oberflächen jüngerer Zweige grünlich.
Im Gegensatz zur ähnlichen Robinie zeigen die Zweige des Schnurbaumes keine Dornen. Die Blattunterseiten sind beim Schnurbaum fein behaart, bei der Robinie nicht.
Blüten
Die Blütezeit des Japanischen Schnurbaumes ist im Juli und August. Zu beobachten war, dass sich die Blüten im Jahr 2020 in vollem Umfang nicht vor Mitte Juli öffnen (Bilder 4c sowie 10 und 11). Eine deutlich frühere Blüte, wie bei der Blasenesche, die bei uns, wohl infolge der allgemeinen Klimaerwärmung, bereits Anfang Juli zu blühen beginnt, und nicht erst im August, wie in der gängigen Literatur angegeben, ist beim Schnurbaum zumindest im Berliner Raum nicht festzustellen. Im Jahr 2020 haben die Schnurbäume im Schnitt jedoch üppig geblüht (Bilder 2, 4, 8c).
Im Jahr 2021 ist die Blüte bescheidener auszufallen. An vielen Bäumen, darunter auch die im Kosmosviertel, waren nur spärlich in den oberen Kronenabschnitten Blüten zeigende Rispen vorhanden. An wenigen Bäumen anderer Areale war eine üppige Blüte festzustellen (Bilder 9 und 10). Im Jahr 2022 fiel die Blüte hingegen wieder üppiger aus, trotz der Trockenheit dieses Sommers (Bilder 4a und 4b sowie 12a und 12b).
Die zwittrigen Blüten des Schnurbaums stehen zahlreich in großen Rispen von etwa 25 cm Länge und pyramidaler Form (Bilder 8 a/b).
Die Einzelblüten sind kleine zweiseitig symmetrische Schmetterlingsblüten, bestehend aus einer Fahne, zwei kleinen Flügeln und einem Schiffchen (Bilder 9 bis 12). Sie sind zwittrig. Insgesamt sind die Blüten mit maximal 2 cm Länge kleiner als bei der Robinie. Die langen Staubblätter sind vom Schiffchen verhüllt, auf das sich die Insekten, z.B. Bienen bei ihrer Nektarsuche setzen. Durch den Kontakt mit den Staubblättern werden so Pollen an die Insekten angeheftet, die diesen dann zu anderen Blüten tragen. Auch der weibliche Griffel und die Narbe befinden sich in der Nähe des Schiffchens. Nach der Bestäubung der Blüten ragen die Staubblätter, meist dann ohne den bereits abgegebenen Pollen weit heraus, wobei sich die vier Kronblätter der jetzt keine Funktion mehr besitzenden Blüten abgelöst haben. Der Fruchtknoten mit dem langen, ehemaligen Griffel, der jetzt eine gebogene Spitze bildet, entwickelt sich zu den Fruchthülsen.
Die Farbe der Blüten ist insgesamt eher cremeweiß bis leicht blassgelb (Bilder 9 bis 12). Gelbliche Innenzeichnungen auf den zwei Seiten der Fahne sind typisch. Die Farbe der Robinienblüten ist dagegen zumindest außen und im randlichen Innenbereich bei Blütenöffnung deutlich weiß, wobei innseitig kräftigere Zeichnungen auftreten. Der Kelch der Blüten des Schnurbaumes ist blassgrün, bei der Robinie rotbräunlich. Die Blüten werden von Insekten bestäubt, wobei auch heimische Bienen immer öfter angelockt werden (Bilder 12a/b). Aber auch Hummeln sind an den Blüten der Bäume innerhalb städtischer Grünanlagen, die nah von Kleingartensiedlungen und grünen Fluren begleitet werden, häufig (Bild 9). Die Robinie (Akazien-Honig-Lieferant) hat den Vorteil, schon viel früher nach Europa eingeführt worden zu sein und wesentlich robuster bei ihrer wilden Ausbreitung aufzutreten.
Früchte
Die Früchte sind als sogenannte Gliederhülsen ausgebildet und zeigen eine Aufeinanderfolge von rundlich erweiterten Samenkammern (mit je einem Samen) und dazwischenliegenden Einschnürungen (Bilder 1 sowie 13 bis 17). Daher stammt auch der Name Schnurbaum, da die Samenkammern wie auf einer Perlenschnur aufgereiht erscheinen. Da die Fruchthülsen am Baum abwärts hängen, erinnern solche Gebilde auch an Formen von Pagoden. Jedoch stammt der Name Pagodenbaum daher, dass vor allem in Japan diese Bäume beliebt sind, in den gärtnerisch gestalteten Anlagen um religiöse Schreine und Tempel mit ihren Pagoden angepflanzt zu werden. Die Früchte reifen ab September. Dann färben sich die gekammerten Fruchthülsen braun. Früchte und Samen sind hochgiftig. Der Samen soll angeblich sauer schmecken, weswegen der Baum auch als Sauerschotenbaum bezeichnet wird.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“