Japanischer Schnurbaum – Impressionen zur Blütezeit – beobachtet im Kosmosviertel

 

Dieser Baum gehört eigentlich bei uns in Mitteleuropa nicht mehr wirklich zu den exotischen Bäumen. Seine fernöstliche Herkunft mag für dieses Imgage zwar herhalten, jedoch ist sein recht häufiges Auftreten in zahlreichen Grünanlagen der Städte, so auch in Berlin, nicht zu übersehen.

Der in Japan früh kultivierte Schnurbaum, der daher auch den Namen Japanischer Schnurbaum trägt, hat sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet im östlichen China, vorzugsweise in der Mandschurei, aber auch in den Gegenden, die bis in den koreanischen Raum reichen. Ein zweiter, alternativ verwendeter Name ist Pagodenbaum. Dieser rührt daher, dass diese Baumart, gerade in Japan, ein beliebtes Gehölzelement im Umkreis von religiösen Tempeln mit ihren Pagoden war und ist.

Der Name Schnurbaum nimmt Bezug auf die Form der Hülsenfrüchte. Diese sind durch in der Regel zahlreiche, perlschnurartig wirkende Verdickungen gekennzeichnet, die als Samenkammern dienen. Man spricht auch von Gliederhülsen.

Der Japanische Schnurbaum blüht ab den Monat Juli, gemessen an anderen Baum-Arten, sehr spät. Seine cremeweißen Schmetterlingsblüten sitzen in großen Rispen. Wie die im Juni blühende, bei uns auch wild wachsende Robinie, werden die Blüten durch zahlreiche Insekten besucht. Sind Bienenstöcke in der Nachbarschaft, ist die Biene eine der eifrigsten Bestäuber (Bilder 6 unf 7).

 

Situation vor Umgestaltung des zentralen Grünzuges im Kosmosviertel:

Im Wohnquartier des Kosmosviertels sind Gruppen von Japanischen Schnurbäumen in dem Abschnitt des Grünzuges zu finden, welcher durch Ladenpassagen umgrenzt wird. Hier im zentralen Bereich des Kosmosviertels sind diese Bäume mit Urweltmammutbäumen (Chinesisches Rotholz), im April weißblühenden Grannenkirschen (Japanische Blütenkirsche) und im März zart rosafarben blühenden Japanischen Zierkirschen vergesellschaftet. Die Japanischen Schnurbäume sind hierbei, ursprünglich in Reihen gepflanzt, in deutlich größerer Anzahl angepflanzt worden. Dies erfolgte in der ersten Phase der Begrünung des Kosmosviertels, also kurz nach dem Zeitpunkt des Erstbezuges der Wohnhäuser im Herbst 1989. Die gestalterische Anordnung und die Auswahl der Baumarten sprechen für ein durchdachtes Konzept. Hainbuchenhecken, die im Zuge der aktuellen, für die Jahre 2021 – 23 vorgesehenen Umgestaltung des Grünzuges weichen mussten, dienten als Begrenzungen zu den Ladenpassagen als auch als Wegbegrenzungen, unter anderem parallel zu den Pergolen orientiert.

Mit verschiedenen Rosensorten bestückte Blumenrabatte begrenzen ebenfals die lichteren Abschnitte an den mit den Gehölzen bestandenen Grünzug-Flächen (Bild 2). Auch die Beton-Gestaltungselemente umgrenzen weiterhin die Flächen, die von Wegen gesäumt, zu den Ladenpassagen überleiten (Bilder 2 und 8).

 

Bild 1: Innerhalb der Einzäunung der Areale des umzugestaltenden Grünzuges im zentralen Teil des Kosmosviertels sind die Japanischen Schnurbäume bis zum Beginn des Monats August in ihrer vollen Blütenpracht zu bestaunen. Die cremeweißen Blüten der Rispen öffnen sich erst mit dem Monat Juli, was die Baumart zu einem wahren Spätblüher macht. Fotografiert im August 2022.

 

Bild 2: Bis in die ersten August-Tage hinein zieht sich die Blütezeit der Japanischen Schnurbäume. Somit gehört dieser Baum zu einer der am spätesten blühenden Arten, die in unseren Grünanlagen angetroffen werden können. Hier im August im zentralen Kosmosviertel aufgenommen.

 

Bild 3: Die Japanischen Schnurbäume im zentralen Kosmosviertel stammen aus der Anfangsbegrünung des Wohnquartiers. Als Bestandteile des Grünzuges sind hier, umgeben von den Ladenpassagen, eine größere Anzahl, teils in Reihe gepflanzter Schnurbäume zu finden. Hier zur Blütezeit in den ersten Augusttagen 2022 aufgenommen.

 

 

Blüten in großen, weit verzweigten Rispen

 

Die Blüten des Japanischen Schnurbaums sitzen in großen Ripsen, die lange seitliche Verzweigungen aufweisen. Von Form und Größe her sind die Rispen mit denen des Rispigen Blasenbaumes, eines mit gelben Kronblättern ausgestatten, ebenfalls spät, im Juni und Juli blühenden seltenen Baumes, recht ähnlich.

Die Blütenknospen öffnen sich dabei sukzessive von innen her und nachfolgend zu den Triebspitzen hin (Bilder 4 und 5).

 

Bild 4: Die insgesamt cremeweißen Schmetterlingsblüten des Japanischen Schnurbaums sitzen in recht großen, weit verzweigen Ripsen. Dabei öffnen sich sukzessive bis in die Spitzen die Blüten knospen. Die Blütezeit reicht bis in den August. Hier zusammen mit einer Hausfassadengestaltung im Kosmosviertel, Anfang August 2022, aufgenommen.

 

Bild 5: Ab dem Monat Juli öffnen sich die cremeweißen Schmetterlingsblüten des Japanischen Schnurbaumes. Hier sind die Blütenknospen noch mehrheitlich geschlossen. Im Juli 2022 im Kosmosviertel aufgenommen.

 

Blüten im Detail

 

Die Blüten sind zwittrig. Bis 10 lange Staubblätter, die an weißen Fäden hängen, ragen aus den Blüten. Die weibliche Narbe leitet in einen grünen, länglichen Fruchtknoten über, der nach der Bestäubung noch an Länge zunimmt (Bild 7). War die Befruchtung erfolgreich, entwickeln sich bis zum Herbst aus dem Fruchtknoten lange Fruchthülsen, die perlschnurartig aufgereihte Verdickungen mit den Samen aufweisen.

Von der Blütenform her gehört der Japanische Schnurbaum wie auch die ursprünglich aus Nordamerika stammende Robinie zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler innerhalb der Hülsenfrüchtler. Die Blüten sind asymmetrisch (bzw. zweiseitig symmetrisch) und durch vier Kronblätter gekennzeichnet, von denen drei verschiedenen Formtypen angehören (Bilder 7 und 8). Von den Begrifflichkeiten sind dies zwei Flügel (rechts und links), eine Fahne (oben) und ein Schiffchen (unten). Die Fahne lässt ebenfalls eine zweiseitige Symmetrie erkennen. Zudem sind je zwei gelbe Innenzeichnungen an den sonst weißen Kronblattanteilen der Fahne auffallend (Bilder 7 und 8). Dies ist eine Spezialisierung, um das bequeme Landen der bestäubenden und nektar-sammelnden Insekten zu ermöglichen. Formen und Farbgebungen locken die Insekten an. Griffel und Narbe sowie Staubblätter sind dabei anfangs vom Schiffchen umhüllt, zu welchem die Insekten hingesteuert werden. Nach der Bestäubung und Befruchtung lösen sich die jetzt funktionslosen Kronblätter und die langen Staubblätter ab und ein länger und größer werdender Fruchtknoten mit dem noch sichtbaren Griffel wächst zur Fruchthülse heran (Bilder 7 und 8).

Zu den Schmetterlingsblütlern gehören übrigens auch die Klee-Arten und der Ginster, der vorzugsweise im Frühjahr im Mai blüht.

Eine andere Blüten-Gruppe von Hülsenfrüchtlern werden in der Unterfamilie der Johannisbrotgewächse zusammengefasst. Diese sind durch radialsymmetrisch angeordnete (meist je fünf von der Anzahl) Kron- und Kelchblätter gekennzeichnet. Zu dieser Gruppe gehören die in den städtischen Grünanlagen recht häufig auftretende Gleditschie wie auch der bei uns selten zu sehene Kentucky-Geweihbaum (Coffeetree). Sowohl die Gleditschie als auch der Geweihbaum sind im Wohnquartier des Kosmosviertels vorhanden.

 

Bild 6: Imker im Umfeld der Wohngenossenschaft AWG und der Wohnbaugesellschaft Stadt und Land sorgen sich um die Bienenvölker, die in den Blütephasen der Bäume im Kosmosviertel die Blüten bestäuben. Hier die cremeweißen Blüten des Japanischen Schnurbaumes Anfang August 2022, die durch zahlreiche Bienen besucht werden.

 

Bild 7: Bienen besuchen die gelblich-weißen Schmetterlingsblüten des spät, erst ab Juli bis in den August blühenden Japanischen Schnurbaumes gern. Die im Juni blühende Robinie oder Falsche Akazie zeigt ebenfalls weiß-gelbe Schmetterlingsblüten, jedoch in schmaleren traubigen, hängenden Rispen angeordnet. Die bereits bestäubten Blüten lassen ihre Kronblätter fallen, wobei die pollenlosen Staubblätter und die sich zur Fruchthülse entwickelnden grünen Fruchtknoten auffallen (Kosmosviertel, August 2022).

 

Bild 8: Blühende und bereits verblühte Anteile in einer Rispe des Japanischen Schnurbaums während der ersten Augusthälfte. Die Schmetterlingsblüten sind mit ihren vier Kronblättern, bestehend aus der Fahne (oben), den zwei Flügeln und dem Schiffchen (unten) gut zu erkennen. Die Fahne ist ebenfalls zweiseitig symmetrisch und mit gelben Innenzeichnungen versehen. Befruchtete Blüten zeigen länger werdende grüne Fruchtknoten. August 2022 im Kosmosviertel.

 

 

Weitere Impressionen der blühenden Schnurbäume aus dem Kosmosviertel im Jahr 2022

 

Die Japanischen Schnurbäume im mittleren, zentralen Abschnitt des Kosmosviertels dominieren hier den Baumbestand. Trotz dem einige krankheitsbedingt im Laufe der Jahre bereits entfernt werden mussten, sind die noch vorhandenen zur Blütezeit im Juli und August in ihrer Auffälligkeit nicht zu übersehen (Bild 9).

 

Bild 9: Die in Reihen gepflanzten Japanischen Schnurbäume im zentralen Kosmosviertel zur Blütezeit im Sommer. Sie sind Bestandteile des Grünzuges, deren Umgestaltung in diesem Abschnitt mit den Ladenpassagen noch nicht in Angriff genommen wurde. Sie bleiben als Gehölzbestandteile erhalten. Die gestalterischen Betonelemente zieren als Begrenzung hier das Areal des Grünzuges. August 2022.

 

Bild 10: Die recht großen Blütenrispen stehen beim Schnurbaum weit aus der Krone heraus. Hier in der Spätphase der Blüte im August 2022 vor den Hausfassaden der Wohngenossenschaft im Kosmosviertel.

 

Bild 11: Umgeben von Ladenpassagen präsentieren sich die Japanischen Schnurbäume in diesem Bereich des Grünzuges des Kosmosviertels im Juli in ihrem Blütenkleid. So auch im Juli und August 2022.

 

Bild 12: Krone eines blühenden Japanischen Schnurbaums über der Pergola im Grünzugbereich des zentralen Kosmosviertels. Ungleichmäßiges Blühen der Baumpartien und der Bäume selbst im Vergleich zueinander sind typische Kennzeichen der Blütephasen der Bäume. Hier im August 2022.

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“