Bäume des Kosmosviertels im Herbst
Im Rahmen des Projektes „Natur im Kosmosviertel“ sind Beobachtungen an den Bäumen im Kosmosviertel über die Jahreszeiten zusammengetragen worden.
Auch die Jahreszeit des Herbstes hatte einiges zu bieten, angefangen von den Verfärbungen des Laubes bis zu reifenden Früchten.
Urweltmammutbaum (Chinesisches Rotholz)
Die Baum-Art (Metasequoia glyptostroboides) ist zwar enger mit den nordamerikanischen Mammutbäumen, dem Berg- oder Riesen-Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) und dem Küstenmammutbaum verwandt (Sequoia sempervirens), jedoch ist sie im Herbst genauso laubabwerfend wie die Nordamerikanische Sumpfzypresse (Taxodium distichum) oder die Chinesische Sumpfzypresse (auch Wasserfichte genannt, Glyptostrobus pensilis). Der Abwurf des Laubes vollzieht sich Im Anschluss an eine rot-braune Verfärbung, etwa ab Ende Oktober bis in den November.
Die im Gegenlicht bei sonnigen Tagen orange aufleuchtenden Fiederblättchen des Urweltmammutbaums (Bild 3) sind in Wahrheit braun gefärbt. Die Blättchen vertrocknen bereits am Baum. Bei Abwurf im Anschluss (November) zerlegen sich die Fiederblättchen am Boden oder bereits sogar am Baum, in dem die Einzelfieder-Nadelblättchen sich separat ablösen. Dies ist ein weiteres Merkmal, woran der Urweltmammutbaum von der amerikanischen Sumpfzypresse (Taxodium) unterschieden werden kann. Bei den Fiederblättchen der Sumpfzypresse, abgesehen von ihren schmaleren Einzelfiederblättchen und anderen Form-Unterschieden, lösen sich die Einzelfiederblättchen nach Laubabwurf nicht von den zweizeiligen Gesamtblättern. Die rotbraunen Fiederblätter liegen bei diesen Bäumen im Herbst als Ganzes, nur eben vertrocknet, unter den Bäumen.
Lärchen (Gattung Larix)
Auch einige andere, zu den Koniferen gehörende Nadelgehölze verlieren im Herbst ihr Laub. Unter diesen sind vor allem die Lärchen der Gattung Larix zu nennen. In Europa ist es die Europäische Lärche, die von Skandinavien und Karelien bis in die hochmontanen und subalpinen Regionen der Hochgebirge Zentral- und Südeuropas vorkommt, so etwa in den Westalpen und den Pyrenäen. Lärchen gehören zur Familie der Kieferngehölze, unter denen die Kiefern, Tannen, Fichten und Zedern, auch die Douglasien und Hemlocktannen zu finden sind, die immergrün sind, also bei denen im Winter Nadelgenerationen am Baum haften bleiben. Die dünnen Nadelblätter der Lärchen verfärben sich im Gegensatz zu den rotbraun werdenden Blatt-Nadeln der Fiederblättchen des Urweltmammutbaumes gelb. Diese Gelbverfärbungen der Lärchen führen dazu, dass in gemischten Baumbeständen ihr dekoratives Erscheinungsbild im Spätherbt zur Geltung kommt. Zudem erfolgt die Gelbverfärbung dieser Bäume oft erst im sonst düstergrauen November.
Felsenbirne
Die Bäume sind in der Regel häufig kleinwüchsig, oft dazu mehrstämmig. Ihre Herbstfärbung bereichert so manche Grünanlage (Bild 5), besonders bei Ansichten, wenn die Bäume eingerahmt sind von noch grüner Vegetation im Hintergrund. Die Früchte der Felsenbirne (es gibt mehrere Arten) sind als kleine Apfelfrüchte ausgebildet. Zur Reife sind sie violett-schwarz. An den Enden stehen, typisch für deren Erkennung, trockene, braune Kelchblätter auffallend ab.
Parrotie
Der aus dem Nord-Iran und den angrenzenden Räumen zwischen Kaspischem Meer und Schwarzem Meer stammende Baum ist auch recht häufig in Parks, Botanischen Gärten und auch in städtischen Grünanlagen zu finden. Im Kosmosviertel ist der Baum an der Schönefelder Chaussee in kleineren Exemplaren zu finden, nahe der Parkplatzbereiche. Ein größeres Exemplar ist im Innenhof der Anlieger zwischen Ortolfstraße und Siriusstraße zu finden.
Die Parrotie ist dafür bekannt, im Herbst Blattverfärbungen anzunehmen, die eine breite Palette aus gelben und roten Farben ausmacht. Vom grünen Ausgangsblatt des Sommers beginnend bilden sich zunächst Rotverfärbungen (durch die Bildung entsprechender Karotine), die das Blatt zusammen mit dem immer noch vorhandenen, für das Blattgrün und die Fotosynthese verantwortlichen Chlorophyll dunkelgraugrün erscheinen lassen (Bild 6). Bei vollständigem Abbau des Chlorophylls im Anschluss verfärbt sich das Blatt oder verfärben sich zunächst die Blattränder gelb. Sind die Blätter ganz gelb, werden sie abgeworfen (Bild 7). Oft sehen die Baumkronen buntscheckig aus, wobei grüne, dunkel-weinrote, kräftig rote und gelbe Blattverfärbungen gleichzeitig erscheinen. Das Rot und das Gelb führen von weitem auch zu orange wirkenden Tönen.
Rot- und Scharlach-Eiche
Beide Baum-Arten stammen ursprünglich aus Nordamerika. Die Rot-Eiche ist in Mitteleuropa, so auch in den Wäldern Berlin und Brandenburgs, als Forst-Baum zu finden. Sie kann große, stämmige Exemplare hervorbringen, die fast an den Habitus heimischer Trauben- oder Stiel-Eichen heranreichen. Ihre Borke ist aber auch bei älteren Exemplaren nicht so grob-rissig, wie die der heimischen Eichen. Relativ glatte, an Stellen ohne algenbewuchs graue Partien auf der Borke sind bei ihr oft noch zu finden.
Die Laubblätter verfärben sich bereits bei 20-jährigen Exemplaren, anders als der Name es vermuten ließe, im Herbst nicht mehr rot, sondern gelb und im Anschluss braun (Bilder 8 und 9). Bei Braunfärbung ist das Laub bereits vertrocknet und löst sich dann vom Baum. Jüngere, kleine Exemplare, zeigen jedoch noch teils intensive Rotverfärbungen des Herbstlaubes.
Die Scharlach-Eiche ist besonders attraktiv in ihrem Erscheinungsbild im Herbst (Bilder 10 bis 12). So ab Ende Oktober verfärben sich die Laubblätter direkt aus dem vorher grünen Zustand kräftig rot. Der grüne Farbstoff Chlorophyll wird hierbei durch Prozesse im Blatt abgebaut. Einige Stoffe, die dabei entstehen, werden auch bis in die lebenden Holzschichten (Splintholz, Kambium) transportiert und in die Zellschichten eingelagert, wo sie für das Wachstum ab dem Frühjahr wieder zur Verfügung stehen.
Die scharlach- bzw. blutrote Herbstfärbung, die dem Baum den Namen eingetragen haben, ist auch verantwortlich dafür, dass die Baum-Art zunehmend beliebt ist für Anpflanzungen in städtischen Grünanlagen, besonders auch an Rändern von Straßen in Wohnquartieren oder in in diese integrierte Grünanlagen. Dies ist auch in Berlin zu beobachten. Ein Beispiel wäre eine Wohnanlage unweit des Moabiter Ufers in Berlin-Tiergarten.
Das Gesamt-Erscheinungsbild nach der Fertigstellung des neu gestalteten Grünzug-Abschnittes im Bereich nördlich der Siriusstraße, wo die Scharlach-Eiche steht, wird ein anderes sein, als es die Aufnahmen aus dem Jahre 2021 beispielsweise noch zeigen (Bild 12). Der Baum wird jedoch, trotz des Astschnittes, auch in den kommenden Jahren sich im Herbst gut an dieser Stelle machen.
Früchte an den Bäumen
Eine Anzahl von Bäumen entwickeln erst bis in den Herbst hinein reife Früchte. Dagegen sind die Früchte von zeitigen Frühblühern wie beispielsweise der Ulme (Blütezeit: März), bereits im Mai reif und werden als Flügelnüsse vom Wind in die Umgebung verstreut. Pappeln, deren Früchte ebenfalls schon im Mai verbreitet werden, entwickeln weißwollig behaarte Samen.
Japanischer Schnurbaum
Der Japanische Schnurbaum, ein zu den Hülsenfrüchtlern gehörendes Gewächs, entwickelt sogenannte Gliederhülsen. Der Baum blüht recht spät im Jahr, in den Monaten Juli und August. In großen Rispen werden Schmetterlingsblüten ausgebildet. Nach der Befruchtung der Blüten entwickeln sich in diesen Rispen dann die, im Sommer noch, grünen Gliederhülsen (Bild 14). Wie an einer Perlschnur aufgereiht wirken die Kammerverdickungen, die die Samen beinhalten. Daher stammt auch der Name! (Schnurbaum).
Eberesche
Die Eberesche entwickelt kleine Apfelfrüchte, die in Schirmrispen sitzen (Bilder 16 und 17a). Die mit ihr verwandte Art, die Schwedische Mehlbeere (Bild 17b), aber auch die Gewöhnliche Mehlbeere, bilden in ihren Rispen ähnliche Apfelfrüchte aus, nur von geringerer Anzahl als bei der Eberesche.
Schmalblättrige Ölweide
Die Schmalblättrige Ölweide setzt eiförmig, ovale Früchte an, die von Form und Größe an die Olive erinnern. Mit dem Olivenbaum ist die Schmalblättrige Ölweide jedoch nicht verwand. Der Olivenbaum gehört zur Familie der Ölbaumgewächse, zu denen übrigens auch die Eschen (Gemeine Esche, Blumen-Esche) gehören. Die Schmalblättrige Ölweide gehört zur Familie der Ölweidengewäche.
Zunächst sind die Früchte grün-weißlich. Die Oberflächen sind fein mit Sternhaaren besetzt. Ab Oktober färben sich die Früchte rot-bräunlich.
Die Früchte der Schmalblättrigen Ölweide sind genießbar. Im kleinasiatischen Raum, wo auch ihre Heimat ist, werden die Früchte als Frischobst verwendet, auch als Zutaten für Gebäck und Liköre.
Geweihbaum
Der Geweihbaum bildet große Hülsenfrüchte aus, die in Rispen an den Bäumen hängen. Nach der Blüte im Mai entwickeln sich recht schnell aus den weiblichen Blüten (Der Baum ist zweihäusig!) Fruchtansätze, die aus den Fruchtknoten entstehen. Diese erreichen im Sommer ihre vollständige Größe von bis zu 15 cm Länge. Sie sind zweiseitig abgeflacht, wobei eine umlaufende Naht zwei Hälften trennt. Zunächst sind sie noch grün und leicht behaart. Ab Herbst färben sie sich dunkelbraun, wobei die Oberflächen der Hülsen ledrig-glatt werden.
Der Geweihbaum wird auch als Kentucky-Coffeetree bezeichnet. Im Innern befinden sich, umgeben von einem grünlichen, klebrigen Fruchtfleisch, mehrere schwarz-glänzende rundliche Samen von 1,5 cm Durchmesser. Im mittleren Westen wurde einmal aus den Samen ein Kaffee-Ersatz hergestellt. Durch Vergiftungserscheinungen ist davon wieder abgelassen worden.
Rispiger Blasenbaum
Der Rispige Blasenbaum ist durch Neupflanzungen in den Baum-Bestand des Kosmosviertels neu dazugekommen.
Die Bäumchen (vier an der Zahl) zeigten schon im ersten Jahr nach ihrer Pflanzung Ende des Jahres 2022, im späten Frühjahr bis in den Sommer 2023 Blüten und anschließend Früchte. Die Blüten sitzen in großer Zahl in großen Rispen. Die Einzelblüten weisen in der Regel 4 leuchtend-gelbe Kronblätter auf, die einseitig ausgerichtet sind. Ihnen gegenüber stehen die violetten Staubblätter.
Die Früchte werden als Kapselfrüchte bezeichnet. Sie sind an einem Ende zugespitzt. Die Hüllen erinnern von der Form her an Lampions. Innen sind sie luftgefüllt und enthalten drei Samen. Bei Freigabe der Samen öffnen sich drei Kammern entlang von Nähten. Zunächst sind die Früchte noch grün (Bild 21), dann zum Spätherbst hin dunkelbraun (Bild 22).
Trompetenbaum
Der Trompetenbaum, im Kosmosviertel durch den aus Nordamerika stammenden Herzblättrigen Trompetenbaum vertreten, entwickelt Kapselfrüchte. Diese sind sehr lang (bis zu 30 cm lang) und hängen wie Bohnenstangen von den Zweigen herab (Bild 23). Zunächst grün bis in den Herbst (Bild 24), reifen sie langsam über den Winter hinweg zu braunen Kapseln. Bis zur Blüte im Juni des folgenden Jahres sind noch eine Anzahl der Früchte des Vorjahres an den Bäumen vorhanden. Die Kapseln sind längsgerieft. Beim Aufplatzen der Nähte werden die Samen freigegeben. Die Samen sind flach und beidseitig mit silbrigen Flughaaren versehen.
Weitere Herbst-Impressionen aus dem Kosmosviertel
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“