Baum-Vorstellung mit Schwerpunkt Blütezeit
heute: Hainbuche (Weißbuche)
Im Flachland Berlin und Brandenburgs blüht diese Baum-Art gewöhnlich zu April-Beginn. In diesen Tagen des Jahres 2022 sind die sehr üppig mit Blütenkätzchen behangenen Bäume im Kosmosviertel nicht zu übersehen (Bilder 1 und 3).
Daher ist ein gesonderter Beitrag zu dem in der Reihe „Natur im Kosmosviertel“ bereits existierenden über die Hainbuche an dieser Stelle angebracht. Er soll die Blütephase als Schwerpunkt behandeln.
Die Hainbuche, auch als Weiß-Buche bezeichnet (lateinisch: Carpinus betulus), ist eine in Mitteleuropa weit verbreitete Baumart. Sie steht aber vom mengenmäßigen Anteil hinter der Rot-Buche, mit der sie übrigens nicht verwandt ist, zurück. Dies liegt daran, dass die Rot-Buche dank ihres schnellen Wachstums neben der Fichte und der Kiefer lange Zeit zu den großen Holzlieferanten in Deutschland gehörte und in Monokulturen gezielt angepflanzt wurde. Die Hainbuche kommt recht häufig, besonders im Mittelgebirgsraum, an Weiderändern vor.
Die Hainbuche ist nicht nur ein Wald- und Feldbegrenzungsbaum, auch in städtischen Grünanlagen ist dieser Baum oft anzutreffen. In den Wäldern Berlin und Brandenburgs wird die Hainbuche verstärkt im Zuge des ökologischen Waldumbaus gezielt angepflanzt, ebenso der Berg-Ahorn und die Linde.
Die Hainbuche zeigt zwar ähnliche Holzeigenschaften und eine ähnliche Baum-Gestalt wie die als gewöhnliche Waldbuche in den Forsten häufig auftretende Rot-Buche, ist aber mit dieser nicht verwandt. Während die Rot-Buche wie auch die Eichen und die Esskastanie (auch als Edelkastanie bezeichnet) zur Familie der Buchengewächse gehören, ist die Hainbuche ein Vertreter der Birkengewächse. Hier ist sie mit der Birke und auch der Erle verwandt. Auch die Haselgewächse (Corylaceae) stehen mit den Birkengewächsen (Betulaceae) in einem recht engen Verwandtschaftsverhältnis. Der lateinische Name Carpinus betulus bezieht sich auf die Ähnlichkeiten, die die Hainbuche mit der Birke teilt.
Neuerdings werden die Haselgewächse ebenfalls den Birkengewächsen zugeordnet.
Dicht beblättertes Astwerk bis in die unteren schattigen Etagen, weit ausladende Äste und auf den ersten Blick ähnliche Blätter von Form, Größe und Nervatur wie die Rot-Buche sind Kennzeichen der Hainbuche. Auch sind die Stämme als Ganzes glatt und grau berindet wie bei der Rot-Buche. Jedoch neigt die Hainbuche dazu, verdrehte und spannrückige Stämme auszubilden und bei wenig dichter umgebender Vegetation Stamm- und Astgabelungen in geringer Höhe zu zeigen.
Bei in städtischen Grünanlagen und an Straßen stehenden Hainbuchen sind Züchtungen mit steil emporragenden, besenartig-dicht verzweigten Kronen des öfteren anzutreffen (Bild 2). Wegen der Neigung zu dichter Verzweigung und der hohen Wuchsleistung nach Beschnitt sind Hainbuchen als Heckenbepflanzungen ebenfalls sehr häufig zu finden, so auch ursprünglich als Wegrandbegrenzungen im „Alten“ Grünzug des Kosmosviertels.
Das Holz der Hainbuche verfügt über eine große Festigkeit und ist sogar geringfügig schwerer, d.h. spezifisch dichter, als das der Eichen und der Rot-Buche. Früher wurde das Holz der Hainbuche für Nockenwellen und Zahnräder, z.B. bei Wind- und Wassermühlen, verwendet. Heute werden u.a. Stifte und Schäfte aus dem Holz gefertigt. Auch im Möbelbau und für Furniere findet es Verwendung.
Das Holz der Weißbuche gehört mit zu den schwersten Hölzern unter den einheimischen Baum-Arten. Das spezifische Gewicht liegt deutlich über 800 mg/cm3. Bei den ebenfalls ein recht schweres Holz aufweisenden Eichen, wie der Trauben- und der Stiel-Eiche, liegt der Wert bei 770 mg/cm3.
Blüte
Die Hainbuche blüht noch vor dem Laub-Austrieb, etwa in der Zeit des April-Beginns. In manchen Jahren ist ein besonders intensiver Blütenbesatz festzustellen (Bilder 1 bis 3). So auch im Jahr 2022, hier beobachtet an den Bäumen im Kosmosviertel. In den Grünanlagen, darunter als Gehölz-Elemente des zentralen Grünzuges und als Wegrandbepflanzung, sind die Hainbuchen im Kosmosviertel recht zahlreich vertreten.
Männliche Blütenstände
Die männlichen Blütenstände bzw. Kätzchen der Hainbuche bilden sich im Gegensatz zu denen der sonst etwa gleichzeitig blühenden Birke im Frühjahr kurz vor oder mit dem beginnenden Blatt-Austrieb. Sie brechen aus den Winterknospen der Kurztriebe, sind zwischen 3 und 7 cm lang und hängen wie bei der Birke abwärts (Bilder 4 bis 7). Die männlichen Kätzchen der Birke wie auch der Erle werden dagegen bereits im Vorjahr angelegt und hängen den Winter über an den Bäumen. Zur Pollenabgabe öffnen sich bei grün-braune Deckschuppen auf den Staubblättern. Darunter sind wie bei der Birke und der Erle die gelben bzw. bei der Hainbuche die weißlich-grünen Staubbeutel zu sehen (Bild 7). Die Hainbuche ist wie die Birke und die Erle einhäusig-getrenntgeschlechtig. Männliche und weibliche Blütenstände sitzen auf einem Baum. Die Bestäubung vollzieht sich zum größten Teil durch den Wind.
Die Deckschuppen der staubblattbesetzten männlichen Fruchtstände weisen bei der Hainbuche typische, braun gefärbte Spitzen auf (Bilder 5 bis 9).
Die Blütezeit beginnt etwa wie bei der Birke (oder wenig später wie bei dieser) ab dem April, wobei der Austrieb des jungen Laubes zur gleichen Zeit erfolgt. Nach der Bestäubung durch den Wind entwickeln sich jedoch recht schnell Fruchtstände, die zwar noch grün sind, aber von Gestalt und Größe bereits denen der reifen Fruchtstände im Herbst entsprechen (Bild 12).
Weibliche Blütenstände
Die herunterhängenden Kätzchen der männlichen Blütestände sehen von Weitem denen der früher blühenden Haselnuss (Februar) und denen der bevorzugt an den Gewässerufern anzutreffenden Schwarzerle (März) ähnlich. Die weiblichen Blüten sind dagegen schwerer zu erkennen. Sie „verbergen“ sich unter den neu austreibenden Blättern an den langen Triebenden.
Die weiblichen Blütenstände entwickeln sich aus den Triebknospen, aus denen auch die Laubblätter hervorgehen. Sie sind bei der Hainbuche grün, etwa 3 cm lang und im Gegensatz zur Birke von Beginn an abwärts hängend (Bilder 8 und 9). Sie zeigen bereits mehrere, übereinander liegende Blättchen bzw. Blattschüppchen, aus denen sich die typischen Hochblätter entwickeln, die bei den reifen Fruchtständen Flügel für die Verbreitung der Samen darstellen. Im Blütenstand, der recht klein ist, zeigen diese Blättchen noch keine wirkliche Dreilappigkeit wie bei den reifen Fruchtständen und sind an den Spitzen behaart.
Laubblätter
Dicht beblättertes Astwerk bis in die unteren schattigen Etagen, weit ausladende Äste und auf den ersten Blick ähnliche Blätter von Form, Größe und Nervatur wie die Rot-Buche sind Kennzeichen der Hainbuche.
Der zuerst ins Auge fallende Unterschied in den Blatt-Merkmalen zwischen Hain- und Rot-Buche ist die auffällige Zähnung der Blattränder bei der Hainbuche (Bild 10, 12 und 13). Der Botaniker bezeichnet dies bei der Hainbuche auch als doppelt gesägt. Die Rot-Buche zeigt ungezähnte, glatt verlaufende Blattränder, die zudem bei jungem Frühjahrslaub, aber auch bei ausgehärteten Blättern einen feinhaarigen Saum besitzen (Bild 11). Die streng beidseitige Nervatur des Hainbuchen-Blattes ist der des Blattes der Rot-Buche zwar ähnlich, jedoch bei der Hainbuche in dichterer und größerer Zahl ausgeprägt.
Fruchtstände
Die Fruchtstände der Hainbuche können als Trauben angesprochen werden, an denen mehrere Nussfrüchte, die mit einem dreiteiligen Hochblatt verbunden sind, hängen. Die Ränder der Hochblätter sind gezähnt (gesägt), der zentrale Lappen ist deutlich länger als die anderen beiden. Diese dreilappige Fruchthülle entspricht aber sonst denen der Haselnuss, woran sich eine Verwandtschaft zu den Haselgewächsen ableitet. Anfangs sind die Fruchtstände blassgrün, später zum Herbst hin braun gefärbt (Bilder 12 und 13). Die Flügel des Hochblattes tragen zur Verbreitung der Samen durch den Wind bei, wobei nach Herbststürmen Entfernungen von über einem Kilometer gemessen wurden.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“