Baum-Vorstellung
heute: Die Gewöhnliche Traubenkirsche
Die auch als Europäische Traubenkirsche (Prunus padus) bekannte Art ist in Mitteleuropa nur in zerstreuten Arealen zu finden. Hier und da ist sie auch in städtischen Grünanlagen und Parks anzutreffen (Bilder 1, 3 sowie 12 und 13). Die Europäische Traubenkirsche blüht im Allgemeinen ab Ende April und Anfang Mai. Bei milden Witterungslagen ist die Blütezeit oft schon in der zweiten April-Hälfte.
In der Natur, besonders in lichten Kiefenwäldern und auch in Mischwäldern, hat sich dagegen die ursprünglich aus Nordamerika stammende Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) schon seit längerer Zeit, oft verwildernd, stark ausgebreitet. Diese durch Wildwuchs den Wald-Unterbau auch in den Berliner Forsten dominierende Art verdrängt hier heimische, natürlich nachwachsende Baumarten wie z.B. den Berg-Ahorn, die Eberesche und die Eiche. Daher gab es auch Maßnahmen zur Beseitigung der Bäume samt ihrer Wurzeln, die sonst stark zu Ausschlägen neigen. Die Späte Traubenkirsche blüht erst ab Ende Mai und im Juni (Bild 11).
Die Gewöhnliche Traubenkirsche ist anspruchsvoller als die amerikanische Art. Sie bevorzugt feuchte bis nasse Böden und ist daher besonders in Au- und Bruchwäldern zu finden. Sonst ist sie eher selten bzw. auf kleine zerstreute Flächen beschränkt (Bild 2). Ihr gesamtes Verbreitungsareal zieht sich jedoch von Europa bis weit nach Asien, innerhalb der borealen Zone. In den Grünanlagen des Kosmosviertels in Altglienicke findet die Gewöhnliche Traubenkirsche auf den tonig-lehmigen, wasserhaltenden Böden gute Wachstumsbedingungen. Die Bäume sind über das Wohnquartier verstreut, aber zahlreich zu finden (Bilder 1, 3 sowie 12 und 13).
In den Berliner Wäldern ist die Gewöhnliche Traubenkirsche weit weniger zu finden als die amerikanische Art. Die Gewöhnliche Traubenkirsche ist jedoch von dieser durch ihre deutlich früher, Ende April / Anfang Mai erfolgende Blüte zu unterscheiden und als solche auszumachen. Im Müggelwald sind am Schmetterlingshorst in der Nähe des Langen Sees und im umgebenden Wald-Areal einige verstreut auftretende Gewöhnliche Traubenkirschen vom Autor aufgenommen worden (Bilder 2, 5 und 7, 8, 9).
Die Gewöhnliche Traubenkirsche verfügt über eine hohe Wurzelleistung, das heißt, dass sie in der Lage ist, zusammen mit ihrer hohen Transpiration (Verdunstung) über die Blätter dem Boden effektiv viel Feuchtigkeit zu entziehen. Aus diesem Grunde wurde sie früher zur Entwässerung besonders feuchter Böden gezielt angepflanzt.
Blüten
Die Blütezeit der Gewöhnlichen Traubenkirsche beginnt bereits ab Ende April. Die Blüten stehen zahlreich in bis zu 12 cm langen, leicht aufwärts stehenden oder überhängenden Blütentrauben (Bilder 4 bis 7 und 9). Die zylindrischen Blütentrauben stehen beidseitig des Haupttriebes schwach aufwärts gerichtet (Bild 6). Die Anzahl der Blüten je Traube bewegt sich zwischen 20 und 40. Um die Achse der Blütentraube sind umlaufend und an recht langen Stielen sitzend, die Blüten verteilt (Bild 9). Die Einzelblüten sind typisch für Rosengewächse fünfzählig und zwittrig (Bilder 5, 7 bis 9). Fünf weiße Kronblätter und zahlreiche Staubblätter umrunden Narbe und Griffel im Zentrum. Die äußeren Ränder der Kronblätter sind fein gezähnt. Die Staubblätter sind von grünlicher und gelblicher Farbe. Die Blüten besitzen Nektardrüsen und duften intensiv, was Insekten anlockt, die in zahlreichen Arten die Blüten besuchen, unter ihnen z.B. auch Schwebfliegen (Bilder 7 und 8).
Früchte
Die kugeligen Früchte der Fruchttrauben sind etwa 1 cm im Durchmesser und gereift von schwarzer Farbe. Sie sind im späten Sommer vollständig ausgereift. Glänzend schwarz erscheinen sie nach einer Phase der Rotfärbung jedoch bereits teilweise ab dem Juni-Ende (Bild 10).
Der Steinkern ist bei der Gewöhnlichen Traubenkirsche grubig gefurcht. Dies ist ein weiteres Unterscheidungskriterium zur Späten Traubenkirsche, deren Steinkerne glatt und ohne Furchung sind.
Gereift sind die Kirschen genießbar, jedoch im Geschmack ziemlich bitter. Aus ihnen wird aber z.B Marmelade und auch Saft hergestellt.
Späte Traubenkirsche (Blütentraube im Vergleich)
Die aus Nordamerika bei uns eingeführte und schon seit langem ausgewilderte Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) blüht im Gegensatz zur Gewöhnlichen Traubenkirsche erst ab der 2. Mai-Hälfte, wobei sich die Blüte bis in den Juni fortsetzt. Dann etwa zeitgleich beginnt ebenfalls die Robinie zu blühen, ein Schmetterlingsblütengewächs, das ebenfalls aus Nordamerika stammt. Die Blütentrauben der Späten Traubenkirsche ähneln stark denen der europäischen Gewöhnlichen Traubenkirsche (Bild 11).
In den Grünanlagen des Wohnquartiers Kosmosviertel in Altglienicke sind an mehreren Stellen Exemplare der Gewöhnlichen Traubenkirsche zu finden. Schwerpunkte dieser Pflanzungen sind Bereiche nahe von Häuserblöcken entlang der Venusstraße (Bild 1), aber auch verschiedene Standpunkte im Areal vor dem Bürgerhaus / Jugendklub (Bilder 6, 12 und 13). Da die Bäume an der Venusstraße schon eine gewisse Größe besitzen, kann gefolgert werden, dass diese zu den Elementen der Grüngestaltung aus den ersten Phasen nach dem Erstbezug des Kosmosviertels durch die Mieter gehören. Auch am Teich im mittleren Abschnitt des zentralen Grünzuges steht ein Baum (Bild 4). Dieser kleine Baum kann durchaus durch wilde Aussaat entstanden sein (Nahrungaufnahme der Kirschen und Verbreitung der Samen durch Vögel).
Weitere Impressionen der Traubenkirschen-Blüte im Kosmosviertel
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“