Baum-Präsentation
heute: Die Gewöhnliche Esche und die Blumen-Esche (Manna-Esche)
Die Gewöhnliche Esche ist ein in Europa weit verbreiteter Baum. Wogegen sein Vorkommen nach Norden hin auf Südskandinavien (Schonen, Dänemark) beschränkt ist, ist er sonst von den Britischen Inseln, über ganz Mitteleuropa, Nordspanien und Italien, über den Balkan bis in den Kaukasusraum und den Nord-Iran zu finden.
Die Gattung Fraxinus, zu der die Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) gehört, wird in die Familie der Ölbaumgewächse gestellt. Über diese Familie ist sie auch mit dem im mediterranen Raum verbreiteten Olivenbaum verwandt. In Südeuropa und der Türkei ist eine weitere Eschen-Art beheimatet, die Blumen- oder Manna-Esche (Fraxinus ornus), die sich wegen ihres attraktiven Blütenschmucks bisweilen auch in mitteleuropäischen Parks und Gärten finden lässt (Bilder 9 und 10). Die Blumen-Esche ist ebenfalls im Kosmosviertel zu finden (Bilder 9 bis 12). Vermutlich war diese Art ursprünglich auch in Teilen Österreichs und in den Südalpen natürlich verbreitet. Jedenfalls führten die Römer den Baum auch in das Gebiet des Oberrheins ein.
Die Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia), die bei uns in manchen Parks und Botanischen Gärten zu finden ist, hat ihre Ursprungsheimat in Südosteuropa.
In Nordamerika sind außerdem die Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica) und die Weiß-Esche (Fraxinus americana) beheimatet. Beide sind selten im Bestand botanischer Gärten anzutreffen. Die Rot-Esche ist in Südeuropa sogar ein Forstbaum. Die Blüten der Rot-Esche sind im Gegensatz zur Gewöhnlichen Esche Europas zweihäusig auf verschiedene Bäume verteilt, wobei die weiblichen Blüten leuchtend rot sind. Die Weiß-Esche ist ebenfalls zweihäusig und besitzt bei den Laubblättern unterseits helle, fast weiße Fiederblättchen.
Gewöhnliche Esche
Die bei uns natürlich verbreitete Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) bevorzugt feuchte und nährstoffreiche Böden. Sie ist auf lehmigen Gesteinsverwitterungsböden an den Quellgebieten in den Hanglagen der Mittelgebirge ebenso zu finden wie auf Tal- und Auenböden entlang von Bach- und Flussläufen. Auf den überwiegend sandigen Böden der Moränen-Hochflächen und nacheiszeitlichen Ursprungstäler ist die Gewöhnliche Esche auch im Bestand von Laubmischwäldern, in denen die Eichen, vielleicht noch Linden, Ulmen, unter den Pionierbäumen Birken und Ahorne, dominieren, nicht zu finden. In Berlin und Brandenburg konzentriert sich das Vorkommen der Esche auf Randbereiche von Gewässern und Feuchtgebieten. Schluchtartig beschattete Tallagen, die von Gebirgsbächen durchflossen werden, gehören zu den bevorzugten Standorten. Häufig sind sie dort mit Grauerlen vergesellschaftet.
Hingegen ist der Baum im norddeutschen Raum recht häufig als Bestandteil von städtischen Grünanlagen zu finden, lehmreiche Böden vorausgesetzt. Geschiebelehm-reiche Böden, also Böden mit einem entsprechenden Tonanteil, teilweise auch mergelig (mit Kalkanteil), sind im Kosmosviertel zu finden. So sind in einem Innenhofbereich des Südabschnittes des Wohnquartiers eine größere Anzahl der Bäume angepflanzt, von welchen einige schon beachtlich groß sind, angesichts des erst 31-jährigen Bestehens des Wohnviertels (Bild 1).
Laubblätter:
Die Laubblätter sind als recht große, bis zu 35 cm lange Fiederblätter ausgebildet (Bilder 2 und 3). Sie sitzen an den Zweigen gegenständig an, d.h. zwei der Fiederblätter stehen sich direkt beidseitig gegenüber. Dies ist ein wichtiges Merkmal, um sie etwa von den sonst ähnlichen Fiederblättern des Walnuss-Baumes zu unterscheiden. Bei diesem sitzen die Fiederblätter wechselständig an den Zweigen an. Dies trifft auch für die ähnlich großen Fiederblätter des Japanischen Schnurbaums, aber auch für die des Sumachs (Essigbaums) und des Götterbaums zu.
Die Fiederblätter bestehen aus einzelnen Fiederblättchen, wobei es bei der Gemeinen Esche zwischen 9 und 13 von der Zahl her sind (Bilder 2 und 3). Dabei stehen sich zweizeilig immer zwei Fiederblättchen am Blattstiel direkt gegenüber, wogegen ein Fiederblättchen an der Spitze platziert ist. Dieses Vorhandensein des Spitzenblättchens bei einer, normal ausgebildet, ungeraden Gesamtzahl von Fiederblättchen wird durch die Bezeichnung „unpaarig gefiedert“ in den Bestimmungsbüchern charakterisiert.
Die einzelnen Fiederblätter sind länglich-eiförmig und mit nach vorn gerichteten Zähnungen versehen. Vorn sind sie zugespitzt. Oberseits sind die Fiederblättchen dunkelgrün, unterseits heller.
Die Winterknospen sind als große braune, samtige Blattknospen an den Zweigspitzen sowie als seitlich gegenständig ansitzende kleinere, ebenso samtig-braune Knospen ausgebildet. Die seitlichen Knospen bringen im Frühjahr entweder Blütenstände oder weitere Fiederblätter hervor. Die auffallend samtig-braune Knospenoberfläche ist ein Merkmal zur Winterbestimmung dieser Bäume, ähnlich z.B. wie die charakteristisch grünen Knospen des Berg-Ahorns.
Blüte:
Die Gewöhnliche Esche blüht noch vor dem Laub-Austrieb. Im Tiefland ist die Blütezeit im Mittel innerhalb der zweiten April-Hälfte. Dabei erscheinen seitenständig an den äußeren Enden kräftiger Zweige, unterhalb der noch geschlossenen samtbraunen Blattknospe, reich verzweigte Blütenrispen (Bilder 4 bis 6).
Jede dieser Rispen trägt zahlreiche Einzelblüten, wobei die Rispen zwittrig oder im extremen Fall nur eingeschlechtig besetzt sein können. Somit ist die Gemeine Esche, etwa im Gegensatz zur Manna-Esche, aber auch zur Rot- und Weiß-Esche, einhäusig, d.h. beide Geschlechter sitzen auf einem Baum. Männliche wie weibliche Blüten sind beinahe unscheinbar klein und ohne Blütenhülle. Die meist deutlich in der Überzahl auftretenden männlichen Blüten sind dabei im Zustand ihrer geschlossenen Staubblätter eiförmig, mit einer Nut versehen und schwärzlich rotbraun. Sie erinnern im Aussehen an kleine Kaffeebohnen. Beim anschließenden Aufplatzen wird gelblich-weißer Pollen sichtbar, der durch den Wind verfrachtet wird (Bild 4). Die weiblichen Blüten bestehen aus einem flachen rötlich durchschimmernden Fruchtknoten, an dessen Ende sich zwei dunkle Narben befinden (Bild 5). Die Form der Fruchtknoten lässt bereits die Flügelnatur der späteren Früchte leicht erkennen.
Die Bestäubung erfolgt bei der Gewöhnlichen Esche durch den Wind, im Gegensatz zur Manna-Esche, deren mit großen, schmalen, weißen Kronblättern ausgestattete Blüten durch Insekten bestäubt werden.
Die heranwachsenden Verzweigungen der Blütenrispen sind grünlich-weiß (Bild 6).
Früchte
Die Früchte der Gewöhnlichen Esche sind längliche Flügelnüsse, die bei guter Entwicklung zahlreich in seitenständigen Rispen stehen. Dabei hängen die geflügelten Nüsse besonders zur Reife in Büscheln an langen dünnen Stielen abwärts (Bild 8). Die Flügel selbst sind schmal und laufen in einer Spitze aus. Die Samen befinden sich am oberen Ende. Die Verbreitung der Früchte erfolgt durch den Wind, wobei sich die geflügelten Nüsse von den Stielen lösen und samen-vorwärtsgerichtet durch die Luft gleiten. Ahorn-Flügelsamen rotieren dagegen durch die Luft.
Bereits teils Anfang Mai entwickeln sich nach der Bestäubung die zur Blütezeit rötlich erscheinenden weiblichen Fruchtknoten zu grünlichen, heranwachsenden Fruchtständen. Sie werden hierbei länglicher und bilden ihre Flügel aus (Bild 7). Junges Eschenlaub sprießt dann gleichzeitig bereits hervor
Trotzdem die Gewöhnliche Esche recht zeitig blüht, ist die Fruchtreife erst im Schnitt im Oktober (Bild 8). Einige der Flügelnüsse verbleiben oft über den Winter am Baum. Die fruchttragenden Stiele sind ab dem Herbst ebenfalls verholzt und sind oft im Folgejahr noch zu sehen (Bild 6).
Die Blumen-Esche (Manna-Esche)
Diese Eschen-Art (Fraxinus ornus) stammt aus Südosteuropa und Kleinansien. Die Blüten der Rispen sind zwittrig oder auch eingeschlechtig. Die zahlreich in aufwärts stehenden Rispen sich befindenden Einzelblüten zeigen lange, schmale weiße Kronblätter (Bilder 9 und 10). Der vierteilige Kelch ist dagegen hellbraun und eher unscheinbar. Die Anzahl der weißen Kronblätter bewegt sich zwischen 2 und 4. Die Staubblätter sind rosafarben, der weibliche Fruchtknoten ist mit einem violetten Griffel, an derem Ende sich eine weiße Narbe befindet, ausgestattet.
Mit ihren aufwärts gerichteten Verzweigungen, an denen die Blüten stehen, erinnern die Blütenstände in ihrem Aussehen an Blumensträuße, was zur Namensgebung Blumen-Esche führte.
Die Blüten duften intensiv und locken Insekten an. Dies im Gegensatz zu der mehrheitlich windbestäubenden Gewöhnlichen Esche Mittel-Europas (Fraxinus excelsior).
Im Kosmosviertel sind Exemplare der Blumen-Esche im Grünstreifen nahe der Schönefelder Chaussee, und zwar im mittleren Abschnitt, zu finden (Bilder 11 und 12).
Die fiederblättrige Belaubung (Einzelblätter gegenständig am Zweig ansitzend – Erkennungszeichen der Eschen) ähnelt der der Gewöhnlichen Esche, jedoch sind die einzelnen Fiederblättchen der Blumen-Esche mit 7 bis 9 in ihrer Zahl etwas geringer als die der Gewöhnlichen Esche (9 bis 13 Einzelblättchen). Die Fiederrblättchen sind ebenso zueinander gegenständig, jedoch insgesamt unpaarig, da ein Spitzenblatt allein steht. Die Fiederblättchen sind deutlich gestielt (Bild 11).
Der Baum produziert einen Saft, der bei Verletzungen der Rinde oder anderer Pflanzenteile ausgeschieden wird und zu süßem „Manna“ kristallisiert. Es wird medizinisch bei Husten und als Abführmittel verwendet. In Südeuropa wird der Baum zur Gewinnung der Kristalle in Plantagen angebaut, so z.B. auf Sizilien.
Verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“