Bäume in städtischen Grünanlagen
Wissenswerte Details zum Urweltmammutbaum
Die Blütenstände des Urweltmammutbaums – im März beobachtet
Der Urweltmammutbaum ist eine Konifere, die seit Neuem der Familie der Zypressengewächse zugeordnet wird. In älteren Bestimmungsführern ist diese Baum-Art noch der eigenständigen Familie der Sumpfzypressengewächse unterstellt. Diese Familie umfasste hierbei die namengebende nordamerikanische Sumpfzypresse (Gattung Taxodium) genauso wie die zwei heute ebenfalls noch vorkommenden Mammutbaum-Arten, den Riesen- oder Bergmammutbaum und den Küstenmammutbaum, beide in Nordamerika beheimatet, sowie solch exotische Gehölze wie die Japanische Sicheltanne (Gattung Cryptomeria), die Taiwanie (Taiwan, Myanmar), die Chinesische Spießtanne, die Chinesische Sumpfzypresse (auch Wasserfichte genannt) und auch die Schuppenfichten (Gattung Athrotaxis) Tasmaniens.
Der Urweltmammutbaum, der auch als Chinesisches Rotholz bezeichnet wird (rötliche Färbung des Holzes), in Anlehnung an die Mammutbaum-Redwoods Nordamerikas, ist in Mitteleuropa mittlerweile recht häufig auch außerhalb Botanischer Gärten sowie von Landschaft- und Schlossparks anzutreffen.
So ist der Baum auch in städtischen Grünanlagen durchaus hier und da zu entdecken. Auch dem zunehmend wärmer und trockener werdenden Klima Mitteleuropas scheint er recht gut zu trotzen. Bedingung ist eine ausreichende Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, die tonreiche bzw. lehmige Böden kennzeichnen, so auch im Kosmosviertel (Altglienicke).
Im städtischen Wohnquartier des Kosmosviertels in Altglienicke-Süd ist der Urweltmammutbaum mit insgesamt vier, gleichaltrigen Exemplaren vertreten. Diese stehen im mittleren Areal des zentralen Grünzugs recht nah beieinander, wobei drei von ihnen eine Gruppe bilden (Bild 1). Das vierte Exemplar steht etwas entfernter, von weißblühenden Blüten- bzw. Grannenkirschen flankiert. Diese Exemplare des Urweltmammutbaumes stammen noch aus der Anfangsphase der Bepflanzung des zentralen Grünzuges im Kosmosviertel. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Urweltmammutbäumen stehen hier, ebenfalls zu den Exoten gehörend, eine Anzahl, teils in Reihe gepflanzter Japanischer Schnurbäume (Pagodenbäume), Hülsenfrüchtler, die zu den Schmetterlingsblütlern gehören.
Im Winter ohne Laub, jedoch mit Blütenständen an hängenden Trieben
Der Urweltmammutbaum ist im Gegensatz zu seinen immergrünen nordamerikanischen Verwandten nur sommergrün. Ebenfalls ist auch die nordamerikanische Sumpfzypresse nur sommergrün und kann mit dem Urweltmammutbaum, auch vom Laub- bzw. Nadelkleid her, auf den ersten Blick hin verwechselt werden. Spätestens im November lässt der Urweltmammutbaum sein Laub, die ebenfalls zweizeiligen fiederblättrigen Kurztriebe, fallen und steht dann kahl da. Aber bei genauerer Betrachtung fallen an hängenden Langtrieben der äußeren Bereiche starker Äste die große Zahl an kleinen, bereits verdickten Knospen auf. Es handelt sich bei diesen nicht um Knospen, aus denen im Frühjahr neue belaubte Triebe sprießen, sondern um Knospen der männlichen Blütenzapfen. Diese werden im Dezember bereits angelegt.
Sie werden als Blütenzapfen, nicht als Kätzchen bezeichnet wie bei Haselnuss, Erle, Birke und Hainbuche. Bei diesen hängen längliche schmale Kätzchen, welche zahlreich mit Staubblättern besetzt sind, als gesamter Blütenstand herab. Beim Urweltmammutbaum, auch bei der Sumpfzypresse, sind eine Vielzahl einzelner, kleiner männlicher Blütenstände, die als männliche Blütenzapfen bezeichnet werden, an den Trieben ansitzend, spiralig umlaufend gruppiert (Bilder 4 und 5).
Besonders an den äußeren Bereichen der Äste von frei stehenden Baum-Exemplaren oder an gut belichteten Abschnitten der Kronen höherer, sonst eingewachsener Baum-Exemplare, ist dieser Besatz mit männlichen Blütenzapfen stark ausgebildet. Zum März hin sehen die Bäume dann wie geschmückt aus (Bilder 2 und 8). An den Enden gut entwickelter Äste freistehender Baum-Exemplare sind diese blütenbesetzten hängenden Triebe oft fast schon auf Augenhöhe positioniert, so z.B. an einem Exemplar in einer städtischen Grünanlage an der Schillingstraße in Berlin Mitte, was vom Autor dukumentiert werden konnte (Bilder 2 bis 5 und 8 bis 9).
Oftmals fallen oberhalb der hängenden Triebe mit den männlichen Blütenzapfen an den Zweigen ansitzende verholzte weibliche Zapfen auf, die im Vorjahr gereift sind (Bilder 4 und 9).
Im Monat März im Folgejahr nach der Reifung erfolgt die Samenfreigabe an diesen weiblichen verholzten Zapfen, worauf sich diese von den Zweigen lösen. Dabei bleiben die sehr dünnen, verholzten, meist gebogenen Triebstiele an den Zapfen haften (Bilder 4 und 7). Als solche Gebilde können sie dann auf dem Erdboden unter den Bäumen aufgelesen werden.
Die kleinen männlichen Blütenzapfen öffnen im März allmählich ihre Staubblätter, wobei gelbliche bis grünliche Färbungen zu den vorher dominierenden Braunrot-Tönungen hinzukommen (Bilder 4 und 5). Parallel hierzu vollzieht sich die Freisetzung des Pollens, welche durch trockene Wetterlagen beschleunigt wird. Die Strukturen der Staubblätter und ihre spiralig-umlaufende Anordnung sind aus naher Betrachtung zu sehen (Bilder 4 und 5). Es empfiehlt sich eine Lupe. Die Bestäubung erfolgt wie bei den Koniferen üblich durch den Wind.
Blütenkätzchen – Beobachtungen im Kosmosviertel (Altglienicke)
An den Exemplaren des Urweltmammutbaumes im Kosmosviertel konnten in den vergangenen Jahren ebenfalls an den äußeren Enden kräftigerer Äste im Winterhalbjahr bis zur Blüte im März die hängenden Triebe mit den männliche Blütenzapfen wahrgenommen werden. So konnten die Erscheinungen im März 2020 dokumentiert werden (Bild 6a). Jedoch sind durch die Vorarbeiten im Rahmen der Umgestaltung des zentralen Grünzuges umfangreichere Entastungen an den Bäumen des Grünzuges, so auch an den Urweltmammutbäumen, vollzogen worden, die zur Folge hatten, dass im Frühjahr 2023 so gut wie keine männlichen Blütenstände an den Bäumen wahrzunehmen waren. Im Spätherbst 2023 und im folgenden Winter setzten einige Astpartien jedoch wieder Kätzchen mit männlichen Blütenzapfen an, was zur Blüte im März 2024 dokumentiert werden konnte (Bilder 6b und 6c).
In den Jahren 2020 bis 2022 waren an den Baum-Exemplaren des Urweltmammutbaums im Kosmosviertel ebenso auch weibliche Blütenzapfen hinreichend gehäuft gebildet worden. Die oben bereits erwähnten und dargestellten weiblichen Zapfen im Zustand nach der Samenreife im Spätherbst bis zur Samenfreigabe im Februar und März ließen sich auch an diesen Baum-Exemplaren jährlich dokumentieren (Bild 7), ebenso die Entwicklungsstadien der noch grünen Zapfen (Bilder 10 und 11).
Oberhalb an den Zweigen, nah an diesen verholzen Zapfen, entwickeln sich im März kleine, aufwärts gerichtete weibliche Blütenstände bzw. Blütenzapfen (Bild 7). Diese sind von grünlicher Farbe (Zellen mit Chlorophyll) und lassen Strukturen der Fruchtschuppen erkennen, die zapfenartig spiralig umlaufen. Nach ihrer Öffnung werden die inwärtig auf den Fruchtschuppen sitzenden Samenanlagen vom Pollen bestäubt.
Bis in den Mai entwickeln sich aus den kleinen, grünlichen weiblichen Blütenzapfen, die zunächst noch nah an den Zweigen sitzen, die mit Triebstielen versehenen, allmählich heranwachsenden Zapfen (Bild 10). Diese Zapfen sitzen an den Enden von zu voller Länge heranwachsenden Kurztrieben und nehmen von der Größe her zu (Bild 10). Diese Kurztriebe sind zudem ebenfalls mit Nadelblättchen versehen. Die grünlichen Zapfen sind zunächst noch eingedreht orientiert, solange der Trieb im Wachsen ist. Später im Sommer sind die dann immer noch grünen Zapfen zu voller Größe herangewachsen und hängen an den kahler und bräuner werdenden Triebstielen herab (Bild 11). Die Triebstiele verholzen als erstes.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“