Baum-Präsentation
heute: Die Blasenesche
Die Blasenesche oder der Rispige Blasenbaum ist ein in Mitteleuropa sehr selten anzutreffendes Gehölz, das seine Heimat in Korea und Nordost-China hat. Der Baum kann im Bestand von etlichen Botanischen Gärten und Anlagen Europas aufgefunden werden. Er ist aber auch hier und da in öffentlichen Parks, städtischen Grünanlagen und sogar als Straßenrandbepflanzung von Wohngebieten vorhanden. Dabei begünstigt ihn seine Resistenz gegenüber Trockenheit und seine Toleranz des städtischen Klimas. Zum Beispiel ist ein schön gewachsenes, solitär stehendes Exemplar direkt an der St. Laurentius-Kirche in Alt-Köpenick zu bewundern (Bilder 1 und 10). Ein zweites, kleineres, fast noch strauchartiges Gewächs der Blasenesche steht ebenfalls im Altstadt-Bereich von Köpenick, und zwar an der Müggelheimer Straße, Ecke Amtsstraße (Bild 11).
Im Kosmosviertel in Altglienicke ist leider kein Exemplar des Rispigen Blasenbaums anzutreffen. Trotzdem ist er ein interessanter, vorzeigenswerter Baum, der zudem nur wenig bekannt ist.
Die Blasenesche (Koelreuteria paniculata) gehört zur Familie der Seifenbaumgewächse und ist mit den eigentlichen Eschen aus der Gattung Fraxinus, die zu den Ölbaumgewächsen gehören, nicht verwandt. Die großen Fiederblätter der Blasenesche sind im Gegensatz zu den gegenständig am Zweig ansitzenden Blättern der richtigen Eschen wechselständig. Das Blatt selbst besteht aus bis zu 17 Fiederblättchen, die in etwa zueinander gegenständig orientiert sind, ausgenommen das Fiederblättchen an der Blattspitze. Die Fiederblättchen sind vorn zugespitzt, beidseitig symmetrisch mit von Einkerbungen getrennten Lappen versehen, wobei die einzelnen Lappen außerdem eine Zähnung aufweisen (Bilder 3 und 4). Die Formen der Fiederchen erinnern etwas an die Gesamt-Blattformen des Weißdorns. An der Basis der Fiederchen der Blattmittelabschnitte können wiederum Fiederblättchen zweiter Ordnung auftreten.
Benannt ist die Gattung (Koelreuteria) im lateinischen Namen nach dem Karlsruher Botaniker G. Kölreuter, der im 18. Jahrhundert zu Bestäubungs- und Befruchtungsmechanismen wissenschaftlich Pionierarbeit leistete.
Blüten
Die Blütezeit des Baumes ist gewöhnlich, auch in der Heimat, im August, also recht spät im Jahr. Jedoch ist, wohl als Folge der allgemeinen Klimaerwärmung, zu beobachten, dass Bäume der Blasenesche, z.B. in städtischen Grünanlagen Berlins, bereits im Juli anfangen zu blühen (Bilder 1 bis 7). Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, wobei heimische Bienen ihn mittlerweile gern annehmen. In manchen Jahren ist die Blüte allmählich und vollzieht sich über einen Zeitraum hinweg, bei welchem aus frühen Blüten sich bereits grüne Fruchtkapseln entwickelt haben, so dass Blüten wie auch eine größere Anzahl an grünen Fruchtkapseln gleichzeitig am Baum zu sehen sind. Dies war bei einem Baum in der Altstadt Köpenick an der Laurentiuskirche im Juli 2022 zu beobachten (Bild 7).
Die relativ kleinen Blüten sitzen in hoher Zahl in großen, bis zu 40 cm langen, reich verzweigten Rispen (Bilder 2 und 3). Die Rispen weisen insgesamt eine pyramidale Form auf. Die etwa 1 cm im Durchmesser betragenden Einzelblüten bestehen aus einem fünfzipfeligen grünen Kelch und aus meist 4, seltener auch aus 5 gelben Kronblättern (Bilder 4 bis 6). Eine Radialsymmetrie liegt hierbei nicht vor, da schon die in den meisten Blüten vorhandenen 4 Kronblätter innerhalb eines begrenzten Kreisabschnittes ausgerichtet sind (etwa im Winkelbereich von 220°-180° abstrahlen). Die 8 langen Staubblätter besitzen graue bis dunkelviolette Staubbeutel und stehen den Kronblättern anderseitig gegenüber (Bild 6).
Früchte
Die Früchte der Blasenesche sind bis zu 5 cm lange Kapselfrüchte, die in ihrer Form Lampions ähneln (Bilder 8 und 9). Sie sind blasig mit Luft gefüllt, worauf sich eben auch der Name des Baumes bezieht. Die Fruchtkapseln sind während ihrer anfänglichen Entwicklung noch grün (Bilder 7 und 9). Im August beginnen sie sich gelb zu färben (Bilder 10 bis 12), wobei sich die Fruchtwand zum Herbst hin rötlich und später braun verfärbt (Bild 8). Die dann papierartige, sich dreiklappig öffnende Fruchtwand enthält 3 schwarze, erbsengroße Samen. Die Samen werden im allgemeinen von Vögeln verbreitet. Die großvolumigen, leichten Kapselfrüchte werden aber auch als Ganzes vom Wind verdriftet.
Die Litschi ist ein nicht nur in Asien beliebtes Obst. Sie stammt von der mit der Blasenesche verwandten Art Litchi chinensis. Essbar ist das zwischen der ledrig-pergamentartigen Hülle und dem glänzenden, harten Samen sitzende Fruchtfleisch. Dies ist eigentlich ein Samenmantel, wissenschaftlich auch Arillus genannt.
Als Neupflanzung im Grünzug: Blasenbaum auch im Kosmosviertel
Die Arbeiten zur Neugestaltung des zentralen Grünzuges im Kosmosviertel begannen im Herbst 2021. Unter den Neuanpflanzungen bei den Bäumen, die im Ende April 2023 eröffneten Nordabschnitt an der Venusstraße zu finden sind, ist auch ein Exemplar eines Rispigen Blasenbaums (Bilder 14 bis 16). Die immer noch in städtischen Grünanlagen selten anzutreffende Baum-Art gab es vorher im Kosmosviertel nicht. Der Baum hat aber Zukunft, da er mit den immer trockener werdenden Witterungsverhältnissen und den intensiver werdenden Hitzeperioden im Sommerhalbjahr ganz gut zurechtkommt.
Erst wenn das Laub genügend weit ausgetrieben ist, kann eine sichere Bestimmung erfolgen. Der Rispige Blasenbaum bildet eine fiederblättrige Belaubung aus, wobei die Einzelfiederblättchen pro Abschnitt unterschiedlich groß sind und eine grobe, charakteristische Zähnung zeigen.
Das Ende 2022 neu gepflanzte Exemplar des Rispigen Blasenbaums im Kosmosviertel entwickelte ab Ende Juni Blütenrispen. Die zahlreichen, mit vier gelben Kronblättern ausgestatteten Blüten öffneten sich in der oberen Baumkronenhälfte noch vor Mitte Juli 2023 (Bilder 15 und 16).
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“