Baum-/Strauch-Vorstellung
heute: Der Besenginster
In der Zeit ab Ende Mai und im folgenden Monat Juni beginnen in der Natur eine Reihe von Pflanzenarten zu blühen, die der gemeinsamen Unterfamilie der Schmetterlingsblütler zugeordnet werden. Übergeordnet gehören sie der Familie der Hülsenfrüchtler an. Unter den Kräutern sind dies verschiedene Klee-Arten, wie der Weiß-, der Rot-Klee, der Hornklee, der Hopfenklee und der Wundklee, unter den großwüchsigen Klee-Arten der Steinklee (Weißer und Gelber), auch die Wicken und Platterbsen, unter den Sträuchern der Ginster (Gattung Genista) und seine verwandten Arten der Gattungen Cytisus und Ulex und bei den Bäumen z.B. die ursprünglich aus Nordamerika stammende Robinie.
Der Besen-Ginster (Cytisus scoparius) gehört jedoch nicht, wie sein Name vermuten lässt, der Gattung Genista an, welcher alle Ginster im engeren Sinne zugerechnet werden, sondern wird in die Gattung Cytisus (Geißklee) gestellt.
Im Norddeutschen Tiefland kommt der Besenginster natürlich vor. Er ist auch in Lichtungen innerhalb der Wälder Berlin und Brandenburgs anzutreffen. Als Beispiel seines Vorkommens in Berlin seien die gut durchlichteten Areale entlang von Brunnengalerien im Berliner Stadtbezirk Treptow-Köpenick genannt (Bilder 1 und 3).
Ginster bilden in der Regel mehrjährige Sträucher aus. Die unteren Bereiche, also ältere Sprossansätze verholzen zwar, von Gehölzen kann jedoch nicht gesprochen werden. Ihre Höhe kann schon mal bis zu 2 Meter betragen.
Die Mehrzahl der Ginster-Arten gedeiht nur an lichten Standorten. Der Besenginster, der eigentlich kein echter Ginster ist, kommt mit trockenen Sandböden besonders gut zurecht. Da er wie die Klee-Arten mittels von Bakterien, die in Knöllchen an den Wurzeln vorzufinden sind, Stickstoff aus der Luft absorbieren kann, ist er in der Lage, auf nährstoffarmen Magerrasen zu gedeihen. Auch ist er in Heidegebüschen zusammen mit Besenheide anzutreffen, sofern der Boden nicht zu moorig ist. Sandige, wasserdurchlässige Böden sind für den Ginster optimal. Des weiteren werden kalkige Böden von ihm vermieden.
Die Sträucher des Besenginsters werfen ihre Laubblätter im Herbst ab, so dass sie über den Winter kahl sind. Aus Knospen erscheint ab Anfang Mai wieder neues Laub. Jedoch bleiben jüngere Sprosse über den Winter hinweg grün, so dass die dicht verzweigten Sträucher auch in dieser Jahreszeit grün erscheinen.
Die dicht sowie nach oben stehenden, recht geraden Zweige der krautigen Sträucher erinnern an Besen, was zur Namensgebung führte (Bilder 1 bis 3).
Die Laubblätter sind recht klein und erinnern an die Form vieler Kleeblätter. Sie sind ebenso wie beim Klee dreiteilig. Außerdem sind sie recht schmal, zugespitzt und behaart. Zusätzlich sind beim Besenginster noch verkehrt-eiförmige Teilblättchen ausgebildet (Bilder 3 bis 6).
Dornen wie beispielsweise beim Deutschen Ginster (Genista germanica) oder beim Stech-Ginster (Ulex europaeus) treten beim Besenginster nicht auf. Der Stech-Ginster, daher sein Name, besitzt besonders kräftige, bis zu 2 cm lange Dornen, die vor Tierfraß schützen.
Blüten
Die Blüten des Besenginsters sind wie bei allen der Familie zugehörigen Arten sogenannte Schmetterlingsblüten. Dies bezieht sich nicht auf die Bestäubung eventuell vorrangig durch Schmetterlinge, obwohl diese natürlich auch die Blüten aufsuchen, sondern auf die Merkmale des Blütenaufbaus und hier der Form ihrer Blütenblätter.
Die Schmetterlingsblüten sind in ihrer Form asymmetrisch aufgebaut. Aus stammesgeschichtlich gesehen ehemaligen radialsymmetrisch angeordneten gleichgestaltigen Kronblättern, wie sie z.B. etwa an den Blüten der Rosengewächse oder der Nelkengewächse zu finden sind, entwickelten sich unterschiedlich geformte Blütenblätter.
Hierbei sind die Anzahl der ehemals 5 Kronblätter auf 4 reduziert worden. Diese genügen in ihrer Form und gegenseitigen Orientierung einer zweiseitigen Symmetrie. Ein gewölbtes, als Schiffchen bezeichnetes Blütenblatt ist blütenunterseits orientiert. Dieses wird rechts und links von gleichgestaltigen Flügeln flankiert (Bilder 4 und 6). Im oberen Abschnitt der Blüte, von der Seite gesehen rechtwinkelig zum Schiffchen orientiert, ist eine abdeckende Fahne als Blütenblatt ausgebildet (Bilder 4 bis 6). Schiffchen und Fahne sind ebenfalls zweiseitig symmetrisch in ihrer Form.
Aus dem Blütenschlund ragen mehrere Staubblätter mit langen Fäden (Bilder 5 und 6). An deren Enden befinden sich die pollentragenden Staubbeutel. Ein behaarter, eingerollter Griffel ragt aus dem Blütenzentrum (Bild 5). Am Ende befindet sich die Narbe. Sie sind die weiblichen Blütenorgane, die mit dem Fruchtknoten verbunden sind.
Die Blüten werden von Insekten bestäubt. Zur vollen Blütenöffnung sind die beidseitigen Flügel ebenfalls abgespreizt. So gelangen bestäubende Insekten sehr gut in die Blüte und an den Nektar. Das Bild 3 zeigt mehrere noch nicht ganz geöffnete Blüten. Als Vergleich sind hier die voll geöffneten Blüten der Bilder 4 bis 6 zu betrachten, bei denen das Schiffchen frei zwischen den Flügeln steht.
Nach der Befruchtung entwickeln sich aus den Fruchtknoten Hülsenfrüchte.
Ginster als beliebte Ziergehölze
Einige der Gattung Genista zugehörige Ginster-Arten sind durch Zuchtsorten zu beliebten Ziergehölzen geworden. So z.B. werden in Pflanzenmärkten Zuchtsorten des Färber-Ginsters, des Lydischen Ginsters oder des vom Balkan stammenden Steinginsters angeboten. Darüber hinaus sind der Edelginster und der Zitronenginster (Bild 7) als Gartenpflanzen häufig zu finden.
Übrigens nebenbei:
Der aus dem Mittelmeergebiet stammende und mit Trockenheit sowie Hitze gut zurechtkommende Blasenstrauch (Colutea arborescens) gehört ebenfalls zu den Schmetterlingsblütlern. Er ist in städtischen Grünanlagen und an Straßenrändern hier und da zu finden. Der Blasenstrauch ist besonders in solchen städtischen Arealen recht widerstandsfähig. Seine Blüten sind ebenfalls von gelber Farbe (Bild 8). Zum Blasenstrauch gibt es einen eigenen Beitrag in der Reihe „Natur im Kosmosviertel“ auf dieser Webseite (www.kiezladen-wama.de), ebenfalls zu der gleichfalls im Juni blühenden Robinie.
Leider ist der Blasenstrauch nicht im Kosmosviertel zu finden. Er blüht im Laufe des Juni. So sind z.B. an der Ottomar-Geschke-Straße in Treptow-Köpenick mehrere Exemplare dieser Sträucher zu finden (Bild 8). Die Früchte, anfangs noch grün oder rötlichgrün, sind aufgeblasene Fruchthülsen. In den Berliner Forsten haben sich hier und dort an lichten Stellen Blasensträucher natürlich angesiedelt, so z.B. an der Zufahrtsstraße nach Schmetterlingshorst südlich der Müggelberge.
Auch der spät, meistens im Schnitt erst im Juli blühende Japanische Schnurbaum (Sophora japonica) gehört zur Unter-Familie der Schmetterlingsblütler. Er ist im Kosmosviertel in mehreren Exemplaren zu sehen. An seinen cremeweißen Blüten kann jedoch ebenfalls der Aufbau der Schmetterlingsblüte studiert werden. Außerdem blüht ab Juni allerorten die Robinie. Sie besitzt größere Blüten als der Schnurbaum. Diese sind anfangs von fast schneeweißer Farbe, mit gelblichen Innenzeichnungen.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“