Baum-Vorstellung (Spezial)
heute: Der Berg-Ahorn
In der Reihe „Natur im Kosmosviertel“ sind seit dem Frühjahr 2020 auf dieser Webseite (www.kiezladen-wama.de) bereits eine große Anzahl von heimischen, fremdländischen und unter ihnen auch exotischen Bäumen vorgestellt worden, die in den städtischen Grünanlagen oder als Straßenbäume in Berlin zu finden sind.
Ein nicht heimischer Ahorn, welcher durchaus wegen seines geringeren Bekanntheitsgrades als exotisch angesehen werden kann, ist der Silber-Ahorn. Dieser Baum, ursprünglich beheimat im östlichen Nordamerika, ist bei uns als Straßen- und auch Alleebaum, aber auch als Bepflanzung städtischer Grünanlagen, z.B. in den Grünstreifen vor mehrgeschossigen Wohnhäusern anzutreffen, so beispielsweise auch im Kosmosviertel.
Darüber hinaus sind im Kosmosviertel in mehreren Arealen die heimischen Arten wie der Spitz-Ahorn und der eher kleinere Bäume bis Büsche ausbildende Feld-Ahorn zu finden.
Eine weitere heimische Ahorn-Art ist der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). Dieser ist ein typischer Mischwaldbaum, der seine Chance emporzuwachsen nur dann hat, wenn der Wald genug durchlichtet ist. Das kann nach Durchforstungen der Fall sein oder auch nach Windbrüchen infolge starker Stürme. Diese dann lichten Areale werden in den Wäldern der Tieflagen meist durch den schnellwachsenden Spitz-Ahorn besiedelt, in Bergwäldern der Mittelgebirge und der montanen Stufe der Alpen dagegen eher vom Berg-Ahorn.
In den Berliner Forsten sind mehrheitlich kleinwüchsige Berg-Ahorne im Unterbau lichter Hochwälder zu finden, in denen Kiefern und Eichen dominieren. Die Robinie kann die Ausbreitung des Berg-Ahorns hemmen, da sich diese nicht nur über Samen vermehrt, sondern auch über Wurzelausschläge und ganze Areale schnell besiedelt. Nach großwüchsigen Berg-Ahornen muss in den Berliner Wäldern schon etwas gesucht werden.
Der Berg-Ahorn kommt jedoch, zahlenmäßig betrachtet, in Form von Straßenbäumen und Bepflanzungen städtischer Grünanlagen innerhalb Berlins vermutlich häufiger vor als in den Stadtwäldern, werden nur die größerwüchsigen Baum-Exemplare gezählt.
Im Kosmosviertel ist der Berg-Ahorn dagegen jedoch im Baumbestand sehr unterrepräsentiert. In anderen Stadtteilen und Kiezen in Berlin kann er aber durchaus häufiger konzentriert auftreten, so auch in seiner rotblättrigen Varietät (mit grauen, behaarten Blattunterseiten). Diese Form ist insgesamt widerstandsfähiger gegenüber dem städtischen Klima.
Der Autor hat vier Exemplare an der Siriustraße aufgestöbert (Bild 1), die von Spitz-Ahornen ergänzt werden und daher eher übersehen werden können.
Unterschiede zum Laubblatt des Spitz-Ahorns
Typische Zähnung und rundliche Blattkanten beim Berg-Ahorn
Von der Grundform her sehen sich die Laubblätter des Berg-Ahorns und des Spitz-Ahorns durchaus ähnlich. Fünf dominierende Lappen, von denen drei deutlich größer sind, stehen fächerartig in den Raum. Die inneren Kanten der drei großen Lappen des Spitz-Ahorns sind jedoch parallel zueinander orientiert, wogegen diese beim Berg-Ahorn zunächst auseinanderstrebend, was zunächst eine Verdickung der Blattlappen verursacht, dann aber rundlich in Zähnungen auslaufen. Die darauf folgenden Kanten der weiteren Zähnungen verlaufen ebenfalls rundlich, im Gegensatz zu den geraden des Spitz-Ahorns.
Wie der Name Spitz-Ahorn schon ausdrückt, sind die Spitzen der Laubblätter dieses Ahorns prägnant und mit geraden Blattkanten ausgebildet. Parallel zueinander verlaufende und gerade Blattkanten, ähnlich wie der Spitz-Ahorn zeigen auch die Blätter des Feld-Ahorns. Die Spitzen sind bei diesem Ahorn jedoch abgerundet.
Eine rundliche, jedoch ausgeprägte, recht enge Zähnung sind jedoch die Kennzeichen des Laubblattes des Berg-Ahorns (Bilder 2 und 3).
Junges, im Frühjahr gerade ausgetriebenes Laub des Berg-Ahorns kann an manchen Bäumen, bevorzugt an sonnigen Standorten stehend, oder von Laubbäumen umgeben, deren Kronen sich noch nicht geschlossen haben, rötliche Färbungen aufweisen. Die Blatt-Nervatur tritt dann grün hervor (Bild 3).
Blüte
Die Blüten des Berg-Ahorns sind wie die der zwei anderen heimischen Ahorn-Arten, des Spitz- und des Feld-Ahorn, insektenbestäubend. Der aus Nordamerika stammende Silber-Ahorn ist dagegen mehrheitlich ein Windbestäuber. Zudem sind die Blüten der drei heimischen Ahorn-Arten zwittrig. Die Blüten des Silber-Ahorns sind getrenntgeschlechtig, wobei männliche und weibliche Blüten jedoch auch auf einem Baum zu finden sind (einhäusig). Beim ebenfalls aus Nordamerika stammenden Eschen-Ahorn, welches sich bei uns sogar invasiv ausbreitet, sitzen die Geschlechter auf zwei getrennten Bäumen (zweihäusig).
Die zwittrigen Blüten des Spitz-, Berg- und Feld-Ahorns sitzen in größerer Zahl in Blütenrispen, dies sind mehrmals verzweigte Blütenstände. Beim Berg-Ahorn sind diese Blütenrispen jedoch deutlich länglich und abwärts hängend (Bild 4). Dies verleiht diesen Blütenständen das Aussehen von Trauben. Trauben im engeren Sinne bestehen jedoch nur aus einmaligen Verzweigungen, die um eine Achse herum gruppiert sind. Die Staubblätter der Blüten des Berg-Ahorns, 7 – 8 an der Zahl, ragen auffallend und leicht aufwärts gerichtet aus den Blüten. Die Kron- und Kelchblätter, je 5 an der Zahl, sind gleichgestaltig und grünlich-gelb. Im Vergleich zum Spitz- und Feld-Ahorn sind diese Blütenblätter beim Berg-Ahorn eher sehr klein. Ein gelbgrünes Polster aus Nektardrüsen am Blütengrund um Narbe und Griffel heraum zieht, neben dem klebrigen Pollen, Insekten an.
Die Blüten entwickeln nach der Bestäubung aus den Fruchtknoten heraus die schon erkennbaren Flügel der späteren Spaltfrucht. Diese können am oberen Ende der hängenden Rispe bereits sichtbar sein, wogegen an der Spitze des Blütenstandes noch befruchtungsfähige Blüten ansitzen (Bild 5).
Früchte
Die Früchte des Berg-Ahorns sind wie die der anderen Ahorn-Arten als geflügelte Spaltfrüchte ausgebildet (Bilder 7 und 8). Dabei sind zwei Samen je mit einem Flügel versehen, wobei sich die Flügel in einer Ebene gegenüberstehen. Nach der Fruchtreife im Herbst zerlegen sich die beiden geflügelten Samen und rotieren einzeln, sich dabei um eine Achse drehend (Rotor-Prinzip), durch die Luft. Die Winkel der sich gegenüberstehenden Flügel der unzerlegten Früchte können auch zur Erkennung bei den heimischen Ahorn-Arten dienen: Der Feld-Ahorn zeigt in großen Winkeln, oft bis 180°, stehende Flügel. Beim Spitz-Ahorn sind sie im Schnitt etwa 45° oder etwas mehr messend. Beim Berg-Ahorn sind die Flügelenden zueinander oft kleiner als 45° im Winkel orientiert.
Die Rinde jüngerer Berg-Ahorne ist unverwechselbar an ihrer grauen, keine Risse zeigenden samtigen Oberfläche zu erkennen. Platanen zeigen ähnliche Rindenoberflächen, jedoch sind durch dünnplattiges Ablösen oft hell-dunkel scheckig (Bild 9). Bei älteren Berg-Ahornen zeigen sich dann plattige Borkenanteile, die sich teils partienweise ebenfalls in den Außenbereichen ablösen. Alte Berg-Ahorne weisen rissige Borken auf, teilweise stärker mit Algen und Flechten besetzt und Stammdurchmesser von teils mehreren Metern. Diese Veteranen sind Bestandteile der urwaldartigen Wälder der MIttel- und der Hochgebirge in den montanen Stufen.
Bei den städtischen Berg-Ahornen, aber auch teils stark ausgebildet bei an Straßen stehenden Spitz-Ahornen, sind bereits früh ab dem Sommer zu beobachtende braune Ränder an den Laubblättern (Bilder 1, 6 und 7). Zumindest für die in Ziergärten oft anzutreffenden Japanischen Fächer-Ahorne ist ein Pilz für die trockenen Blattränder (Welkepilz aus der Gattung Verticillium), die bei diesem auftreten, verantwortlich. Die Erscheinungen an dem Laub der oben genannten Arten heimischer Ahorne sind eventuell eher die Folge zunehmender Trockenheit, was die Böden zu stark austrocknet, verbunden mit zu hohen Lufttemperaturen.
Verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“