Die Baum-Hasel (Corylus colurna) hat ihre ursprüngliche Heimat in den Bergwäldern Südosteuropas und Kleinasiens. Sie ist auch unter dem Namen „Türkische Hasel“ bekannt.

Anders als die zu Mehrstämmigkeit neigende Gewöhnliche Hasel, die auch bei größerer Wuchshöhe im Habitus strauchartig bleibt, bildet die Baum-Hasel einen Zentralstamm aus. Bei älteren Bäumen sind im oberen Kronenabschnitt jedoch auch mehrere Stammäste zu beobachten. Insgesamt zeigen jüngere Exemplare, so etwa an vielen Straßenbäumen zu sehen, schmale, pyramidale Kronen (Bilder 2 und 8). Die Äste sind dicht und unregelmäßig verzweigt.

Wegen seiner Robustheit gegenüber Abgasen ist der Baum zu einem beliebten Straßenbaum geworden, vor allem in städtischen Bereichen.

Im Kosmosviertel in Altglienicke ist der Baum allerdings nur in wenigen Exemplaren zu finden. Vor dem Familienzentrum können zwei gut gewachsene Bäume aufgefunden werden (Bilder 1 – 3 sowie 7 – 9). Ein Tipp ist die Nipkow-Straße in Adlershof, entlang welcher eine ganze Reihe von Bäumen der Baum-Hasel steht.

Eine ähnliche Art ist die Lamberts-Hasel, die von Südosteuropa bis Westasien natürlich verbreitet ist.

Sowohl die Baum-Hasel wie auch die Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana) gehören botanisch gesehen zu den Birkengewächsen (Betulaceae). Früher wurde eine eigene Familie der Haselgewächse (Corylaceae) aufgestellt, zu der auch die Hainbuche (Carpinus betulus) gehörte. Nach der neuen Einteilung zählen zu den Birkengewächsen desweiteren neben den Birken die Hainbuche und die Erlen (Gattung Alnus), wie etwa Schwarz-Erle (gewässernahe Standorte der Tiefebenen), Grau-Erle und die Grün-Erle (Krummholz im Alpenraum, Hochgebirge).

Birken und Gewöhnliche Hasel, aber auch die Grünerle gehören zu den Pioniergehölzen, also zu den Gehölzen, die auf Brachflächen zuerst Fuss fassen und diese besiedeln.

 

Bild 1: Teilausschnitt aus der Krone einer Baum-Hasel im Februar zur Blüte. Wie bei der Gewöhnlichen Hasel, die strauchartig wächst und mehrstämmig ist, sind die langen männlichen Blütenkätzchen auffallend (Februar 2020 vor dem Familienzentrum im Kosmosviertel).

 

Bild 2: Die Baum-Hasel bildet von der Wuchsform her Bäume mit einem zentralen Stamm aus. Die Gewöhnliche Haselnuss ist hingegen in mehrstämmigen Sträuchern zu finden. Die Baum-Hasel stammt aus Kleinasien (Türkischer Hasel) und ist als Straßenbaum in vielen europäischen Städten etabliert. Hier zwei Bäume vor dem Familienzentrum im Kosmosviertel, Februar 2024.

 

Bild 3: Die Blütezeit der Baum-Hasel ist etwa zur selben Zeit wie die der Sträucher der Gewöhnlichen Hasel. Je nach Witterung öffnen sich die männlichen Blütenkätzchen schon ab Januar oder erst im Februar. Nach strengen, lang andauernden Winterperioden erfolgt die Blüte auch erst im März. Hier ein Baum vor dem Familienzentrum im Kosmosviertel.

 

Blüte

 

Die Blüte der Haselnuss wird mit der Einleitung der Pollenflugphasen wahrgenommen, die in Richtung Frühjahr von den Erlen, dann den Birken und der Hainbuche fortgesetzt werden. Für Allergiker ist dies mit den entsprechenden Unannehmlichkeiten verbunden.

Die Baum-Hasel ist wie alle anderen Arten, die zur Familie der Birkengewächse gehören (Birken, Erlen, Gewöhnliche Hasel, Hainbuche), einhäusig in ihrer Blütengeschlechterverteilung. Das heißt, dass männliche und weibliche Blüten auf einem Baum gleichzeitig ausgebildet werden. Aber entgegen den zwittrigen Blüten etwa des Berg- und Spitz-Ahorns (Ahorngewächse), der Ulmen, der Kirschen und Apfelbäume und der anderen zu den Rosengewächsen zählenden Arten, sind bei den Vertretern der Birkengewächse die Blütengeschlechter getrennt, aber auf demselben Baum ausgebildet.

Die Ausbildung von männlichen Blütenkätzchen, die an den Enden der Zweige herabhängen, ist ein sehr auffälliges Merkmal in der Jahreszeit, in der die Bäume sonst ohne Laub dastehen (Bild 2). Bei den Birken und Erlen werden diese Kätzchen bereits im Vorjahr angelegt, sind jedoch bis zur Blüte geschlossen und von brauner Farbe. Bei der Erle werden zudem auch die weiblichen Blüten als sehr kleine rötliche Zäpfchen schon im Vorjahr angelegt (Bild 12). Bei Haselnuss, Baum-Hasel und Hainbuche entwickeln sich die Kätzchen ab dem beginnenden Winter, die weiblichen Blüten brechen in milden Winterlagen (Haselnuss, Baum-Hasel) oder ab dem Frühjahr (Ende März, April bei Hainbuche) aus einem knospenähnlichen Gebilde.

Die Kätzchen bestehen aus einer Vielzahl von Staubblättern, die anfangs durch Deckschuppen verschlossen sind. In milden Winterphasen können die Kätzchen, die bei der Baum-Hasel bis zu 12 cm lang sind, in die Blühphase übergehen (Bilder 5 und 6). Die Staubblätter öffnen sich, was die Kätzchen dann gelbgrün erscheinen lässt. Gleichzeitig werden die Kätzchen dicker im Durchmesser. Bei Berührung durch Anstoßen können Wolken von Pollen, die freigesetzt werden, beobachtet werden. Die Pollen, die sehr klein sind, werden aus aus Pollensäcken entlassen (Bild 6). Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.

Die weiblichen Blüten der Birkengewächse sind meist wesentlich kleiner und stehen oberhalb der Zweige, seitlich abstehend oder aufrecht (Baum-Hasel, Birken). Bei der Gewöhnlichen Hasel ragen aus grünlich-braunen Vorblättern, die an ein knospenartiges Gebilde erinnern, mehrere Narben heraus, die kräftig karminrot sind (Bilder 5 und 6). Bei der Gewöhnlichen Hasel und bei der Baum-Hasel sind oft verzweigt zwei weibliche Blüten ausgebildet.

 

Bild 4: Die langen, an den Enden der Zweige herabhängenden Blütenkätzchen tragen die Staubblätter. Diese öffnen sich während milder Winterphasen. Die weiblichen Blüten sind unscheinbar, sitzen oberhalb an den Zweigen aufwärtsgerichtet. Bei der Gewöhnlichen Hasel sind sie rötlich gefärbt.

 

Bild 5: Die langen, herabhängenden Kätzchen der Gewöhnlichen Haselnuss wie auch der Baum-Hasel tragen die männlichen Staubblätter, die sich öffnen und den Pollen freigeben. Die sehr kleinen weiblichen Blüten, oft zu zweien nebeneinander, tragen karminrote Narben. Hier an einem Strauch im Müggelwald, Februar 2021, fotografiert.

 

Bild 6: Die im Gegensatz zu den männlichen, staubblattbesetzten Blütenkätzchen sehr kleinen, rötlichen weiblichen Blüten sind erst aus unmittelbarer Nähe zu erkennen. Karminrote Narben ragen aus den Vorblättern heraus. Sie sitzen seitlich an den Zweigen, oberhalb der männlichen Kätzchen. Strauch der Gewöhnlichen Hasel im Müggelwald, Februar 2021.

 

Bild 7: Zwei Bäume der Baum-Hasel (Türkischer Hasel) vor dem Familienzentrum im Kosmosviertel im Februar 2024, kurz nach der Blüte. Männliche Blütenkätzchen mit geöffneten Staubblättern hängen von den Zweigen (Februar 2024).

 

Bild 8: Die Exemplare des Baum-Hasels vor dem Familienzentrum im Kosmosviertel zeigten 2020 einen üppigeren Besatz mit Blütenkätzchen. Hier ebenfalls im Februar blühend.

 

Die Laubblätter der Baum-Hasel ähneln denen der Gewöhnliche Hasel. Sie sind von der Gesamtform her rundlich, zeigen aber eine stumpfe Spitze und teils seitlich schwach ausgebildete Lappen. Die Blattränder sind doppelt gesägt. Oberseits sind die Blätter kräftig grün und wenig behaart, unterseits sind sie heller und weisen behaarte Blattadern auf.

 

Bild 9: Die Baum-Hasel bildet relativ schmale, pyramidale Baumkronen um einen Zentralstamm herum aus. Dies ist ein Unterschied zu den mehrstämmig ausgebildeten Sträuchern der Gewöhnlichen Hasel.

 

 

Früchte

 

Die Früchte sind Nüsse, die denen der Gewöhnlichen Hasel stark gleichen. Im Gegensatz zu diesen sind die Nüsse der Baum-Hasel jedoch dickschaliger. Eine dicke Fruchthülle umschließt dabei die zuerst grüne, dann zunehmend braun werdende Nuss (Bild 10). Die Fruchthülle, die aus dem Vorblatt entsteht, läuft in zahlreichen Lappen und behaarten Zipfeln aus. Die Nüsse selbst sind schwerer von der Hülle zu trennen als die der Gewöhnlichen Hasel.

Bei der Baum-Hasel sind oft mehrere Fruchthüllen mit ihren Nüssen dicht aneinander stehend ausgebildet (so etwa 4 bis 5) (Bild 10).

 

Bild 10: Die Fruchtstände der Baum-Hasel weisen eine dicke Fruchthülle auf, die aus dem Vorblatt entsteht und zahlreiche Lappen und Zipfel besitzt. Die Nussfrüchte, meist zu mehreren im Fruchtstand, sind dickschalig und lassen sich von der Fruchthülle schwer lösen.

 

 

Blüten bei Birke, Erle und Hainbuche

 

 

Das Bild zeigt die männlichen und weiblichen Blütenstände einer Hänge-Birke in den Spreewiesen bei Müggelheim.

Bild 11: Hänge-Birke. Lange große Kätzchen der männlichen Blütenstände sowie die kleinen, in der Blühphase aufwärts gerichteten weiblichen Blütenstände.

 

Das Bild zeigt die Blütenstände der einhäusigen Schwarz-Erle. Die männlichen Kätzchen öffnen im März ihre Staubblätter. Die oberseits dieser am Zweig abgehenden sehr kleinen weiblichen Blütenstände öffnen ebenfalls ihre rötlichen Fruchtschuppen. Hier am Teufelssee in den Müggelbergen, März 2021.

Bild 12: Blütenstände der einhäusigen Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). Die männlichen Kätzchen öffnen im März ihre Staubblätter. Die oberseits dieser am Zweig abgehenden sehr kleinen weiblichen Blütenstände öffnen ebenfalls ihre rötlichen Fruchtschuppen. Aus ihnen entwickeln sich zur Reife zapfenartige Gebilde. Hier am Teufelssee in den Müggelbergen, März 2021.

 

 

Bild 13: Die männlichen Blütenkätzchen an einem Baum der Hainbuche im Kosmosviertel, April 2022. Sie erinnern etwas an die ebenfalls herabhängenden Blütenkätzchen der Haselnuss. Sie sind aber nicht ganz so lang wie bei der Haselnuss. Außerdem blüht die Haselnuss gewöhnlich deutlich früher.

 

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“