Bäume im Herbst – Spaziergang durch den Grünzug und andere Bereiche des Kosmosviertels

 

Bevor es zur großangelegten Neugestaltung des zentralen Grünzuges im Kosmosviertel kommt, sollen durch diesen Beitrag als Schwerpunkt noch einmal einige schöne Abschnitte des alten Grünzuges und anderer Grünanlagen des Kosmosviertels mit ihren Gehölzen vorgestellt werden.

Erste Baumaßnahmen zur Umgestaltung des Grünzuges sind jetzt, im November 2021, bereits im Gange.

 

Die Ulme

 

Die Berg- und die Feld-Ulme sind in städtischen Grünanlagen sowie als recht robuste Straßenbäume recht häufig zu finden.

Im Kosmosviertel sind eine Reihe von Ulmen im Bereich der Wohnblöcke südlich der Siriusstraße im Bereich der Anlieger an der Schönefelder Chaussee zu finden (Bild 2). Im Herbst geht das Laub dieser Bäume oft in intensive Gelbtöne über (Bilder 1 und 3).

Die Laubblätter der Ulmen sind mit auffallenden gesägten Rändern versehen. Schaut man genauer hin, ist eine doppelte Sägung zu erkennen. Blattgrund und Spreite sind asymmetrisch, d.h. der Bereich beidseitig um den Blattstiel (Bild 3) herum. Eine aufgesetzte Spitze ist weiterhin Kennzeichen des Ulmen-Blattes. Die Blätter der Berg-Ulme neigen dazu, teils auch mehrere Spitzen zu tragen, zwei oder sogar drei an der Zahl.

Im Frühjahr sind anhand der Blüten die Feld- und die Berg-Ulme von der Flatter-Ulme gut zu unterscheiden. Bei der Feld- wie auch der Berg-Ulme sind die einzelnen Blüten mit ihren rotbraun-weißen Kelchen, sehr eng aneinander gedrängt, in Büscheln sitzend angeordnet. Die Staubblätter mit ihren dunkelroten Staubbeuteln hängen an langen weißen Fäden heraus. Bei der Flatter-Ulme hängen die ebenfalls zwittrigen Einzelblüten als Blüten selbst an langen grünlichen Stielen. Dabei brechen ebenfalls eine große Anzahl von Blüten aus einer Knospe. Die flachen tellerartigen Flügelnüsse sind bei der Flatter-Ulme demzufolge ebenfalls an langen Stielen hängend, was beim Flattern im Wind zur Namensgebung führte. (Hier ist auf einen Beitrag über die Ulmen auf dieser Webseite, www.kiezladen-wama.de, Rubrik „Natur im Kosmosviertel“ zu verweisen.)

Ulmen blühen früh, im Mittel im Monat März, sind Windbestäuber und entwickeln ebenfalls bereits recht früh ihre Früchte, die im Mai dann gereift vom Wind verfrachtet werden.

Die Flatter-Ulme besiedelt gerne grundwassernahe Talebenen und gewässernahe Bereiche. Sie ist in den Uferbereichen der Berliner Gewässer recht häufig zu finden. Ein weiteres Merkmal, das sie an diesen Standorten zeigt, ist die häufige Ausbildung von flachen Stammerweiterungen an der Stammbasis, die an die Brettwurzeln von tropischen Urwaldbäumen erinnern.

 

Bild 1: Nicht im Grünzug, aber gestalterisch für die Begrünung im Kosmosviertel vorhanden: Blick in die gelb belaubten Kronen der Berg-Ulmen an der Schönefelder Chaussee im Kosmosviertel, November 2021.

 

Bild 2: Nicht im Herbst: Eine Gruppe von in Reihe gepflanzten Berg-Ulmen zwischen Parkplatzbereich und Häuserblöcken an der Schönefelder Chaussee im Kosmosviertel. Die steil aufwärts gerichteten Äste der schmalen Kronen geben den Baumkronen ein besenartiges Aussehen. Hier im Mai 2021.

 

Bild 3: Das Herbstlaub der Ulmen neigt ebenfalls zu sehr intensiv gelben Verfärbungen. Zusammen mit den auffälligen Blattformen mit ihren prägnant gesägten Blatträndern sind sie beliebte Objekte zum Aufsammeln und Pressen. Fotografiert zu Novemberbeginn an einem Baum an der Schönefelder Chaussee im Kosmosviertel.

 

 

Sal-Weide

 

Im Kosmosviertel finden sich im Areal des zentralen Grünzuges, etwas nördlich vom Teich, einige Exemplare dieser Weiden-Art (Bilder 4 und 5). Die Sal-Weide gehört zu den Frühblühern. Sie ist aber nicht so strikt in Gewässernähe anzutreffen, wie die recht ähnliche Grau-Weide (Laubblätter bei dieser grüngrau). Die eiförmig-ovalen Laubblätter der Sal-Weide sind auf ihrer Unterseite jedoch ebenfalls leicht silbrig behaart.

Die Blütenkätzchen sind wie bei allen Weiden geschlechtlich auf verschiedene Bäume verteilt. Anfangs sind sie alle dicht weißlich behaart. Die männlichen Blütenkätzchen entwickeln zur Blüte ihre an langen Fäden sitzenden, satt gelben Staubbeutel. Die weiblichen Blütenkätzchen strecken sich in ihrer Länge und zeigen dann grünliche Fruchtknoten und Griffel, die an den Enden bräunliche Narben tragen.

Die recht derben Laubblätter färben sich im Oktober und bis in den November gelb (Bilder 4 und 5). Die Äste der Bäume neigen zur Mehrstämmigkeit, was durch einen regelmäßigen Baumschnitt in städtischen Grünanlagen etwas zurückgenommen wird. Das Ausladen der Äste bis zu Krümmungen in Bodennähe hin sind aber auch dort häufig im Erscheinungsbild der Bäume anzutreffen.

Der ökologische Wert der Weiden ist auch dadurch gegeben, dass sie vorrangig durch Insekten bestäubt werden. Die Blüte der Sal-Weide ist bereits im März. Dadurch stellt ihr Nektar auch erste Nahrung für Bienen und Hummeln und andere Insekten im zeitigen Frühjahr dar.

 

Bild 4: Die breit ausladende Krone einer Sal-Weide mit ihren überhängenden Ästen im nördlichen Abschnitt des zentralen Grünzuges zu Novemberbeginn 2021.

 

Bild 5: Herbst im Kosmosviertel: Eine Sal-Weide und dahinter ein Spitz-Ahorn mit ihrem gelben Herbstlaub in der Anlage des Grünzuges. Herbst 2021.

 

 

Silber-Ahorn

 

Der ursprünglich im nordamerikanischen Osten beheimatete Silber-Ahorn ist in städtischen Grünanlagen durchaus zu finden, sei es in Parks oder in Reihe gepflanzt, entlang von Wohnblöcken und Straßenzügen (Bild 6).

Die Bäume neigen aber, ähnlich wie der ebenfalls aus Nordamerika stammende Eschen-Ahorn, der jedoch im Gegensatz zum Silber-Ahorn eine bei uns invasiv sich ausbreitende Art ist, zur Mehrstämmigkeit (Bild 6). Im Gegensatz zum Eschen-Ahorn und den heimischen Ahorn-Arten, dem Spitz-, Feld-, und Berg-Ahorn, ist der Silber-Ahorn jedoch ein Windbestäuber.

Das Laub des Silber-Ahorns nimmt im Oktober nicht die teils rötliche Färbung des heimischen Spitz-Ahorns oder die intensiv rote Verfärbung des ebenfalls in Nordamerika beheimateten Zucker-Ahorns (Nationalflagge Kanadas) an, sondern ist gelb gefärbt. Dabei sind die Laubblätter in der Krone insgesamt gemischt grün und gelb in ihren Farben, äußere Partien, die als ganzes früher gelb werden, sind nicht ausgeprägt (siehe Spitz-Ahorn).

Die tiefbuchtig geschlitzten Blätter mit ihren prägnanten Spitzen sind dekorativ und optisch sehr reizvoll. Die silbrige Behaarung (Name!) der sommerlichen Laubblätter verliert im Herbst ihre Wirkung (Bild 7).

 

Bild 6: Im Innenhof gegenüber dem Bürgerhaus Altglienicke stehen zwischen dem Parkbereich und einem Häuserblock diese Silber-Ahorne. Die Bäume neigen, ähnlich wie der ebenfalls aus Nordamerika stammende Eschen-Ahorn, zur Mehrstämmigkeit. Hier zu Novemberbeginn 2021.

 

Bild 7: Gelb gefärbtes Herbstlaub an einem Silber-Ahorn im Kosmosviertel, Anfang November 2021. Die Laubblätter dieser Ahorn-Art sind mit ihren tiefgeschlitzten Lappen, die prägnante Spitzen zeigen, sehr attraktiv. Die vormals silbrige, hellgrüne Blatt-Unterseite ist im Herbst fast verloren gegangen.

 

 

Hainbuche

 

Im Kosmosviertel ist die Hainbuche recht zahlreich vertreten. Im mittleren Abschnitt des zentralen Grünzuges sind Hainbuchen in ringförmiger Anordnung um einen zentralen Platz gepflanzt worden (Bild 8). Der Platz, in dessen Zentrum Findlinge und eine geschliffene Steinkugel zu den Gestaltungselementen gehören, weist außerdem, ebenfalls ringförmig angeordnet, eine Steinbebauung aus Säulen und über diese montierte Holzbalken auf. Eine Assoziation mit den in der Jungsteinzeit errichteten Steinkreisen von Stonehenge in England ist wohl bei der Planung erdacht gewesen (Bild 9). Ein Treff- und Versammlungsplatz für die Wohnbevölkerung, in der Atmosphäre eines Kultplatzes gestaltet.

 

Bild 8: In einem Abschnitt des zentralen Grünzuges stehen kreisförmig eine Anzahl von Hainbuchen, die ein Rondell aus Steinskulpturen mit einer zentralen Steinkugel einfassen (November 2021).

 

Bild 9: Am Rondell mit den an die jungsteinzeitliche Anlage von Stonehenge erinnernden Ummauerungen und einer zentralen Steinkugel stehen, kreisförmig umfassend, eine Anzahl von Hainbuchen. Aufgenommen hier zu Novemberbeginn 2021.

 

 

Weitere Areale, wo größere Mengen von Hainbuchen im Kosmosviertel stehen, sind die Bereiche um die freie Fläche, die von den Anwohnern „Roter Platz“ genannt wird, sowie der Abschnitt des Grünzuges, der in die Ladenpassage mündet, dort wo dann auch Reihen mit Japanischen Schnurbäumen, ein Urweltmammutbaum und weißblühende Japanische Grannenkirschen folgen (Bild 10).

 

Bild 10: Hainbuchen mit ihrem gelben Laub zu Novemberbeginn 2021 im zentralen Grünzug unweit der Ladenpassagen.

 

 

Urweltmammutbaumm

 

Im Bereich der Ladenpassagen sind als Gehölzbestandteile im zentralen Grünzug auch mehrere Exemplare des Urweltmammutbaumes (Metasequoia glyptostroboides) zu finden. Eine Gruppe aus drei Bäumen steht hier im Dreieck zueinander (Bild 11). Ein weiteres, ebenso altes Exemplar befindet sich an einem Weg, der fast direkt auf den Kiezladen WaMa zuläuft (Bild 12). Diese im Herbst laubwerfenden, nur sommergrünen Gehölze aus der Familie der Sumpfzypressen sind mit den beiden im Westen Nordamerikas beheimateten Mammutbaum-Arten, dem Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) und dem Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) verwandt. Die Ursprungsheimat der heutigen Art des Urweltmammutbaumes ist in den chinesischen Provinzen Sichuan und Hubei. Im Alttertiär und in der Kreidezeit gab es Vorfahren von diesem auch in an Europa und Nordamerika angrenzenden Bereichen, z.B. im damals noch viel wärmeren Grönland und auf Spitzbergen. Das rote Holz der Mammutbäume ist für die Bezeichnung „Redwood“ verantwortlich. Der Urweltmammutbaum trägt auch den Namen „Chinesisches Rotholz“.

Das sich rotorange verfärbende Laub der fiedrig beblätterten Kurztriebe, die danach von den Zweigen fallen, wobei sich die Einzelnadeln am Boden ebenfalls ablösen, entfaltet im sonnigen Gegenlicht seine ganze Pracht (Bild 11).

 

Bild 11: Im Bereich der Ladenpassagen des Kosmosviertels stehen in zentraler Lage mehrere Exemplare des Urweltmammutbaums (Chinesisches Rotholz). Gegen Ende des Monats Oktober färbt sich ihr fiederblättriges Nadellaub orange-rot, um danach abgeworfen zu werden. Diese sommergrünen Bäume sind mit den immergrünen nordamerikanischen Mammutbaum-Arten verwandt (Ende Oktober 2021).

 

Bild 12: Ein weiteres Exemplar eines Urweltmammutbaumes steht in der Nähe des Kiezladens WaMa, ebenfalls als Bestandteil der gartenarchitektonischen Gestaltung des alten Grünzuges. Hier im November 2021 aufgenommen.

 

 

Scharlach-Eiche

 

Ein mittlerweile bereits ansehnliches bzw. auffallendes Exemplar einer Scharlach-Eiche ist im Abschnitt des Grünzuges, der zur Siriusstraße führt, zu finden (Bilder 13 und 14). Im Oktober färbt sich das Laub dieser aus Nordamerika stammenden Eichen-Art intensiv blutrot. Dabei gehen die grünen Farbtöne des Sommerlaubes direkt, ohne gelbe Nuancen, in die roten Töne über (Bild 13).

Die Laubblätter der Scharlach-Eiche wie die der ebenfalls aus Nordamerika stammenden Sumpf-Eiche zeigen im Gegensatz zu denen der heimischen Trauben- und Stiel-Eiche tiefgebuchtete Formen, mit spitz (statt rund) zulaufenden Lappen.

Im Frühjahr zeigen sich etwa ab Ende April die auffallenden männlichen Blütenkätzchen, die an den Zweigen abwärts hängen (Bild 14). Die weiblichen Blüten des einhäusigen Baumes sind sehr klein und unscheinbar, an den Zweigenden aufwärtsgerichtet. Die der heimischen Eichen sind rötlich gefärbt. Nach der Bestäubung entwickeln sie ihre Fruchtbecher.

In Berlin ist die Scharlach-Eiche in städtischen Grünanlagen, vor allem an Straßen innerhalb von Wohnquartieren, mittlerweile ein recht häufig anzutreffender Baum. Er besitzt eine gewisse Robustheit gegenüber dem städtischen Klima. HInzu kommt sein großer Dekorationswert.

In der Nähe des Kosmosviertels sind östlich von diesem an den Straßen Rebenweg und Porzer Straße eine ganze Reihe von vor einigen Jahren angepflanzten Scharlach-Eichen zu finden. Die ebenfalls aus Nordamerika stammende Sumpf-Eiche besitzt jedoch zum Verwechseln ähnliche Blattformen. Sie gedeiht aber eher auf Standorten mit ausreichender Bodenfeuchte.

 

Bild 13: Im Bereich des zentralen Grünzugs steht in der Nähe der Siriusstraße eine Scharlach-Eiche, deren kräftig rot gefärbtes Laub gut mit dem gelb-roten Laub des Spitz-Ahorns und dem Gelb des Laubes der Linden im Hintergrund kontrastiert (Ende Oktober 2021).

 

Bild 14: Zu Mai-Beginn zeigt die Scharlach-Eiche üppig ihre an den Zweigen hängenden Blütenkätzchen. Die weiblichen Blüten sind sehr unscheinbar klein, stehen aufwärts an den Zweig-Enden und entwickeln später ihre Fruchtbecher. Horizontal weit ausladende Äste, wie an diesem Exemplar zu sehen, tragen in den Sommermonaten dazu bei, Schatten zu spenden. Hier zu sehen das Exemplar im Grünzug des Kosmosviertels, Mai 2021.

 

 

Der Teich

 

Der kleine Teich im zentralen Grünzug besteht zwar noch, wird aber im Rahmen der Umgestaltung des Grünzuges durch einen erweiterten Spielplatzbereich ersetzt. Das Wasser wurde bisher künstlich eingeleitet. Eine in Abständen erfolgende Wasserspeisung in das von unten abgedichtete Becken ist erforderlich, da das natürliche Grundwasserniveau im Kosmosviertel um einiges tiefer liegt. Die natürliche Regenwasserzufuhr ist außerdem geringer als die Verdunstungsrate. Eine intelligente Regenwassersammlung und eine damit verbundene ausgeklügelte Zuleitung dieses Wasseranteils wäre zu diskutieren.

Der Teich erfreut sich jedoch gerade wegen seines Erholungswertes und seiner floristischen und faunistischen Vielfalt in den Bereichen Wasser und Ufer-Areal einer großen Beliebtheit bei vielen Anwohnern des Kosmosviertels. Im Wasser sind Seerosen und die Europäische Sumpfschwertlilie zu finden (Bild 15). An den Ufern stehen mehrere Exemplare der Schwarz-Erle sowie auch eine Trauerweide. Auch Zierkirschen, eine Süßkirsche und Sal-Weiden sind nicht weit entfernt. Die Schwarz-Erlen sind bereits an ihren sehr geraden Zentralstämmen zu erkennen. Ihr grünes Laub zeigt bei einigen Blättern herzförmige Umrisse, mit einer Vertiefung an der Spitze.

Als ein Ort der Ruhe am Wasser ist dieses kleine Feuchtbiotop zumindest nicht zu unterschätzen, zumal erst wieder im Landschaftspark westlich des Kosmosviertels offene Gewässer auftreten.

 

Bild 15: Auch noch mit geringem Wasserstand ist der Teich ein anheimelnder Ort im Grünzug des Kosmosviertels. Europäische Sumpfschwertlilien und Seerosen ragen aus ihm hervor. An den Seiten sind eine Trauerweide (links, teilweise sichtbar) und Schwarzerlen sowie im Herbst besonders rot gefärbtes Laub zeigende Zierkirschen vorzufinden (Nov. 2021).

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“