Baum-Präsentation
heute: Der Weiße Maulbeerbaum
Der Weiße Maulbeerbaum (Morus alba), der seine Ursprungsheimat in China hat, wird bereits seit Jahrhunderten auch in wärmeren Gebieten Mitteleuropas zur Seidenraupenzucht kultiviert. Das Blattwerk stellt hierbei eines der wichtigsten Futterlieferanten der Seidenraupen dar. Um eine möglichst große Blatternte zu erreichen, werden die Bäume regelmäßig zurückgeschnitten, was mit der Zeit zu dichten Verzweigungen führt. Unter Friedrich den Großen von Preußen gab es Versuche, in unserem Raum den Baum und die Seidenraupe zu züchten. In Deutschland gab es auch in der Zeit des Zweiten Weltkrieges Versuche, den Maulbeerbaum im Land zu kultivieren. Vor allem reißfeste Stoffe für Fallschirme sollten so hergestellt werden. Viele der mittlerweile älteren Bäume in Parks und Alleen haben ihren Ursprung in dieser Zeit.
Friedrich der II, auch als Friedrich der Große bekannt, ließ im großen Stil zur Seidenraupenzucht Maulbeerbäume anpflanzen. Hiervon zeugen z.B. Maulbeer-Alleen mit heute 300 Jahre alten Bäumen, so bei Zernikow in Brandenburg.
In der Natur bildet der Weiße Maulbeerbaum jedoch meistens nur kleine Bäume, aber mit dünnen und geraden äußeren Trieben, wobei stärkere Äste knorrig wirken (Bilder 1 und 2). Es kommen aber auch in Mitteleuropa freistehende, alte und sehr knorrige Exemplare vor.
Neben dem Weißen Maulbeerbaum gibt es noch den Schwarzen Maulbeerbaum, welcher ursprünglich wahrscheinlich aus Zentralasien stammt. Bei ihm werden seine wohlschmeckenden Früchte geerntet.
Die Echte Feige, sowie die als Zimmerpflanze zu findende Birkenfeige und der Gummibaum (alle in der Gattung Ficus) gehören ebenfalls derselben Pflanzenfamilie an wie die Maulbeerbäume (Fam. Moraceae).
Laubblätter
Die Laubblätter des Weißen Maulbeerbaums besitzen eine große Form-Variabilität. Zwei Grundformen sind dabei besonders zu nennen: ungeteilt herz- bis eiförmig auf fruchttragenden Kurztrieben (Bilder 5 bis 10) sowie gelappte bzw. gebuchtete Blätter (3-5-fach gelappt) an Langtrieben (Bilder 3 und 4). Die Imitation von Blattformen anderer Baumarten ist für den Weißen Maulbeerbaum kennzeichnend. Der erste Blatt-Typ lässt mit seiner Herzform und den aufgesetzten Spitzen bei oberflächlicher Betrachtung Verwechslungen mit einem Lindenblatt zu, teilweise auch mit einem Ulmenblatt.
Die gelappten Blätter weisen zudem oft tiefe runde Buchten auf. Allerdings sind diese Blätter sehr variantenreich. Die Ränder beider Blatt-Typen sind allgemein grob gezähnt, nicht gesägt. Dabei zeigen die Zahnungen selbst oft rundliche Umrisse. Die Blätter sind recht langstielig. Am Blatt-Ende sind beide Laubblatt-Typen teils mit einer aufgesetzt wirkenden Spitze versehen (Bilder 3 bis 5), was bei den herzförmigen Blättern eine starke Ähnlichkeit mit Lindenblättern erzeugt. Diese Spitze kann unterschiedlich lang sein, oft fehlt sie auch ganz. Die Blattoberflächen sind im Gegensatz zur Schwarzen Maulbeere fast kahl. Im Herbst färbt sich das Laub goldgelb (Bilder 4, 5 und 11).
Die Langtriebe, bei welchen unter anderem auch die gelappten Blätter auftreten können, zeigen keine Blüten und Früchte. Bevorzugt sind gelappte Laubblätter an Triebausschlägen am Stamm festzustellen.
Bei der Seidenraupenzucht werden große Mengen der Laubblätter zur Fütterung der Schmetterlingsraupen des Seidenspinners verwendet.
Der Schwarze Maulbeerbaum besitzt im Gegensatz zum Weißen Maulbeerbaum fast nur ungelappte Blätter. Diese zeigen ebenso wie die Blätter an den Kurztrieben des Weißen Maulbeerbaumes breitovale Formen, die an der Basis oft herzförmig zu den Stielen zurücklaufen. Eine Lappung der gezähnten Blattränder tritt beim Schwarzen Maulbeerbaum nur schwach, ohne tiefe runde Buchten, auf.
Die Laubblätter der Maulbeerbäume sind im Schnitt recht groß, den Stiel nicht mitgerechnet, zwischen 7 und 18 cm lang und 8 cm breit.
Im Herbst färben sich die Laubblätter des Weißen Maulbeerbaumes gelb (Bilder 2, 4 sowie 5a/5b). Etwas erinnert die Herbstfärbung an die der Ulmen. Betrachtet man die Bäume mit ihrem Herbstkleid eher von Weitem, sind Verwechslungen mit der Ulme, aber auch mit der Linde möglich. Die gezähnten Blattränder, die Herzförmigkeit der Kurztrieb-Blätter und die aufgesetzten Spitzen tragen noch ein Übriges dazu bei.
Blüten und Früchte
Die männlichen Blüten des Weißen Maulbeerbaumes sind langstielige Kätzchen, die gelbe Staubblätter aufweisen. Sie sind bis zu 7 cm lang und hängend. Die weiblichen Blüten sind grün, kugelig-kopfig und stehen aufrecht. Der Baum ist einhäusig, d.h. beide Blütengeschlechter sitzen auf einem Baum. Beim Schwarzen Maulbeerbaum sind die männlichen Blüten dagegen als kurze und dickliche Kätzchen ausgebildet.
Die Zeit der Blüte ist Mai und Juni. Die Blüten werden vom Wind bestäubt.
Die Früchte sind Scheinbeeren, die an die Früchte der Brombeeren erinnern. Sie entwickeln sich aus Teilen der Blütenhülle (Bild 6). Dabei werden die einzelnen Blütenhüllen fleischig-saftig und verwachsen miteinander. Die Maulbeeren sind dann aus zahlreichen kleinen Nüssen mit einer fleischigen Hülle zusammengesetzt. Die miteinander verwachsenen Hüllen werden auch als Sammelfrucht bezeichnet. Die ab Juli reifenden Früchte des Weißen Maulbeerbaumes sind von der Farbe her gelblich-weiß bis leicht rosa. Sie sind essbar und schmecken beim Weißen Maulbeerbaum süßlich-fade.
Tieren wie z.B. Vögeln dienen die Früchte als Nahrung, wobei auf diese Weise dann die Samen verbreitet werden.
Beim Weißen Maulbeerbaum sind die Scheinfrüchte weißlich (Name!) bis leicht rosa gefärbt. Der Schwarze Maulbeerbaum zeigt dagegen rote bis fast schwarze Früchte. Sie werden mit dem Reifungsgrad dunkler und sind im Gegensatz zu den fade schmeckenden Früchten des Weißen Maulbeerbaumes wohlschmeckend. Genießbar sind sie aber erst in fast schwarzem Zustand.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“