Baum-Präsentation
heute: Der Weißdorn

 

Der Eingrifflige Weißdorn, auch als Hagedorn oder Heckendorn bezeichnet, ist in weiten Teilen Europas von Südskandinavien bis nach Südeuropa, von der Wolga bis in die Ost-Türkei beheimatet. Er gedeiht am besten auf Kalkböden und bei ausreichendem Niederschlag. Im Zuge der Zunahme der Trockenperioden als Folge der Klimaerwärmung ist er im Rückgang begriffen und daher besonders schützenswert.

Weißdorne bilden wild gewachsen meistens Sträucher. Typisch sind ihre hängenden, fast bis zum Boden reichenden, weit ausladenden Äste (Bilder 1 und 4). Häufig sind sie in Form von Gebüschen an Feldrändern und in Randbereichen von Wäldern und Siedlungen anzutreffen. In Kultur sind sie aber auch als Zierbäume an Straßenrändern sowie in städtischen Grünanlagen und in Parks zu finden. Im Kosmosviertel sind verstreut Weißdorne zu finden, u.a. auch auf den Grünflächen entlang der Schönefelder Chaussee (Bild 4).

Die Zweige des Weißdorns sind dornbewehrt, was zusammen mit der dichten Verastung der Sträucher für ideale Vogelbrut-Habitate sorgt. Die Blütendichte ist, ähnlich wie bei Heckensorten, an nicht zurückgeschnittenen Pflanzen besonders groß (Bild 4).

 

Das Bild zeigt einen blühenden Weißdorn an einem Waldrand, der an eine Siedlung grenzt, hier an der Straße "Neue Wiesen" bei Grüne Trift in Köpenick, Mai 2021. Der Weißdorn bildet naturbelassen meist ausladende Gebüsche und Sträucher. Auch als Naturhecken ist er an vielen Wegrandbereichen zu finden.

Bild 1: Blühender Weißdorn an einem Waldrand, der an eine Siedlung grenzt, hier an der Straße „Neue Wiesen“ bei Grüne Trift in Köpenick, Mai 2021. Der Weißdorn bildet naturbelassen meist ausladende Gebüsche und Sträucher. Auch als Naturhecken ist er an vielen Wegrandbereichen zu finden.

 

Der Weißdorn wie auch der aus ihm gezüchtete Rotdorn sind typische Mai-Blüher, die mit zusammen dem Laub-Austrieb oder kurz nach diesem blühen. 5-12 der weißen Blüten stehen in ausgebreiteten Rispen (Bilder 3, 5 und 6). Sie besitzen, wie bei allen wilden Rosengewächsen, 5 Kronblätter.  20 Staubblätter mit dunkelroten bis rosafarbenen Staubbeuteln und ein Fruchtknoten mit nur einem Griffel (Name!) sind weitere Blütenkennzeichen. An den Enden jedes Staubblattes sitzen dabei zwei der rosafarbenen Staubbeutel, was nur in sehr naher Betrachtung zu erkennen ist (Bild 6). Sie sind in diesem Zustand noch prall mit Pollen gefüllt. Die Blüten werden von Insekten, so neben verschiedenen Fliegenarten natürlich auch von Bienen bestäubt, wobei der Pollen an den Insekten haften bleibt und zu anderen Blüten übertragen wird, wo er die Narbe bestäubt. Angelockt werden die Insekten vom Nektar, der am Blütengrund aus Nektardrüsen dringt. Nach Freigabe des Pollens aus den Staubbeuteln sind die leeren Hüllen an den Enden der weißen Staubblatt-Stiele nur noch dunkelgrünlich gefärbt (Bilder 3, 5 und 6).

Spinnen lauern oft auf Beute unter den zahlreichen Insekten, wie z.B. Fliegen und Käfer, die die Blüten aufsuchen (Bild 6).

Die Früchte sind kleine Apfelfrüchte, die spätestens ab dem September rot bis dunkelrot gefärbt, in den Rispen hängend, wahrgenommen werden können (Bild 7). Sie enthalten beim Eingriffligen Weißdorn nur einen Samen. Die Blätter des Laubes sind in 3 – 5 Teile gelappt, die Blattränder unregelmäßig gesägt (Bilder 2, 3 sowie 5 und 7). Die Oberseiten der Blätter sind glänzend dunkelgrün, die Unterseiten sind heller und etwas rauer (Bild 7).

 

Das Bild zeigt das im Frühjahr frisch austreibende Laub an einem kleinen Weißdorn-Gehölz, hier Ende April 2021 im Wald südlich der Müggelberge. Die Laubblätter sind gesägt und mit drei auffallend ausgeprägten Lappen versehen.

Bild 2: Im Frühjahr frisch austreibendes Laub an einem kleinen Weißdorn-Gehölz, hier Ende April 2021 im Wald südlich der Müggelberge. Die Laubblätter sind gesägt und mit drei auffallend ausgeprägten Lappen versehen.

 

Der Zweigrifflige Weißdorn blüht im Schnitt zwei Wochen vor dem Eingriffligen Weißdorn. Als Wildwuchs bildet der Zweigrifflige Weißdorn meist nur dornige Sträucher. Die einzelnen Blüten besitzen Fruchtknoten, die mit zwei (selten auch drei) Griffeln besetzt sind und aus denen Früchte mit zwei (oder drei) Samen entstehen.

 

 

Blüten des Eingriffligen Weißdorns

 

 

Das Bild zeigt die weißen Blüten des Weißdorns an einem Strauch im Kosmosviertel im Mai.

Bild 3: Blütenrispen des Weißdorns, hier im nördlichen Abschnitt des Grünzugs im Kosmosviertel. Die rosafarbenen Staubblatt-Anteile enthalten ihren Pollen noch, die kleineren grünlichen Knoten an den Enden der weißen Staubfäden der anderen Blüten haben ihren Pollen bereits abgegeben.

 

Das Bild zeigt einen kleinen Baum eines blühenden Weißdorns an der Schönefelder Chaussee im Kosmosviertel.

Bild 4: Kleines Baum-Exemplar eines Weißdorns an der Schönefelder Chaussee im Kosmosviertel. Dieses wenig gepflegte, ungeschnittene Exemplar ist über und über mit Blüten bedeckt. Mai 2020.

 

Das Bild zeigt die Blütenrispe des Eingriffligen Weißdorns. Die Einzelblüten zeigen hier deutlich nur einen Griffel (mit Narbe) je Blüte und Fruchtknoten. Es entwickeln sich nach der Bestäubung aus den Fruchtknoten auch nur einsamige Früchte. Hier an einem sehr kleinen Baum im Wald südwestlich der Müggelberge, Mai 2021.

Bild 5: Blütenrispe des Eingriffligen Weißdorns. Die Einzelblüten zeigen hier deutlich nur einen Griffel (mit Narbe) je Blüte und Fruchtknoten. Es entwickeln sich nach der Bestäubung aus den Fruchtknoten auch nur einsamige Früchte. Hier an einem sehr kleinen Baum im Wald südwestlich der Müggelberge, Mai 2021. Die rosafarbenen Staubblattbereiche sind noch mit Pollen gefüllt.

 

Das Bild zeigt in der weiteren Vergrößerung der Blüten des Weißdorns, dass an den Enden jedes Staubblattes sich je zwei Staubbeutel befinden. Sie sind rosafarben, wenn sie noch prall mit Pollen gefüllt sind.

Bild 6: Bei weiterer Vergrößerung der Aufnahme der Blüten des Weißdorns ist zu erkennen, dass an den Enden jedes Staubblattes sich je zwei Staubbeutel befinden. Sie sind rosafarben, wenn sie noch prall mit Pollen gefüllt sind. Spinnen lauern auf Beute unter den zahlreichen Insekten, wie z.B. Fliegen und Käfer, die die Blüten aufsuchen. Die Insekten werden vom Nektar der Drüsen des Blütengrundes angezogen.

 

Früchte

 

 

Das Bild zeigt die kleinen, dunkelrot gefärbten Apfelfrüchte in einem Gehölz eines Weißdorns an der Straße zum Schmetterlingshorst im September 2020. Die Früchte werden von zahlreichen Tieren, darunter von Vögeln verzehrt, wobei die Samen verbreitet werden.

Bild 7: Kleine, dunkelrot gefärbte Apfelfrüchte in einem Gehölz eines Weißdorns an der Straße zum Schmetterlingshorst im September 2020. Die Früchte werden von zahlreichen Tieren, darunter von Vögeln verzehrt, wobei die Samen verbreitet werden.

 

Der Rotdorn ist eine durch Züchtung aus dem zweigriffligen Weißdorn hervorgegangene Sorte mit rot-weißen Blüten. Er gehört ebenso zu den Rosengewächsen. Durch Vervielfachung der ursprünglich 5 Kronblätter entstanden rosettenartig gefüllte Blüten. Die Mehrheit der Blüten sind wie bei den Zuchtrosen steril, so dass meist keine Früchte gebildet werden. Neben der verbreiteten Sorte „Pauls Scarlett“ gibt es darüber hinaus noch weitere rotblühende Sorten. Der Rotdorn ist als Straßen- und Alleebaum sowie in Parks und Gärten ein beliebtes Zier-Element (Bilder 8 und 9).

 

Das Bild zeigt die rosettenartig gefüllten Blüten eines Rotdorns am Mandrellaplatz in Köpenick.

Bild 8: Rosettenartig gefüllte Blüten eines Rotdorns am Mandrellaplatz in Köpenick, Mai 2020.

 

Das Bild zeigt die Baumkrone eines blühenden Rotdorns am Mandrellaplatz in Köpenick.

Bild 9: Die Krone eines blühenden Rotdorns (Sorte „Pauls Scarlett“) am Mandrellaplatz in Köpenick, Mai 2020.

 

In Arzneien gegen Bluthochdruck und in Herztoniken finden die Inhaltsstoffe des Weißdorns medizinische Verwendung.

Das Holz des Weißdorns ist dem des Buchsbaums von den Eigenschaften ähnlich und dient oft als dessen Ersatz.

Blüten des Weißdorns und des züchterisch entstandenen Rotdorns in der Möglichkeit der Zoom-Vergrößerung hier: Weißdorn_Rotdorn_Blüten_Projekt_Natur_im_Kosmosviertel

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“

 

Literatur

Bachofer, M., Mayer, J. (2015): Der Kosmos Baumführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart