Baum-Präsentation
heute: Der Weißdorn
Der Eingrifflige Weißdorn, auch als Hagedorn oder Heckendorn bezeichnet, ist in weiten Teilen Europas von Südskandinavien bis nach Südeuropa, von der Wolga bis in die Ost-Türkei beheimatet. Er gedeiht am besten auf Kalkböden und bei ausreichendem Niederschlag. Im Zuge der Zunahme der Trockenperioden als Folge der Klimaerwärmung ist er im Rückgang begriffen und daher besonders schützenswert.
Weißdorne bilden wild gewachsen meistens Sträucher. Typisch sind ihre hängenden, fast bis zum Boden reichenden, weit ausladenden Äste (Bilder 1 und 4). Häufig sind sie in Form von Gebüschen an Feldrändern und in Randbereichen von Wäldern und Siedlungen anzutreffen. In Kultur sind sie aber auch als Zierbäume an Straßenrändern sowie in städtischen Grünanlagen und in Parks zu finden. Im Kosmosviertel sind verstreut Weißdorne zu finden, u.a. auch auf den Grünflächen entlang der Schönefelder Chaussee (Bild 4).
Die Zweige des Weißdorns sind dornbewehrt, was zusammen mit der dichten Verastung der Sträucher für ideale Vogelbrut-Habitate sorgt. Die Blütendichte ist, ähnlich wie bei Heckensorten, an nicht zurückgeschnittenen Pflanzen besonders groß (Bild 4).
Der Weißdorn wie auch der aus ihm gezüchtete Rotdorn sind typische Mai-Blüher, die mit zusammen dem Laub-Austrieb oder kurz nach diesem blühen. 5-12 der weißen Blüten stehen in ausgebreiteten Rispen (Bilder 3, 5 und 6). Sie besitzen, wie bei allen wilden Rosengewächsen, 5 Kronblätter. 20 Staubblätter mit dunkelroten bis rosafarbenen Staubbeuteln und ein Fruchtknoten mit nur einem Griffel (Name!) sind weitere Blütenkennzeichen. An den Enden jedes Staubblattes sitzen dabei zwei der rosafarbenen Staubbeutel, was nur in sehr naher Betrachtung zu erkennen ist (Bild 6). Sie sind in diesem Zustand noch prall mit Pollen gefüllt. Die Blüten werden von Insekten, so neben verschiedenen Fliegenarten natürlich auch von Bienen bestäubt, wobei der Pollen an den Insekten haften bleibt und zu anderen Blüten übertragen wird, wo er die Narbe bestäubt. Angelockt werden die Insekten vom Nektar, der am Blütengrund aus Nektardrüsen dringt. Nach Freigabe des Pollens aus den Staubbeuteln sind die leeren Hüllen an den Enden der weißen Staubblatt-Stiele nur noch dunkelgrünlich gefärbt (Bilder 3, 5 und 6).
Spinnen lauern oft auf Beute unter den zahlreichen Insekten, wie z.B. Fliegen und Käfer, die die Blüten aufsuchen (Bild 6).
Die Früchte sind kleine Apfelfrüchte, die spätestens ab dem September rot bis dunkelrot gefärbt, in den Rispen hängend, wahrgenommen werden können (Bild 7). Sie enthalten beim Eingriffligen Weißdorn nur einen Samen. Die Blätter des Laubes sind in 3 – 5 Teile gelappt, die Blattränder unregelmäßig gesägt (Bilder 2, 3 sowie 5 und 7). Die Oberseiten der Blätter sind glänzend dunkelgrün, die Unterseiten sind heller und etwas rauer (Bild 7).
Der Zweigrifflige Weißdorn blüht im Schnitt zwei Wochen vor dem Eingriffligen Weißdorn. Als Wildwuchs bildet der Zweigrifflige Weißdorn meist nur dornige Sträucher. Die einzelnen Blüten besitzen Fruchtknoten, die mit zwei (selten auch drei) Griffeln besetzt sind und aus denen Früchte mit zwei (oder drei) Samen entstehen.
Blüten des Eingriffligen Weißdorns
Früchte
Der Rotdorn ist eine durch Züchtung aus dem zweigriffligen Weißdorn hervorgegangene Sorte mit rot-weißen Blüten. Er gehört ebenso zu den Rosengewächsen. Durch Vervielfachung der ursprünglich 5 Kronblätter entstanden rosettenartig gefüllte Blüten. Die Mehrheit der Blüten sind wie bei den Zuchtrosen steril, so dass meist keine Früchte gebildet werden. Neben der verbreiteten Sorte „Pauls Scarlett“ gibt es darüber hinaus noch weitere rotblühende Sorten. Der Rotdorn ist als Straßen- und Alleebaum sowie in Parks und Gärten ein beliebtes Zier-Element (Bilder 8 und 9).
In Arzneien gegen Bluthochdruck und in Herztoniken finden die Inhaltsstoffe des Weißdorns medizinische Verwendung.
Das Holz des Weißdorns ist dem des Buchsbaums von den Eigenschaften ähnlich und dient oft als dessen Ersatz.
Blüten des Weißdorns und des züchterisch entstandenen Rotdorns in der Möglichkeit der Zoom-Vergrößerung hier: Weißdorn_Rotdorn_Blüten_Projekt_Natur_im_Kosmosviertel
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“
Literatur
Bachofer, M., Mayer, J. (2015): Der Kosmos Baumführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart