Baum-Präsentation
heute: Der Urweltmammutbaum (Chinesisches Rotholz)
(verfasst und mit Fotos versehen von Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“)
Der Urweltmammutbaum wurde von der Fachwissenschaft, d.h. von Botanikern, erst spät (1941) in seinen natürlichen Verbreitungsgebieten in den chinesischen Provinzen Sichuan (Szetschuan) und Hubei (Hupeh) „entdeckt“. Die wissenschaftliche Bestimmung als Metasequoia glyptostroboides erfolgte 1948. Metasequoia ist dabei der Gattungsname, der das Wort „Sequoia“ in sich trägt, da eine enge Verwandtschaft (vor allem der Reproduktionsorgane, also der männlichen und weiblichen Blütenstände, der Zapfen) zu den noch heute lebenden nordamerikanischen Mammutbäumen der Gattungen Sequoia (Sequoia sempervirens = Küstenmammutbaum) und Sequoiadendron (Sequoiadendron giganteum = Bergmammutbaum) festgestellt wurde. Die Gattung Metasequoia war vorher nur für fossile Funde aufgestellt worden. Jetzt war die Überraschung groß, dass es noch diese bis heute überlebende Art gab, die fossile Vorfahren innerhalb der Gattung Metasequoia besitzt, die beispielsweise schon im Alttertiär vor 60 Millionen Jahren oder in der unteren Kreidezeit (vor etwa 120 Millionen Jahre) vorkamen. Vor etwa 70 Millionen Jahren war der Urweltmammutbaum auch im damals wärmeren Klima auf Spitzbergen und Grönland zu finden.
Seine Ähnlichkeit mit der Belaubung von Sumpfzypressen sowie das bevorzugte Vorkommen in der Nähe von Gewässern in seiner Heimat China hat ihm den Artnamen „glyptostroboides“ eingebracht. Er nimmt Bezug auf die Chinesische Sumpfzypresse, die sog. Chinesische Wasserfichte (Glyptostrobos pensilis). Das rötliche Holz wiederum und seine noch engere Verwandtschaft zu den bereits erwähnten nordamerikanischen Mammutbäumen sind für die umgängliche Bezeichnung „Chinesisches Redwood“ (also Chinesisches Rotholz) verantwortlich.
Alle diese bereits erwähnten Baum-Arten gehören zur Familie der Sumpfzypressen, sind altertümlich und haben ins Tertiär und die Kreidezeit zurückreichende Verwandte. Fossile Überreste sind unter anderem auch in der Braunkohle Mitteleuropas gefunden worden. Weitere Vertreter der Familie, die heute noch vorkommen, sind die Japanische Sicheltanne, die Chinesische Spießtanne, die Taiwanie, die amerikanischen Sumpfzypressen und eine Gattung auf Tasmanien, die Schuppenfichte (Athrotaxis). Bei der japanischen Schirmtanne sind sich die Wissenschaftler uneinig über die Zugehörigkeit.
Erstes Saatgut aus den USA kam 1947 nach Deutschland, so z.B. in die Botanischen Gärten Darmstadt, Halle, Münster, in den Exotenwald und Garten Hermannshof in Weinheim. Originalsaatgut aus China gelangte 1955 nach Jena und 1956 nach Dresden-Pillnitz. In Berlin wurden erste Exemplare unter anderem im Zuge der Umgestaltung des Schlossparks Friedrichsfelde in einen Tierpark dort angepflanzt. Ein sehenswertes Exemplar steht auch in der Botanischen Anlage (Volkspark) Pankow-Blankenfelde. Weitere Standorte heute bereits großer Bäume sind der Botanische Garten Berlin-Dahlem, das Späth´sche Arboretum der Humboldt-Universität (Sektion Biologie) in Baumschulenweg und der Berliner Tiergarten (Bild 17).
Darüber hinaus wurde der Urweltmammutbaum zu einem beliebten Ziergehölz, dass neben feuchten, tiefgründigen Böden auch trockenere Standorte toleriert. So ist es in städtischen Grünanlagen und Parks durchaus hier und da zu finden, u.a. auch als Bestandteil des zentralen Grünzugs des Kosmosviertels (Bilder 1 sowie 11 bis 16). In der Berliner Innenstadt sind bereits stattlichere Exemplare zu finden, z.B. eines in der Schillingstraße an der Jannowitzbrücke. Vorzugsweise wird der Urweltmammutbaum bei der Gestaltung in Parks und Botanischen Gärten im Uferbereich von Gewässern angepflanzt. Anders als die mittel- und nordamerikanische Sumpfzypresse hat er jedoch keine Atemwurzeln und verträgt keine länger anhaltende Überflutung des Bodens wie die Sumpfzypresse. Des weiteren sind bereits zahlreiche Exemplare des Urweltmammutbaumes, mitunter schon recht große, in Privatgärten zu finden.
Ein Merkmal von größeren Exemplaren sind Stammkehlungen in den unteren Bereichen (Bild 17), aus denen die seitlichen Äste hervortreten. Da der Urweltmammutbaum im Unterschied zu seinen immergrünen nordamerikanischen Mammutbaum-Verwandten nur sommergrün ist, also sein Laub im Herbst nach einer Phase der intensiven rotbraunen Verfärbung abwirft, ist er auch in dieser Jahreszeit ein dekoratives Element der gärtnerischen Gestaltung (Bild 13).
Die Blütezeit ist in Mitteleuropa gewöhnlich im Mai, wobei sie als Folge der Klimaerwärmung bereits immer häufiger im April beginnt. Die weiblichen Blütenstände sitzen an den Enden von beblätterten Kurztrieben und sind zunächst sehr klein, eiförmig und von grüner Farbe (Bild 7). Die Männlichen Blütenstände hängen in kätzchenartigen Ähren oder Rispen an herabhängenden Zweigen, und zwar am Ende vorjähriger Langtriebe. Die Pollenfreigabe erfolgt ab Ende April bis in den Mai (Bild 8). Die samentragenden Zapfen, die nach der Bestäubung heranwachsen, sind zunächst grün (Bilder 2 und 9). Im gereiften Zustand und nach Verholzung des Zapfens (Bild 7) werden nach der Öffnung der Schuppen im März des nach der Blüte folgenden Jahres 5-8 schmal geflügelte Samen je Schuppe freigegeben.
Mit dem Küstenmammutbaum hat der Urweltmammutbaum die zweizeiligen Fiederblätter in Form der Kurztriebe gemeinsam (Bilder 2 bis 5). Für das Längenwachstum sind bei beiden Arten die Langtriebe zuständig. Im Unterschied zu dieser immergrünen nordamerikanischen Art wirft das Chinesische Rotholz seine Blätter im Herbst im Anschluss an eine rotbraune Verfärbung ab (Bild 14 bis 16).
Belaubung der nordamerikanischen immergrünen Mammutbaum-Arten
Blütenstände des Urweltmammutbaumes
Die weiblichen Blütenzapfen werden erst im zeitigen Frühjahr angelegt und sind, zur Blütephase, sehr klein und von grüner Farbe. Sie sind an den Zweigen nach oben gerichtet (Bild 7).
Die männlichen Blütenstände entwickeln sich schon im Spätherbst des Vorjahres. Sie sind als kätzchenähnliche Ähren ausgebildet und sind in voller Länge bis zu 25 cm lang und mit zahlreichen Staubblättern besetzt. Diese öffnen sich im März, wo sie sich grünlich-gelb färben und ihren Pollen freigeben (Bild 8).
Zapfen der drei Mammutbaum-Arten
Weitere Impressionen der Urweltmammutbäume aus dem Kosmosviertel
Urweltmammutbäume im Herstkleid
Eindrücke der intensiv rotbraunen Herbstfärbung des Laubes im Oktober kurz vor dem Laubabwurfs konnten im Kosmosviertel in den Jahren 2019 bis 2021 gewonnen werden. Dabei leuchtet das gefärbte Laub im sonnigen Gegenlicht orange auf (Bilder 14 bis 16). Vom Laub-Abwurf sind nur die Fiederblätter der Kurztriebe betroffen, deren Einzel-Fiederblättchen sich am Boden einzeln ablösen, im Gegensatz zur Amerikanischen Sumpfzypresse, deren Fiederblättchen am verholzten Gesamtfiederblatt anhaften bleiben. Die Langtriebe setzen Rinde an und eine lebende Holzschicht mit Kambium. An diesen erfolgt dann der Knospennachwuchs für weitere Kurz- und Langtriebe und männliche und weibliche Blütenstände.
Urweltmammutbäume in Parks und Botanischen Gärten Berlins
In einer Reihe von Botanischen Gärten, Anlagen und Parks Berlins stehen mittlerweile bereits recht stattliche Exemplare des Urweltmammutbaumes. Da die Pflanzungen oft schon ab den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgten, haben und hatten diese Bäume auf entsprechenden Böden und guten Standorten die hinreichenden Bedingungen für das Wachstum.
Zu nennen sind Exemplare des Urweltmammutbaums in der Botanischen Anlage Pankow-Blankenfelde, im Botanischen Garten Dahlem, im Späth´schen Arboretum Baumschulenweg, im Berliner Tiergarten (Bild 17) und vor allem auch im Tierpark Friedrichsfelde. Die oft schon kräftigen Stämme zeigen dann die typisch für diesen Baum sich ausbildenden Stammeinkehlungen. Aber auch als Bestandteile städtischer Grünanlagen sind mancherorts, auch in Berlin, bereits stattliche Bäume des Urweltmammutbaumes zu finden. Ein Beispiel ist ein zwar nicht hohes, aber dafür mit um so ausladenderen Ästen versehenes Exemplar in der Fußgängerzone der Schillingstraße in Berlin-Mitte zu sehen.
Die hier gezeigten und einige weitere Bilder zum Urweltmammutbaum und seinen nordamerikanischen Verwandten können in folgender Datei angesehen werden:
Urweltmammutbaum_Projekt_Natur_im_Kosmosviertel
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“
Literatur: Hecker, Ulrich (1985). Nadelgehölze: wildwachsende u. häufig angepflanzte Arten. Intensivführer. BLV Verlagsgesellschaft (Spektrum der Natur). München