Baum-Vorstellung
heute: Der Silber-Ahorn
Neben den heimischen Arten wie dem Spitz-Ahorn und dem Feld-Ahorn findet sich im Kosmosviertel auch ein als exotisch geltender Ahorn, der Silber-Ahorn. Dieser Ahorn ist zwar nicht so bekannt, jedoch in städtischen Grünanlagen häufig als Randbepflanzung von Verkehrswegen und Parkbereichen an Wohnquartieren zu finden. Auch in städtischen Parks ist er ein nicht selten anzutreffendes Gehölz.
Auch als Alleebaum ist er an so manchen Überlandstraßen vorhanden. Ältere Exemplare stehen z.B. am Beginn der Zufahrtsstraße zum Müggelturm in Köpenick.
Der Silber-Ahorn ist eine aus dem östlichen Nordamerika stammende Art. Sein lateinischer Art-Name Acer saccharinum weist darauf hin, dass aus seinem Splintholz ein zuckerhaltiger Saft, Ahorn-Sirup genannt, gewonnen wurde, und zwar schon durch die nordamerikanischen Ureinwohner. Jedoch ist die Zuckerkonzentration bei diesem Ahorn wesentlich geringer, verglichen mit dem eigentlichen Lieferanten des Ahorn-Sirups, dem Zucker-Ahorn (Acer saccharum). Dieser ebenfalls im östlichen Nordamerika von Quebec und Ontario (Kanada) bis nach Tennessee und Nord-Georgia und westlich bis Minnesota (USA) ursprünglich beheimatete Ahorn besitzt Blatt-Formen, die von der Grundform etwa den Blättern des heimischen Spitz-Ahorns ähneln. In der Nationalflagge Kanadas sind diese, dann im Herbst (Indian Summer) oft intensiv rot gefärbten Blätter als Symbol eines Blattes aufgenommen worden.
Laubblätter
Der Silber-Ahorn besitzt jedoch besondere, als sehr attraktiv empfundene Blatt-Formen und Blatt-Erscheinungen. Dies ist einer der Gründe, warum der Baum wegen der daraus resultierenden dekorativen Wirkung häufig in Städten, Parks und an Straßen angepflanzt wird.
Die Laubblätter sind tief geschlitzt und weisen silbrig-weiße Blatt-Unterseiten (Name!) auf (Bilder 1b und 1c). Eine markante Zähnung der Ränder der Blattlappen verleiht den Blättern eine zusätzliche dekorative Erscheinung. Die Blattoberseiten sind grün glänzend, oft auch hellgrün (Bild 1a). Letzteres rührt von einer feinen Behaarung her. Außerdem ist häufig auf den Blatt-Unterseiten eine rote Nervatur auffällig, die sich von dem graugrünen Blattfarbton abhebt (Bild 1b).
Blüten
Der Silber-Ahorn besitzt darüber hinaus sehr dekorative Blüten, die lange vor dem Laub-Austrieb bei warmen Wetterlagen schon im späten Winter erscheinen können. Sie sind, da sie recht klein sind, jedoch meist in der Gesamterscheinung der sonst noch kahlen Bäume wenig auffällig. Schweift der Blick jedoch in die meist hoch aufragenden Kronen der Bäume, fallen die im Gegenlicht besonders rot leuchtenden Blüten der männlichen Blütenstände an den Zweigen auf (Bilder 2 und 3).
Der Silber-Ahorn ist ein extremer Frühblüher, wobei sich rötlich-grün gefärbte männliche und oft auffallend rot gefärbte weibliche Blütenstände schon im Februar zeigen können (Bilder 2 und 3). Der März, also auch noch deutlich vor dem Laub-Austrieb, ist im Schnitt die Hauptblütezeit (Bilder 2 bis 9). Die Blüten sitzen einhäusig, also in beiden Geschlechtern auf einem Baum. Männliche und weibliche Blüten sind aber getrennt voneinander (getrenntgeschlechtig) in Astpartien verteilt. Aber im Gegensatz zu den heimischen Arten des Spitz-, Feld- und Berg-Ahorns, die zwittrige Blüten aufweisen, sitzen die Blütengeschlechter beim Silber-Ahorn in verschiedenen Bereichen am selben Baum.
Die weiblichen Blütenstände bestehen aus einer großen Anzahl von dicht beieinander stehenden rot und auch grünrot gefärbten Narben ohne Blütenhülle (Bilder 5 bis 8). Sie sind meist langstielig. Gleich mehrere dieser Narben, in der Anzahl etwa 10, werden pro Blütenstand von rotbraunen Knospenschuppen eingefasst. Die Narben stehen ausgebreitet und federähnlich. Der Silber-Ahorn wird zum größeren Teil durch den Wind bestäubt, aber daneben auch von Insekten. Hierfür sind Nektarpolster am Blütengrund im Bereich der Fruchtknoten vorhanden. Für Bienen und Hummeln ist der Nektar eine wichtige Nahrungsquelle im zeitigen Frühjahr.
Die Seitenzweige, auch die kurzen, an den Enden blütenbesetzten, stehen bei allen Ahornen streng gegenständig, d.h. zwei der Zweige stehen sich immer gegenüber. Bei nur einseitig abgehenden Zweigen, was auch häufig auftritt, sind meist eine der gegenständig ansitzenden Knospen, aus denen sich die Zweige entwickeln, in der Entwicklung gehindert worden.
Die männlichen Blütenstände sind eher grünlich, wobei die zahlreichen Staubblätter fädig und weiß sind. Sie ragen ebenso aus dicht in Büscheln stehenden hüllenlosen Einzelblüten. Im Innenbereich befinden sich Nektarpolster (Bilder 9 und 10).
Dabei sind immer ganze Zweig- und Astpartien der Bäume mit nur einem Blütengeschlecht besetzt. Entweder es finden sich innerhalb eines größeren Bereichs am Baum nur männliche Blüten (Bild 9) oder nur weibliche Blüten (Bild 4).
Die weiblichen Blüten können im Gegensatz zu den immer kurzstieligen männlichen Blüten auch langstielig auftreten.
Ein auch bei uns weit verbreiteter Ahorn ebenfalls nordamerikanischer Herkunft ist darüber hinaus der Eschen-Ahorn, der sehr anspruchslos ist und sich durch Wildwuchs stark ausgebreitet hat. Er blüht ebenfalls früh, wobei sich seine Blüten kurz vor dem Laubaustrieb zeigen, etwa zu April-Beginn. Die Bäume des Eschen-Ahorns sind im Gegensatz zum Silber-Ahorn zweihäusig, d.h. die Blütengeschlechter sitzen auf verschiedenen Baum-Individuen.
Der Silber-Ahorn neigt zur Ausbildung von mehrstämmigen Baumgestalten, wobei die Stämme und großen Äste steil aufwärts gerichtet sind (Bilder 11 und 12). Ebenso sind die Äste recht lang und gerade gewachsen. Die Ausbildung von zentralen Stämmen im unteren Abschnitt wird durch entsprechend gezogene Jungpflanzen für Straßenbaum-Anpflanzungen unterstützt. Als Allee- und Straßenbaum ist dieser Ahorn daher des Öfteren zu finden.
Der Silber-Ahorn ist, ähnlich wie der Eschen-Ahorn, raschwüchsig und wegen seines recht weichen Holzes leider windbruchanfällig.
Die schon ab dem Mai und spätestens bis zum Frühsommer gereiften Flügelsamen bestehen, wie bei den anderen Ahorm-Arten, aus 2 geflügelten Nüssen, die jedoch spitzwinkelig bis fast parallel zueinander stehen, also sehr kleine Winkel aufweisen. Beim heimischen Feld-Ahorn sind die Winkel-Stellungen der geflügelten Nüsse dagegen am größten und erreichen 180°. Aber auch die Flügelsamen des Berg-Ahorns zeigen recht kleine Winkel der 2 geflügelten Nüsse zueinnander (< 90°).
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“