Das Bild zeigt Trauben mit geöffneten Blüten an einer Robinie in den Berliner Müggelbergen, Juni 2021. Anordnung und Form der vier Blütenblätter weisen sie als Schmetterlingsblüten aus. Die inneren Bereiche, besonders der auffallenden Fahne, sind gelblich und gemustert. Bienen, die die Blüte aufsuchen, liefern den bleliebten, von Imkern gewonnenen Akazienhonig.

Baum-Präsentation

 

heute: Die Robinie

 

 

Die Robinie stammt aus dem östlichen Nordamerika. Nach Europa wurde sie bereits im 17. Jahrhundert durch den Botaniker Jean Robin eingeführt. Sie gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler und hier wiederum zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler, genauso wie der Goldregen,  der Japanische Schnurbaum oder der aus dem Mittelmeergebiet stammende Blasenstrauch. Zu den Schmetterlingsblütlern gehören auch der Ginster, der Besenginster, die Klee-Arten und die Platterbsen sowie die Wicken.

Im Kosmosviertel sind der erst nach der Robinie, meist erst im Juli blühende Japanische Schnurbaum (zentrale Ladenpassage) und verstreut auch die Robinie zu finden (z.B. am Fitness-Center in Nähe der Venusstraße, Bild 11).

Eine zweite Gruppe von Hülsenfrüchtlern weist hingegen eine gänzlich andere Blütenform auf. Zu dieser Familie, der Johannisbrotgewächse, gehört die Gleditschie und der seltene Geweihbaum oder Kentucky-Coffeetree. Beide Arten sind ebenfalls im Kosmosviertel zu finden.

Die Robinie wird wegen ihrer Blattformen im Volksmund auch als Schein-oder Falsche Akazie bezeichnet, ist aber mit den zu den Mimosengewächsen zählenden echten Akazien (z.B. Afrikas) nicht verwandt. Die Robinie gedeiht auf lockeren, wasserdurchlässigen Sandböden. Sie ist dabei oft verwildert, unter anderem auch dadurch, weil sie in der Lage ist, Wurzelsprosse zu bilden. Als Pioniergehölz besiedelt sie brachliegende Areale, Böschungen und auch Schotterflächen, so unter anderem an Bahngleisen entlang. Da sie viel Licht zum wachsen benötigt, ist sie auch an Waldrändern ein sich ausbreitendes Gehölz (Bild 1a). Aber auch in lichten Mischwäldern kann eine Massen-Ausbreitung der Robinie andere Arten des Baumbestandes zurückdrängen. Durch Knöllchenbakterien auf der Rinde bindet sie Luftstickstoff und führt diesen dem Boden in Form von (Ammonium-)Nitraten zu. Sie kann hierdurch die Zusammensetzung der Vegetation in einem Areal verändern.

Die Robinie ist in ihren Pflanzenteilen giftig. So enthält sie Lektine, die Blutkörperchen verklumpen und Gewebe zerstören lässt. Die Samen und die Rinde enthalten ein Toxalbumin, welches den Glykogenhaushalt von Leber- und Muskelzellen stören kann.

 

Das Bild zeigt mehrere Robinien in einem Streifen, der einen Waldrand hin zu offenem Gelände mit Straße und einem Wohngebiet abgrenzt - bei Grüne Trift am Walde (Köpenick).

Bild 1a: Mehrere Robinien in einem Streifen, der einen Waldrand hin zu offenem Gelände mit Straße und einem Wohngebiet abgrenzt – bei Grüne Trift am Walde (Köpenick). Robinien benötigen zum Wachsen offene, gut belichtete Standorte.

 

Als Stadtbaum können durchaus sehr eindrucksvolle Robinien vorgefunden werden, die gezielt angepflanzt wurden und über die Jahre gut gepflegt wurden. An der Langen Brücke über die Dahme, auf der Altstadtseite von Köpenick steht ein interessanter, stattlicher Baum. Er weist hier, an diesem gut belichteten Standort, in seinem Alter eine nahezu kugelförmige Krone auf, die sich aus stämmigen Astabschnitten zusammensetzt (Bild 1b). Der Baum ist Teil einer größeren gärtnerischen Parkanlage entlang des Dahme-Ufers und dem Schiffsanleger. Andere, seltenere Bäume wie der im Juli blühende Japanische Schnurbaum, sind ebenfalls in dieser Anlage zu finden.

 

Das Bild zeigt ein stattliches Exemplar einer Robinie als Stadtbaum. Dieser, an einem gut belichteten Standort sich befindliche Baum zeigt eine kugelförmige Krone. Hier an der Langen Brücke über die Dahme an der Altstadtseite von Köpenick, Juni 2021.

Bild 1b: Ein stattliches Exemplar einer Robinie als Stadtbaum. Dieser, an einem gut belichteten Standort sich befindliche Baum zeigt eine kugelförmige Krone. Hier an der Langen Brücke über die Dahme an der Altstadtseite von Köpenick, Juni 2021.

 

Die wechselständigen Blätter sind unpaarig gefiedert, d.h. eine Endfieder ist ausgebildet (Bild 2). Sie können, zweizeilig ansitzend, bis zu 23 einzelne Fiederblättchen aufweisen. Diese Fiederblättchen, auch Einzelfiedern genannt, sind von ovaler Form und bis zu 6 cm lang. Die ebenfalls zu den Hülsenfrüchtlern gehörende Gleditschie besitzt deutlch kleinere Fiederblättchen. (Übrigens: Die Esche hat gegenständig angeordnete Fiederblätter, und im Durchschnitt größere Einzelfiedern.)

Das Bild zeigt die Fiederblätter der Robinie mit zweizeilig ansitzenden elliptisch geformten Fiederblättchen.

Bild 2: Die fiederblättrige Belaubung der Robinie mit zweizeilig ansitzenden elliptisch geformten Fiederblättchen, welche am Ende eine abgerundete Spitze aufweisen. Die Einzelfiederblättchen sind größer als bei der Gleditschie und nicht so derb wie beim Schnurbaum. Hier an einem Waldrand zu einer Siedlung. Grüne Trift am Walde in Köpenick.

 

Die Triebe jüngerer Bäume weisen paarig sitzende scharfspitzige Dornen an der Basis der Blätter und Knospen auf, die an stärkeren Austrieben Längen von mehreren Zentimetern erreichen können (Bilder 3 und 4). Diese sind in der Heimat Nordamerika, durch Evolution, gegen Wildverbiss entstanden, der in offeneren Arealen und Waldrändern mit kleinwüchsiger Vegetation besonders ausgeprägt sein kann (Bild 5).

 

Das Bild zeigt die Dornen an einem Wurzelstock-Ausschlag einer Robinie.

Bild 3: Dornen an einem Wurzelstock-Ausschlag einer Robinie.

 

Teils kräftige Dornen sitzen bei der Robinie an jungen Pflanzen auch in den Achseln von Verzweigungen. Hier bei Robinien an der Straße Grüne Trift am Walde in Köpenick.

Bild 4: Teils kräftige Dornen sitzen bei der Robinie an jungen Pflanzen auch in den Achseln von Verzweigungen. Hier an Wurzelstock-Ausschlägen an Robinien an der Straße Grüne Trift am Walde in Köpenick.

 

Die Rinde der Bäume neigt bei älteren Exemplaren zu tiefen Furchen und Leisten (Bild 5). Das helle, gelbbraune Splintholz ist bei knorrigen Exemplaren im Stamm-Querschnitt wellig und eingefurcht. Das Holz ist hart und gegen Fäulnis widerstandsfähig. Es wird u.a. für Palisaden, Pfosten und Zaunpfähle, z.B. bei forstlichen Eingrenzungen, verwendet. Auch für Griffe und Sportgeräte findet es Verwendung. Als Möbelholz war es eine Zeit lang in Verwendung.

Das Bild zeigt graurindige, gefurchte Stämme an Robinien an der Straße Grüne Trift am Walde in Köpenick.

Bild 5: Graurindige, gefurchte Stämme an Robinien an der Straße Grüne Trift am Walde in Köpenick, Juni 2020. Es ist der dichte buschige Wuchs der niedrigen Eichen neben den Robinien an diesem Waldrand zu beachten, der eine Folge des Wildverbisses ist. Dank ihrer Dornen besonders an jungen Pflanzen konnten hier in Wildwuchs Robinien groß werden.

 

Das Bild zeigt einen Kronenausschnitt einer Robinie, welcher üppig mit weißen Blütentrauben behangen ist. Dies ist an Stadtbäumen nicht selten. Hier an einem Exemplar am Ufer der Dahme an der Langen Brücke in Köpenick, Juni 2021.

Bild 6: Vor allem an vielen Stadtbäumen fällt der oft üppige Besatz mit den weißen, hängenden Blütentrauben auf. Hier an einem Exemplar am Ufer der Dahme an der Langen Brücke in Köpenick, Juni 2021.

 

Blüten

 

Die Blüten sind in hängenden, bis zu 25 cm langen Trauben angeordnet.

Die Robinie gehört zu den Schmetterlingsblütlern innerhalb der Hülsenfrüchtler. Sie ist mit dem Ginster und mit dem Klee verwandt. Die Blütezeit der Robinie beginnt ab Ende Mai und dauert bis in den Juni. Die hängenden Blütenstände sind Trauben mit einer Länge von 10 – 25 cm (Bilder 6 bis 8 und 12). Die vielzähligen Einzelblüten der Robinie sind Schmetterlingsblüten (Bilder 8 bis 11). Beim ebenfalls Schmetterlingsblüten aufweisenden Schnurbaum sind die cremeweißen Einzelblüten in großen Rispen angeordnet. Zudem blüht der Schnurbaum erst im Juli bis Anfang August.

Die Blüten der Robinie duften und ziehen Insekten an. Die Robinie ist eine wichtige Bienenweide. Die Imker gewinnen aus ihr in der Blütezeit den „Akazienhonig“ (Bild 8).

Das Bild zeigt die traubenartigen Blütenstände der Robinie aus weißen Schmetterlingsblüten.

Bild 7: Die traubenartigen Blütenstände der Robinie, bestehend aus weißen Schmetterlingsblüten. Hier an einer Robinie an einem Waldrand in der Ortschaft Müggelheim.

 

Die Einzelblüten bestehen aus einer weißen Krone mit gelblich gezeichnetem Innenbereich auf der Fahne (Bild 8-11). Die Bestandteile der Krone bei Schmetterlingsblüten werden als Fahne (großer Anteil – oberes Blütenblatt), die zwei Flügel und das zentrale Schiffchen in der unteren Blütenhälfte differenziert (Bilder 8 bis 11). Die Blütenkrone ist zweiseitig asymmetrisch aufgebaut. Zentral liegen Narbe, Griffel und Staubblätter. Letztere sind zu mehreren in ihrer Anzahl vertreten. Der glockenförmige Kelch ist grünbraun. Als Insektenbestäuber ist die Robinie eine wertvolle Bienenweide (Bild 8). Die gemusterten und gelblichen, also farblich vom übrigen Weiß sich abhebenden Innenbereiche der Fahne tragen dazu bei, die Insekten anzulocken, die sich dann auf das Schiffchen setzen.

 

Das Bild zeigt Trauben mit geöffneten Blüten an einer Robinie in den Berliner Müggelbergen, Juni 2021. Anordnung und Form der vier Blütenblätter weisen sie als Schmetterlingsblüten aus. Die inneren Bereiche, besonders der auffallenden Fahne, sind gelblich und gemustert. Bienen, die die Blüte aufsuchen, liefern den bleliebten, von Imkern gewonnenen Akazienhonig.

Bild 8: Trauben mit geöffneten Blüten an einer Robinie in den Berliner Müggelbergen, Juni 2021. Anordnung und Form der vier Blütenblätter weisen sie als Schmetterlingsblüten aus. Die inneren Bereiche, besonders der auffallenden Fahne, sind gelblich und gemustert. Bienen, die die Blüte aufsuchen, liefern den bleliebten, von Imkern gewonnenen Akazienhonig.

 

Das Bild zeigt die Schmetterlinsblüten einer Robinie mit weißer Krone und gelblichem Innenbereich. Der Baum steht in den Müggelbergen.

Bild 9: Die Schmetterlingsblüten der Robinie mit weißer Krone und gelblichem Innenbereich auf der Fahne. Der Kelch ist braungrün. Die Aufnahme entstand in der Nähe des Müggelturms, Juni 2020.

 

Das Bild zeigt den Aufbau der verschiedenen Kronenblatt-Anteile der Schmetterlingsblüte der Robinie.

Bild 10: Schmetterlingsblüten der Robinie in der Nah-Ansicht. Die Kronen-Anteile werden als Fahne (großer Anteil), die zwei Flügel und das zentrale Schiffchen differenziert. Die Krone ist bisymmetrisch aufgebaut. Zentral gelegen sind Griffel, Narbe und Staubblätter.

 

Das Bild zeigt die hängenden Blütentrauben einer Robinie im Kosmosviertel. Der Baum steht in der Nähe des Fitness-Centers im Bereich der Venusstraße.

Bild 11: Hängende Blütentrauben einer Robinie im Kosmosviertel. Der Baum steht in der Nähe des Fitness-Centers im Bereich der Venusstraße, Juni 2020.

 

Die Früchte sind flache Hülsen mit einer Länge von bis zu 10 cm. Die Beschaffenheit der Hülse ist pergamentartig bis ledrig. Die Gleditschie hat wesentlich größere und längere und leicht verdrehte Hülsen. Die Anzahl der enthaltenden Samen auf der silbrigen Innenseite der Hülse der Robinie beträgt 4 bis 10. Die Hülsen öffnen sich am Baum, wobei die Samen noch einige Zeit haften bleiben. Sie werden von Vögeln verbreitet. Die Fruchthülsen verbleiben über den Winter am Baum. In geringer Zahl können auch noch bis in die Blütezeit des neuen Jahres einige der Fruchthülsen in den Bäumen wahrgenommen werden (Bild 12).

 

Das Bild zeigt die vorjährigen Fruchthülsen an einer Robinie, die oft bis über den Winter an den Bäumen hängen bleiben sowie die neuen diesjährigen Blütentrauben. Hier an einem Exemplar in den Müggelbergen, Juni 2021.

Bild 12: Die oft bis über den Winter an den Bäumen hängenden vorjährigen Fruchthülsen der Robinie können in geringer Zahl auch noch zur Blütezeit im neuen Jahr wahrgenommen werden. Hier an einem Exemplar in den Müggelbergen, Juni 2021.

 

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“