Baum-Präsentation
heute: Die Robinie
Die Robinie stammt aus dem östlichen Nordamerika. Nach Europa wurde sie bereits im 17. Jahrhundert durch den Botaniker Jean Robin eingeführt. Sie gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler und hier wiederum zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler, genauso wie der Goldregen, der Japanische Schnurbaum oder der aus dem Mittelmeergebiet stammende Blasenstrauch. Zu den Schmetterlingsblütlern gehören auch der Ginster, der Besenginster, die Klee-Arten und die Platterbsen sowie die Wicken.
Im Kosmosviertel sind der erst nach der Robinie, meist erst im Juli blühende Japanische Schnurbaum (zentrale Ladenpassage) und verstreut auch die Robinie zu finden (z.B. am Fitness-Center in Nähe der Venusstraße, Bild 11).
Eine zweite Gruppe von Hülsenfrüchtlern weist hingegen eine gänzlich andere Blütenform auf. Zu dieser Familie, der Johannisbrotgewächse, gehört die Gleditschie und der seltene Geweihbaum oder Kentucky-Coffeetree. Beide Arten sind ebenfalls im Kosmosviertel zu finden.
Die Robinie wird wegen ihrer Blattformen im Volksmund auch als Schein-oder Falsche Akazie bezeichnet, ist aber mit den zu den Mimosengewächsen zählenden echten Akazien (z.B. Afrikas) nicht verwandt. Die Robinie gedeiht auf lockeren, wasserdurchlässigen Sandböden. Sie ist dabei oft verwildert, unter anderem auch dadurch, weil sie in der Lage ist, Wurzelsprosse zu bilden. Als Pioniergehölz besiedelt sie brachliegende Areale, Böschungen und auch Schotterflächen, so unter anderem an Bahngleisen entlang. Da sie viel Licht zum wachsen benötigt, ist sie auch an Waldrändern ein sich ausbreitendes Gehölz (Bild 1a). Aber auch in lichten Mischwäldern kann eine Massen-Ausbreitung der Robinie andere Arten des Baumbestandes zurückdrängen. Durch Knöllchenbakterien auf der Rinde bindet sie Luftstickstoff und führt diesen dem Boden in Form von (Ammonium-)Nitraten zu. Sie kann hierdurch die Zusammensetzung der Vegetation in einem Areal verändern.
Die Robinie ist in ihren Pflanzenteilen giftig. So enthält sie Lektine, die Blutkörperchen verklumpen und Gewebe zerstören lässt. Die Samen und die Rinde enthalten ein Toxalbumin, welches den Glykogenhaushalt von Leber- und Muskelzellen stören kann.
Als Stadtbaum können durchaus sehr eindrucksvolle Robinien vorgefunden werden, die gezielt angepflanzt wurden und über die Jahre gut gepflegt wurden. An der Langen Brücke über die Dahme, auf der Altstadtseite von Köpenick steht ein interessanter, stattlicher Baum. Er weist hier, an diesem gut belichteten Standort, in seinem Alter eine nahezu kugelförmige Krone auf, die sich aus stämmigen Astabschnitten zusammensetzt (Bild 1b). Der Baum ist Teil einer größeren gärtnerischen Parkanlage entlang des Dahme-Ufers und dem Schiffsanleger. Andere, seltenere Bäume wie der im Juli blühende Japanische Schnurbaum, sind ebenfalls in dieser Anlage zu finden.
Die wechselständigen Blätter sind unpaarig gefiedert, d.h. eine Endfieder ist ausgebildet (Bild 2). Sie können, zweizeilig ansitzend, bis zu 23 einzelne Fiederblättchen aufweisen. Diese Fiederblättchen, auch Einzelfiedern genannt, sind von ovaler Form und bis zu 6 cm lang. Die ebenfalls zu den Hülsenfrüchtlern gehörende Gleditschie besitzt deutlch kleinere Fiederblättchen. (Übrigens: Die Esche hat gegenständig angeordnete Fiederblätter, und im Durchschnitt größere Einzelfiedern.)
Die Triebe jüngerer Bäume weisen paarig sitzende scharfspitzige Dornen an der Basis der Blätter und Knospen auf, die an stärkeren Austrieben Längen von mehreren Zentimetern erreichen können (Bilder 3 und 4). Diese sind in der Heimat Nordamerika, durch Evolution, gegen Wildverbiss entstanden, der in offeneren Arealen und Waldrändern mit kleinwüchsiger Vegetation besonders ausgeprägt sein kann (Bild 5).
Die Rinde der Bäume neigt bei älteren Exemplaren zu tiefen Furchen und Leisten (Bild 5). Das helle, gelbbraune Splintholz ist bei knorrigen Exemplaren im Stamm-Querschnitt wellig und eingefurcht. Das Holz ist hart und gegen Fäulnis widerstandsfähig. Es wird u.a. für Palisaden, Pfosten und Zaunpfähle, z.B. bei forstlichen Eingrenzungen, verwendet. Auch für Griffe und Sportgeräte findet es Verwendung. Als Möbelholz war es eine Zeit lang in Verwendung.
Blüten
Die Blüten sind in hängenden, bis zu 25 cm langen Trauben angeordnet.
Die Robinie gehört zu den Schmetterlingsblütlern innerhalb der Hülsenfrüchtler. Sie ist mit dem Ginster und mit dem Klee verwandt. Die Blütezeit der Robinie beginnt ab Ende Mai und dauert bis in den Juni. Die hängenden Blütenstände sind Trauben mit einer Länge von 10 – 25 cm (Bilder 6 bis 8 und 12). Die vielzähligen Einzelblüten der Robinie sind Schmetterlingsblüten (Bilder 8 bis 11). Beim ebenfalls Schmetterlingsblüten aufweisenden Schnurbaum sind die cremeweißen Einzelblüten in großen Rispen angeordnet. Zudem blüht der Schnurbaum erst im Juli bis Anfang August.
Die Blüten der Robinie duften und ziehen Insekten an. Die Robinie ist eine wichtige Bienenweide. Die Imker gewinnen aus ihr in der Blütezeit den „Akazienhonig“ (Bild 8).
Die Einzelblüten bestehen aus einer weißen Krone mit gelblich gezeichnetem Innenbereich auf der Fahne (Bild 8-11). Die Bestandteile der Krone bei Schmetterlingsblüten werden als Fahne (großer Anteil – oberes Blütenblatt), die zwei Flügel und das zentrale Schiffchen in der unteren Blütenhälfte differenziert (Bilder 8 bis 11). Die Blütenkrone ist zweiseitig asymmetrisch aufgebaut. Zentral liegen Narbe, Griffel und Staubblätter. Letztere sind zu mehreren in ihrer Anzahl vertreten. Der glockenförmige Kelch ist grünbraun. Als Insektenbestäuber ist die Robinie eine wertvolle Bienenweide (Bild 8). Die gemusterten und gelblichen, also farblich vom übrigen Weiß sich abhebenden Innenbereiche der Fahne tragen dazu bei, die Insekten anzulocken, die sich dann auf das Schiffchen setzen.
Die Früchte sind flache Hülsen mit einer Länge von bis zu 10 cm. Die Beschaffenheit der Hülse ist pergamentartig bis ledrig. Die Gleditschie hat wesentlich größere und längere und leicht verdrehte Hülsen. Die Anzahl der enthaltenden Samen auf der silbrigen Innenseite der Hülse der Robinie beträgt 4 bis 10. Die Hülsen öffnen sich am Baum, wobei die Samen noch einige Zeit haften bleiben. Sie werden von Vögeln verbreitet. Die Fruchthülsen verbleiben über den Winter am Baum. In geringer Zahl können auch noch bis in die Blütezeit des neuen Jahres einige der Fruchthülsen in den Bäumen wahrgenommen werden (Bild 12).
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“