Das Bild zeigt die sich öffnenden Blüten an den Zweigen einer Parrotie im Monat März. Die roten, langen Staubblätter hängen zur vollen Blüte und Pollenfreigabe an dünnen grünen Stielen aus den Blüten heraus. Hier an einem Baum im Kosmosviertel im Bereich der Zugänge zur Ortolfstraße, März 2023.

Sich öffnende Blüten an den Zweigen einer Parrotie im Monat März. Die roten, langen Staubblätter hängen zur vollen Blüte und Pollenfreigabe an dünnen grünen Stielen aus den Blüten heraus. Hier an einem Baum im Kosmosviertel im Bereich der Zugänge zur Ortolfstraße, März 2023.

 

Baum-Vorstellung

 

heute: Die Parrotie

 

Die Parrotie (Parrotia persica) wird auch als Eisenholzbaum bezeichnet.

 

Die Parrotie stammt, worauf im lateinischen Artnamen („persica“ für Persien) schon hingewiesen wird, aus dem iranischen Raum, wo sie vom Kaukasus bis in den Nord-Iran verbreitet ist. So ist sie in den gebirgigen Wäldern im Süden des Kaspischen Meeres zu finden, wo durch das hoch aufragende Elburs-Gebirge genügend Niederschlag durch Wolkenbildung im Gebirgsstau auftritt. Wegen ihres sehr harten Holzes trägt sie auch den Namen Eisenholzbaum. Bei uns ist sie eher in Form von Sträuchern oder kleinen Bäumen zu finden. Neben Parkanlagen und Gärten ist die Parrotie auch in städtischen Wohngebieten anzutreffen, so auch hier im Kosmosviertel (Bild 1).

Frei wachsende Parrotien bilden ohne Beschneidung oft mehrere Stämme aus. Die Baumgestalten sehen dabei knorrig und urwüchsig aus. Solche Exemplare, oft auch wie große Sträucher wirkend, sind in den städtischen Grünanlagen, in Parks und öffentlichen Gärten durchaus zu finden. Dabei bilden diese Bäume weit ausladende Ästen aus. Solche prachtvollen Baumgestalten sind unter anderem im Britzer Garten in Berlin zu sehen (Bilder 2 und 3). Als Straßenbäume oder als Flankierungen von Wegen sind sie einstämmig mit regelmäßigen Kronen, deren Äste hoch aufragen, ausgebildet (Bilder 1 und 5).

Im Kosmosviertel stehen mehrere Exemplare der Parrotie, die allerdings noch recht kleinwüchsig und, ihre hohen jährlichen Zuwachsraten berücksichtigend, noch recht jung sind (Bilder 1a/b und 5). Sie stammen nicht aus der ersten Bepflanzungsphase kurz nach dem Erstbezug von Bewohnern im Jahre 1990, sondern wurden erst später hinzu gepflanzt.

In einem Innenhof der Anlieger zur Ortolfstraße hin steht das momentan größte Exemplar im Kosmosviertel (Bilder 1a und 1b). Weitere kleinere Exemplare stehen der Schönefelder Chaussee, in den Grünstreifen zwischen den Parkbereichen und dem die Straße begleitenden Fußgängerweg (Bild 5).

 

Bild 1a: Exemplar einer Parrotie in den Grünanlagen im Hof an der Ortolfstraße nahe des Kiezladens WaMa im Kosmosviertel, Juni 2023.

 

Bild 1b: Ab dem Oktober verfärbt sich das Laub der Parrotie rot, orange und gelb, zunehmend dann in intensiven Farben. Hier an einem Baum in einem Innenhof zur Ortolfstraße hin, im Kosmosviertel, Oktober 2022.

 

Die Parrotie gehört zur Familie der Zaubernussgewächse, wo sie neben der ebenfalls sehr frühblühenden gelben Zaubernuss auch mit dem aus Nordamerika stammenden Amberbaum familienverwandt ist. Die Früchte sind gehörnte Kapseln, die zur Reife aufspringen und mehrere Samen freigeben (Bild 16).

 

Bild 2: Frei stehende Baum-Exemplare der Parrotie entwickeln breite Kronen mit weit ausladenden buschigen Astbereichen. Ihr Formwuchs erinnert stark an die der heimischen Rotbuche. In schattigeren Bereichen entwickeln Rotbuchen ebenfalls horizontal stark ausgreifende Äste, wogegen die Parrotien im engen Bewuchs besenartig nach oben weisende Äste bilden. Parrotie im Britzer Garten, Juli 2022.

 

Bild 3: Eine frei stehende Parrotie im Britzer Garten Berlin, Juli 2022. Bereits sehr bodennah bildet sich eine große Zahl von Teilstämmen aus, die zunächst seitlich abgehen und bis zum Boden reichende Äste tragen. Viele der Laubblätter der äußeren Spitzenbereiche der Astsysteme zeigen auch im Sommer eine rötliche Farbschattierung, ähnlich wie es auch das Laub der Blutbuche ab dem Frühjahr zeigt.

 

Bild 4: Blick in den Basisbereich der Stämme einer Parrotie im Britzer Garten Berlin. Für die Parrotie ist die Ausbildung einer Mehrstämmigkeit bzw. Vielstämmigkeit recht typisch. Straßenbäume zeigen hingegen wohl erzogene Einzelstämme. Die graue Rinde mit ihrer recht glatten Beschaffenheit zeigt hier die typischen gescheckten Muster, die bei den älteren, äußeren flachen Lagen wegen des Algen- oder Flechtenbewuchses dunkler erscheinen. Aufnahme: Juli 2022.

 

Bild 5: Im einem Grünstreifen-Areal an der Schönefelder Chaussee stehen mehrere Parrotien. Sie sind noch jung und von kleinem Wuchs, zeigen jedoch hohe jährliche Zuwachsraten. Hier einer der Bäume mit der beginnenden Herbstverfärbung des Laubes, Oktober 2022.

 

Blüte der Parrotie im zeitigen Frühjahr

 

Die Parrotie blüht ebenfalls recht früh, gewöhnlich ab Februar und bis in den März hinein. Jedoch ist in Phasen mit milden Winterwetterlagen auch ein Blühbeginn schon in der zweiten Januarhälfte festzustellen. Vom Autor konnte dabei an einem Baum innerhalb einer städtischen Grünanlage im Kosmosviertel in Altglienicke-Süd das Aufbrechen der Blütenknospen beobachtet und dokumentiert werden (Bilder 6 bis 8).

Die kleinen Blüten sitzen zu mehreren dicht beieinander und weisen auffällig aus den Blüten ragende rote Staubblätter und schuppige dunkelbraune, sich samtig anfühlende Hochblätter auf (Bilder 7 und 9). Der Kelch ist meist fünfteilig und schwach grünlich. Kronblätter sind im Gegensatz etwa zur familienverwandten Zaubernuss nicht entwickelt. Die Blüten sind jedoch wie bei dieser auch bei der Parrotie zwittrig. Die Spitzen der roten Staubblätter sind hingegen noch gelblich-grün (Bild 9).

Der ebenfalls zu den Zaubernussgewächsen zählende nordamerikanische Amberbaum weist dagegen einhäusig-getrenntgeschlechtige Blüten auf, also das Vorhandensein beide Geschlechter auf einem Baum, aber getrennt voneinander an den Zweigen sitzend.

 

Das Bild zeigt die Blüten der Parrotie, wie sie schon Ende Januar aus den Knospen brechen, hier an einem Baum im Kosmosviertel, Januar 2021. Hauptblühzeit ist dann Februar. Dabei ragen rote Staubblätter dicht aus den Blüten.

Bild 6: Die Blüten der Parrotie können schon ab Ende Januar aus den Knospen brechen, hier an einem Baum im Kosmosviertel, Januar 2021. Hauptblühzeit ist dann Februar. Dabei ragen rote Staubblätter dicht aus den Blüten. Die dunkelbraunen Hochblätter der Knospen sind samtig behaart.

 

 

Das Bild zeigt die Blüten der Parrotie, hier an einem Baum im Kosmosviertel Ende Januar 2021. Sie sind an ihren roten Staubblättern, die dicht aus ihnen herausragen, und an ihren samtig-dunkelbraunen Hochblättern erkennbar.

Bild 7: Die Blüten der Parrotie, hier an einem Baum im Kosmosviertel Ende Januar 2021, sind an ihren roten Staubblättern, die dicht aus ihnen herausragen, und an ihren samtig-dunkelbraunen Hochblättern erkennbar.

 

Bild 8: Sich öffnende Blüten an den Zweigen einer Parrotie im Monat März. Die roten, langen Staubblätter hängen zur vollen Blüte und Pollenfreigabe an dünnen grünen Stielen aus den Blüten heraus. Hier an einem Baum im Kosmosviertel im Bereich der Zugänge zur Ortolfstraße, März 2023.

 

Die Blüten der Parrotie können schon ab Ende Januar aus den Knospen brechen, was an den Bäumen im Kosmosviertel im Januar 2021 beobachtet werden konnte. Hauptblühzeit ist dann Februar. Auffällig ragen rote Staubblätter aus den innseitig grünlichen Kelchen. Die dunkelbraunen Hochblätter der Knospen sind samtig behaart.

 

Bild 9: Spätestens bis zum März sind die Blüten der Parrotie voll geöffnet und zeigen ihre büschelartig heraushängenden roten Staubblätter an weißlich-grünen Stielen. Hier an einem Baum im Innenhof hinter dem Kiezladen WAMA, März 2021.

 

 

Laubblätter

 

Die Laubblätter der Parrotie sehen denen der Rot-Buche recht ähnlich (Bild 6). Sie besitzen relativ glatte Blattoberflächen, rundlich abschließende, leicht gewellte Ränder sowie eine ebenso an die Blätter der Rot-Buche erinnernde Nervatur. Jedoch zeigen viele Blätter der Parrotie eine unregelmäßige Zähnung. Die Blätter der Parrotie sind auch derber als die der Rot-Buche. Im Herbst färbt sich das Laub der Parrotie zunächst leuchtend rot und nachfolgend gelb, wobei rote Blätter mit gelben Blatträndern besonders attraktiv sind (Bilder 7 und 8). Dabei werden durch Stoffumsetzungen in den Zellen der grüne Farbstoff Chlorophyll abgebaut und Carotine gebildet. Bei diesen Prozessen gelangen auch umgesetzte Stoffe in das Splintholz des Baumes, wo sie als Reserve für den Frühjahrsaustrieb zur Verwendung stehen.

Auch im Frühjahr und Sommer können die Laubblätter, besonders an den Zweigen der äußeren Bereiche weit ausladender Äste, leicht bis mäßig rotgetönt auftreten (Bilder 10 und 11). Dies erinnert im Bild, auch da die Blattformen relativ ähnlich sind in Form, Größe und Nervatur, an das Erscheinungsbild von Blutbuchen, die jedoch nur eine Varietät der Rotbuche (Fagus sylvatica) sind. Die Blutbuche zeigt im Frühjahr zunächst hellrotes, dann kupferrotes und zum Sommer hin dunkel rotgrünes Laub.

Zu unterscheiden sind diese Sommerfarbtöne von den Laubfärbungen, die im Herbst auftreten, und die durch den Abbau des grünen Farbstoffes Chlorophyll und die gleichzeitige Bildung von Karotinen verursacht werden. Dabei zeigt die Parrotie intensiv gelb, orange und rot gefärbtes Laub, die Laubblätter der Rotbuche dagegen nur gelbe Töne, die durch Braunfärbungen der dann trocken werdenden Blätter abgelöst werden (Bilder 12 bis 15).

 

Das BIld zeigt einen Trieb mit den eiförmigen, etwas an die Rot-Buche erinnernder Laubblätter an einer Parrotie. Die runden, nicht gezähnten und leicht welligen Blattränder sowie eine streng schräg zur Spitze weisende Nervatur sind den Blättern der Rot-Buche ähnlich.

Bild 10: Ein Trieb mit den eiförmigen, etwas an die Rot-Buche erinnernden Laubblätter an einer Parrotie. Die runden und leicht welligen Blattränder sowie eine streng schräg zur Spitze weisende Nervatur sind den Blättern der Rot-Buche ähnlich. Die Parrotien-Blätter sind jedoch im Gegensatz zu dieser oft unregelmäßig gezähnt.

 

Bild 11: Auch im Sommer zeigen Laubblätter, besonders in den Außenbereichen gut belichteter Äste, rötliche Färbungen, die an das besonders im Frühjahr kupferrote Laub der Blutbuche erinnern. Das sich ab dem Herbst kräftig rot und orange verfärbende Laub hat einen anderen Entstehungsgrund: Hierbei handelt es sich um Karotine, die beim Abbau des grünen Farbstoffs Chlorophyll im Herbst entstehen.

 

Bild 12: Im Herbst sind zunächst beginnende Rotfärbungen der Laubblätter wahrzunehmen, die zusammen mit den gleichzeitig noch grünen Farben des noch nicht abgebauten Chlorophylls dunkel weinrot wirken. Hier an einer Parrotie im Innenhof der Anlieger zur Ortolfstraße nahe dem Kiezladen WAMA, Oktober 2022.

 

Das Bild zeigt das Laub der Parrotie, welches sich im Oktober intensiv verfärbt. Leuchtende rote als auch gelbe Farbtöne sind dann sichtbar, wobei viele Blätter scheckig erscheinen und teilweise auch noch dunkelgrüne Töne aufweisen.

Bild 13: Das Laub der Parrotie verfärbt sich im Oktober intensiv. Leuchtende rote als auch gelbe Farbtöne sind dann sichtbar, wobei viele Blätter scheckig erscheinen und teilweise auch noch dunkelgrüne Töne aufweisen (Oktober 2019).

 

Das Bild zeigt eine Parrotie im Kosmosviertel mit leuchtend rot und gelb verfärbtem Laub im Oktober.

Bild 14: Parrotie im Kosmosviertel mit leuchtend rot und gelb verfärbtem Laub im Oktober 2019.

 

Bild 15: Sonnige Oktobertage vorausgesetzt, färbt sich beinahe das gesamte Laub gleichzeitig leuchtend rot bis orange. Hier an einer Parrotie am Moabiter Ufer in Berlin-Tiergarten, Oktober 2019.

 

 

Früchte

 

Die kleinen Kapselfrüchte sind gehörnt und besitzen in der Regel 2, seltener auch bis zu 4, mit Spitzen versehene Klappen (Bild 16). Sie springen bei Erreichen der Fruchtreife geräuschvoll auf und entlassen ihre Samen katapultartig.

 

Bild 16: Nach der zeitigen Blüte im März entwickeln sich die gehörnten Kapselfrüchte, die, wie hier im Frühsommer zu sehen, noch grün sind. Wie bei den anderen Vertretern der Zaubernussgewächse springen diese zur Reifezeit auf, wobei die Samen herauskatapultiert werden. Die Aufnahme entstand an einem Baum im Kosmosviertel im Juni 2023.

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“