Baum-Vorstellung
heute: Die Parrotie
Die Parrotie (Parrotia persica) wird auch als Eisenholzbaum bezeichnet.
Die Parrotie stammt, worauf im lateinischen Artnamen („persica“ für Persien) schon hingewiesen wird, aus dem iranischen Raum, wo sie vom Kaukasus bis in den Nord-Iran verbreitet ist. So ist sie in den gebirgigen Wäldern im Süden des Kaspischen Meeres zu finden, wo durch das hoch aufragende Elburs-Gebirge genügend Niederschlag durch Wolkenbildung im Gebirgsstau auftritt. Wegen ihres sehr harten Holzes trägt sie auch den Namen Eisenholzbaum. Bei uns ist sie eher in Form von Sträuchern oder kleinen Bäumen zu finden. Neben Parkanlagen und Gärten ist die Parrotie auch in städtischen Wohngebieten anzutreffen, so auch hier im Kosmosviertel (Bild 1).
Frei wachsende Parrotien bilden ohne Beschneidung oft mehrere Stämme aus. Die Baumgestalten sehen dabei knorrig und urwüchsig aus. Solche Exemplare, oft auch wie große Sträucher wirkend, sind in den städtischen Grünanlagen, in Parks und öffentlichen Gärten durchaus zu finden. Dabei bilden diese Bäume weit ausladende Ästen aus. Solche prachtvollen Baumgestalten sind unter anderem im Britzer Garten in Berlin zu sehen (Bilder 2 und 3). Als Straßenbäume oder als Flankierungen von Wegen sind sie einstämmig mit regelmäßigen Kronen, deren Äste hoch aufragen, ausgebildet (Bilder 1 und 5).
Im Kosmosviertel stehen mehrere Exemplare der Parrotie, die allerdings noch recht kleinwüchsig und, ihre hohen jährlichen Zuwachsraten berücksichtigend, noch recht jung sind (Bilder 1a/b und 5). Sie stammen nicht aus der ersten Bepflanzungsphase kurz nach dem Erstbezug von Bewohnern im Jahre 1990, sondern wurden erst später hinzu gepflanzt.
In einem Innenhof der Anlieger zur Ortolfstraße hin steht das momentan größte Exemplar im Kosmosviertel (Bilder 1a und 1b). Weitere kleinere Exemplare stehen der Schönefelder Chaussee, in den Grünstreifen zwischen den Parkbereichen und dem die Straße begleitenden Fußgängerweg (Bild 5).
Die Parrotie gehört zur Familie der Zaubernussgewächse, wo sie neben der ebenfalls sehr frühblühenden gelben Zaubernuss auch mit dem aus Nordamerika stammenden Amberbaum familienverwandt ist. Die Früchte sind gehörnte Kapseln, die zur Reife aufspringen und mehrere Samen freigeben (Bild 16).
Blüte der Parrotie im zeitigen Frühjahr
Die Parrotie blüht ebenfalls recht früh, gewöhnlich ab Februar und bis in den März hinein. Jedoch ist in Phasen mit milden Winterwetterlagen auch ein Blühbeginn schon in der zweiten Januarhälfte festzustellen. Vom Autor konnte dabei an einem Baum innerhalb einer städtischen Grünanlage im Kosmosviertel in Altglienicke-Süd das Aufbrechen der Blütenknospen beobachtet und dokumentiert werden (Bilder 6 bis 8).
Die kleinen Blüten sitzen zu mehreren dicht beieinander und weisen auffällig aus den Blüten ragende rote Staubblätter und schuppige dunkelbraune, sich samtig anfühlende Hochblätter auf (Bilder 7 und 9). Der Kelch ist meist fünfteilig und schwach grünlich. Kronblätter sind im Gegensatz etwa zur familienverwandten Zaubernuss nicht entwickelt. Die Blüten sind jedoch wie bei dieser auch bei der Parrotie zwittrig. Die Spitzen der roten Staubblätter sind hingegen noch gelblich-grün (Bild 9).
Der ebenfalls zu den Zaubernussgewächsen zählende nordamerikanische Amberbaum weist dagegen einhäusig-getrenntgeschlechtige Blüten auf, also das Vorhandensein beide Geschlechter auf einem Baum, aber getrennt voneinander an den Zweigen sitzend.
Die Blüten der Parrotie können schon ab Ende Januar aus den Knospen brechen, was an den Bäumen im Kosmosviertel im Januar 2021 beobachtet werden konnte. Hauptblühzeit ist dann Februar. Auffällig ragen rote Staubblätter aus den innseitig grünlichen Kelchen. Die dunkelbraunen Hochblätter der Knospen sind samtig behaart.
Laubblätter
Die Laubblätter der Parrotie sehen denen der Rot-Buche recht ähnlich (Bild 6). Sie besitzen relativ glatte Blattoberflächen, rundlich abschließende, leicht gewellte Ränder sowie eine ebenso an die Blätter der Rot-Buche erinnernde Nervatur. Jedoch zeigen viele Blätter der Parrotie eine unregelmäßige Zähnung. Die Blätter der Parrotie sind auch derber als die der Rot-Buche. Im Herbst färbt sich das Laub der Parrotie zunächst leuchtend rot und nachfolgend gelb, wobei rote Blätter mit gelben Blatträndern besonders attraktiv sind (Bilder 7 und 8). Dabei werden durch Stoffumsetzungen in den Zellen der grüne Farbstoff Chlorophyll abgebaut und Carotine gebildet. Bei diesen Prozessen gelangen auch umgesetzte Stoffe in das Splintholz des Baumes, wo sie als Reserve für den Frühjahrsaustrieb zur Verwendung stehen.
Auch im Frühjahr und Sommer können die Laubblätter, besonders an den Zweigen der äußeren Bereiche weit ausladender Äste, leicht bis mäßig rotgetönt auftreten (Bilder 10 und 11). Dies erinnert im Bild, auch da die Blattformen relativ ähnlich sind in Form, Größe und Nervatur, an das Erscheinungsbild von Blutbuchen, die jedoch nur eine Varietät der Rotbuche (Fagus sylvatica) sind. Die Blutbuche zeigt im Frühjahr zunächst hellrotes, dann kupferrotes und zum Sommer hin dunkel rotgrünes Laub.
Zu unterscheiden sind diese Sommerfarbtöne von den Laubfärbungen, die im Herbst auftreten, und die durch den Abbau des grünen Farbstoffes Chlorophyll und die gleichzeitige Bildung von Karotinen verursacht werden. Dabei zeigt die Parrotie intensiv gelb, orange und rot gefärbtes Laub, die Laubblätter der Rotbuche dagegen nur gelbe Töne, die durch Braunfärbungen der dann trocken werdenden Blätter abgelöst werden (Bilder 12 bis 15).
Früchte
Die kleinen Kapselfrüchte sind gehörnt und besitzen in der Regel 2, seltener auch bis zu 4, mit Spitzen versehene Klappen (Bild 16). Sie springen bei Erreichen der Fruchtreife geräuschvoll auf und entlassen ihre Samen katapultartig.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“