Baum-Präsentation
heute: Die Hainbuche
Die Hainbuche, auch als Weiß-Buche bezeichnet, zeigt zwar ähnliche Holzeigenschaften und eine ähnliche Baum-Gestalt wie die als gewöhnliche Waldbuche in den Forsten häufig auftretende Rot-Buche, ist aber mit dieser nicht verwandt. Während die Rot-Buche wie auch die Eichen und die Esskastanie (auch Edelkastanie) zur Familie der Buchengewächse gehört, ist die Hainbuche ein Vertreter der Birkengewächse. Hier ist sie mit der Birke und auch der Erle verwandt. Auch die Haselgewächse stehen mit den Birkengewächsen in einem recht engen Verwandtschaftsverhältnis. Der latainische Name Carpinus betulus bezieht sich auf die Ähnlichkeiten, die die Hainbuche mit der Birke teilt.
Dicht beblättertes Astwerk bis in die unteren schattigen Etagen, weit ausladende Äste und auf den ersten Blick ähnliche Blätter von Form, Größe und Nervatur wie die Rot-Buche sind Kennzeichen der Hainbuche. Auch sind die Stämme als ganzes glatt und grau berindet wie bei der Rot-Buche. Jedoch neigt die Hainbuche dazu, verdrehte und spannrückige Stämme auszubilden und bei wenig dichter umgebender Vegetation Stamm- und Astgabelungen in geringer Höhe zu zeigen. Das Holz der Hainbuche verfügt über eine große Festigkeit und ist sogar geringfügig schwerer, d.h. spezifisch dichter, als das der Eichen und der Rot-Buche. Früher wurde das Holz der Hainbuche für Nockenwellen und Zahnräder, z.B. bei Wind- und Wassermühlen, verwendet. Heute werden u.a. Stifte und Schäfte aus dem Holz gefertigt. Auch im Möbelbau und für Furniere findet es Verwendung.
Der zuerst ins Auge fallende Unterschied in den Blatt-Merkmalen zwischen Hain- und Rot-Buche ist die auffällige Zähnung der Blattränder bei der Hainbuche (Bild 1). Der Botaniker sagt bei der Hainbuche auch doppelt gesägt. Die Rot-Buche zeigt ungezähnte, glatt verlaufende Blattränder, die zudem bei jungem Frühjahrslaub, aber auch bei ausgehärteten Blättern einen feinhaarigen Saum besitzen (Bild 2). Die streng beidseitige Nervatur des Hainbuchen-Blattes ist der des Blattes der Rot-Buche zwar ähnlich, jedoch bei der Hainbuche in dichterer und größerer Zahl ausgeprägt.
Die männlichen Blütenstände bzw. Kätzchen der Hainbuche bilden sich im Gegensatz zur Birke jedoch erst im Frühjahr mit dem Blatt-Austrieb. Sie brechen aus den Winterknospen, sind zwischen 3 und 7 cm lang und hängen wie bei der Birke abwärts (Bild 3). Die männlichen Kätzchen der Birke wie auch der Erle werden bereits im Vorjahr angelegt und hängen den Winter über an den Bäumen. Zur Pollenabgabe öffnen sich braune Deckschuppen auf den Staubblättern. Darunter sind wie bei der Birke und der Erle die gelben bzw. bei der Hainbuche die weißlichen Staubbeutel zu sehen. Die Hainbuche ist wie die Birke und die Erle einhäusig-getrenntgeschlechtig. Männliche und weibliche Blütenstände sitzen auf einem Baum. Die weiblichen Blütenstände der Hainbuche sind grün, etwa 3 cm lang und im Gegensatz zur Birke von Beginn an abwärts hängend. Die Blütezeit beginnt etwa wie bei der Birke (oder wenig später wie bei dieser) ab dem April, wobei der Austrieb des jungen Laubes zur gleichen Zeit erfolgt. Nach der Bestäubung durch den Wind entwickeln sich jedoch recht schnell Fruchtstände, die zwar noch grün sind, aber von Gestalt und Größe bereits denen der reifen Fruchtstände im Herbst entsprechen (Bilder 5 und 6). Die Länge dieser Fruchtstände beträgt zwischen 6 und 15 cm.
Die Fruchtstände der Hainbuche können als Trauben angesprochen werden, an denen mehrere Nussfrüchte, die mit einem dreiteiligen Hochblatt verbunden sind, hängen. Die Ränder der Hochblätter sind gezähnt (gesägt), der zentrale Lappen ist deutlich länger als die anderen beiden. Diese dreilappige Fruchthülle entspricht aber sonst denen der Haselnuss, woran sich eine Verwandtschaft zu den Haselgewächsen ableitet. Anfangs sind die Fruchtstände blassgrün, später zum Herbst hin braun gefärbt (Bilder 5 und 6). Die Flügel des Hochblattes tragen zur Verbreitung der Samen durch den Wind bei, wobei nach Herbststürmen Entfernungen von über einem Kilometer gemessen wurden.
Die Hainbuche ist als Bestandteil von Laubmischwäldern sowohl in den Berliner Forsten als auch in den Brandenburgischen Wäldern zu finden. Sie gehört neben dem Berg-Ahorn und der Linde zu einer der Laubholzarten, die im Zuge der Umgestaltung von Flächen mit vorherigen Kiefern-Monokultur-Beständen in artenreichere Laubmischwälder geziehlt angepflanzt werden. In den Mittelgebirgen wird die Hainbuche häufig als Weide-Waldbegrenzungen angetroffen. Bei Verwilderung markieren die Bäume oft ehemalige, seit längerem fallengelassene Weideflächen.
Aber auch in öffentlichen Grünanlagen sowie als Struktur-Bepflanzung zur Begrenzung von Wegen und Plätzen, u.a. auch von Parkbereichen, innerhalb von Wohnsiedlungen ist diese Baumart anzutreffen. Hier sind Pflege durch Kronenschnitte und Aus-Astungen erforderlich. Dabei kommt die hohe Schnittverträglichkeit den Formenschnitten zugute. Die Ausbildung zentraler Stämme bei einem Kronenbeginn ab einer bestimmten Höhe sind für den passierenden Verkehr dabei zu beachten, da die Hainbuche bei Wildwuchs dazu neigt, weit ausladende, herabhängende Äste zu bilden. Im Kosmosviertel findet sich u.a. am Forum im Bereich des zentralen Grünzuges als Begrenzungen von Verkehrswegen (Rad und Fußgänger) eine Anzahl von Hainbuchen (Bild 7). Sie werden in Richtung Ortolfstraße von Silber-Ahörnern abgelöst, die dort in Linie vor die Eingangsbereiche der Wohnblöcke gepflanzt wurden.
Darüber hinaus findet sich die Hainbuche häufig auch als Heckenbepflanzung, da sie wie erwähnt, eine hohe Schnittverträglichkeit besitzt.
verfasst und mit Fotos versehen von:
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“