Baum-/Strauch-Vorstellung
heute: Das Gewöhnliche Pfaffenhütchen (Spindelstrauch)
Das Gewöhnliche Pfaffenhütchen ist der bei uns am häufigsten auftretende Vertreter der Spindelsträucher. Neben ihm kommen in Mitteleuropa noch der Warzen-Spindelstrauch und der Breitblättrige Spindelstrauch (Breitblättriges Pfaffenhütchen) vor. Das Pfaffenhütchen gehört zur Gattung Evonymus (neu geschrieben Euonymus), welcher mindestens 175 Arten zugerechnet werden, darunter zahlreiche Kübelpflanzen. Die Gattung und demzufolge alle Spindelsträucher werden der eigenständigen Familie Spindelbaumgewächse zugeordnet. Nach einer früheren Klassifizierung gehörten sie der Familie der Baumwürgergewächse an.
Die Gehölze des Gewöhnlichen Pfaffenhütchens bilden reichverzweigte, aber oft an zentralen Stämmen aufrecht wachsende Sträucher bzw. kleine Bäume mit Wuchshöhen von 2 bis 6 Metern. An Straßenrändern von städtischen Grünanlagen in Wohnquartieren sind sie durchaus häufig zu finden, so auch im Kosmosviertel in Altglienicke (Süd), hier zum Beispiel an der Schönefelder Chaussee (Bild 7).
Die Blätter des Gewöhnlichen Pfaffenhütchens sind gegenständig, 5 bis 8 cm lang, insgesamt von elliptischer Gestalt, mit einer Spitze und einer keilförmig-rundlichen Basis versehen. Die Blattränder sind gleichmäßig fein gesägt (Bilder 1 und 4). Die Rinde jüngerer Zweigabschnitte, auch älterer Ordnungen, ist grün. Die Sträucher werden häufig durch die Gespinstmotte (Yponomeuta plumbellus) befallen, die an den Blättern Kahlfras betreibt. Dabei sind die Sträucher in den befallenen Bereichen oder auch komplett mit einem Gespinstmantel überzogen. Die Raupen lassen sich zur Verpuppung an seidenartigen, sehr elastischen Fäden herab. Durch die Fähigkeit der Zweigrinden des Strauches, weiterhin Photosynthese zu betreiben, überstehen solcherart befallene Pflanzen diesen „Schädlingsbefall“. Zum Herbst hin färben sich die bestehenden Blätter karminrot und violett.
Die recht kleinen, eher unscheinbaren Blüten sitzen in der Anzahl von zwei bis neun in Trugdolden. Die grünen kugeligen Blütenknospen lassen eine doppelte Blütenhülle erkennen. Sie erscheinen mit den Blättern und öffnen sich im Mai. In der Regel sind die Blüten zwittrig, mit kleinen grünen Kelchblättern und meist vier etwa kreuzweise angeordneten weißlich-grünen Kronblättern versehen. Diese Kronblätter sind von schmaler, linealisch-länglicher Gestalt und zugespitzt. Um 45° versetzt zu den vier Kronblättern stehen vier Staubblätter mit grünen Fäden und gelblich-weißen Staubbeuteln (Bilder 3 und 4). Die sattgrüne große Nektarscheibe trägt oberständig den Fruchtknoten. Die Blütezeit kann in Berglagen bis in den Juni reichen. Die Blüten werden vor allem von Fliegen bestäubt.
Die Früchte sind vierlappige Kapseln, die sich zur Reifezeit ab September rötlich und dann kräftig rosarot verfärben. Sie öffnen sich meist im Oktober spaltig und lassen maximal vier je von einem leuchtenden orangefarbenen Fruchtmantel (Arillus) umhüllte Samen erkennen (Bilder 5 und 6). Die Samen selbst sind weiß, eiförmig und 5-7 mm lang. Die Fruchtkapseln hängen dabei abwärts und erinnern an Kopfbedeckungen katholischer Priester oder Pfaffen, was dem Strauch den Namen gab. Die rundlichen Samen hängen etwas aus den Fruchtkapseln heraus und sind eine begehrte Nahrung für verschiedene Vögel, so etwa von Amseln, Singdrosseln, Rotkehlchen (ebenfalls ein mit den Amseln verwandter Vogel) und Mönchsgrasmücken. Vögel besitzen ein gutes Farbsehvermögen, das vergleichbar mit dem des Menschen ist. Für letztere sind die Samen, aber auch die restlichen Fruchtanteile sowie die Blätter stark giftig.
Die Rinde, die Blätter sowie die Samen des Gewöhnlichen Pfaffenhütchens enthalten mehrere Giftstoffe. Bei den Samen sind es vor allem Digitaloide wie Evonosid, Evobiosid und Evomonosid, daneben auch Alkaloide wie Evonin. Die Samen sind für Vögel jedoch genießbar und stellen für diese eine wichtige Nahrung dar, z.B. für Amseln.
verfasst und mit Fotos versehen von
Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“