Baum-Präsentation
heute: Die Europäische Lärche

 

Bei der Europäischen Lärche (Larix decidua) sowie bei allen anderen Arten der Gattung Larix, die weltweit auf der Nordhalbkugel angetroffen werden können, handelt es sich um Nadelbäume, deren Laub im Spätherbst vollständig abgeworfen wird.

Im Gegensatz zu den ebenso nur sommergrün auftretenden Baumarten wie dem Urweltmammutbaum (Chinesisches Rotholz), der amerikanischen Sumpfzypresse und der ebenfalls in China beheimateten Wasserfichte (Gattung Glyptostrobus), die zur Familie der Sumpfzypressengewächse gehören, sind die Lärchen mit den Kiefern, Tannen und Fichten, sowie weiterhin mit der Douglasie, den Zedern und den Schirlings- oder Hemlocktannen insofern verwandt, da diese Bäume alle zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) gehören. Die ebenfalls nur sommergrüne, aus Südchina stammende Goldlärche gehört einer eigenen Gattung innerhalb der Kieferngehölze (Pseudolarix) an und ist bei uns meist nur in botanischen Gärten anzutreffen.

Als Weihnachtsbaum ist die Lärche also denkbar ungeeignet, da sie im Winter, im Unterschied zu Tannen, Fichten, Kiefern, Douglasien, Zedern und Hemlocktannen kahl ist. Ihr Laubaustrieb beginnt ab dem späten März und ist auch bis in den Herbst hinein von recht hellgrüner Farbe (Bild 1). Auch im Kosmosviertel sind an verschiedenen Stellen einige wenige Lärchen anzutreffen, u.a. eine kleine Gruppe im südlichen Abschnitt des Grünzuges nahe des Anne-Frank-Gymnasiums (Bilder 1, 2 und 7). Die Bäume sind nur bei freiem Stand und guter Belichtung mit belaubten Ästen bis teils zum Boden ausgestattet.

Dabei stellt die „Kahlheit“ im Winter eine besondere Anpassung an trockene und sehr kalte Winterphasen dar. Die Europäische Lärche kommt daher natürlich, also auch ohne forstbauliche Hilfe, besonders in Nord- und Osteuropa, z.B. im Norden Schwedens, Lapplands und Finnland bis nach Nordrussland (von Karelien bis in den Ural) vor. Weiter nach Osten hin wird sie durch die Sibirische Lärche abgelöst. Aus Japan stammt die bei uns in Parks hier und dort anzutreffende Japanische Lärche (Larix kaempferi).

Weitere bevorzugte Verbreitungshabitate sind die hochmontanen und subalpinen Zonen der Europäischen Hochgebirge, so besonders die französisch-italienischen Westalpen, die Dolomiten, auch die Pyrenäen.

 

Das Bild zeigt eine recht freistehende Lärche mit weit abwärts belaubten Ästen, hier noch im grünen Nadelkleid Ende Oktober. Eine Gruppe aus Lärchen bildet hier im Grünzug des Kosmosviertels ein dekoratives Vegetationselement.

Bild 1: Eine recht freistehende Lärche mit weit abwärts belaubten Ästen, hier noch im grünen Nadelkleid Ende Oktober. Eine Gruppe aus Lärchen bildet hier im Grünzug des Kosmosviertels ein dekoratives Vegetationselement.

 

Der höchste Baum Berlins

 

Forstbaulich wurde die schnell wachsende Lärche wegen ihres leichten, aber elastischen und daher recht stabilen Holzes als wichtiges Nadelholzelement in den Waldgebieten Mitteleuropas, so auch Deutschlands, schon seit einigen hundert Jahren angepflanzt. Da die Bäume im Vergleich zur Fichte wesentlich mehr Licht zum wachsen benötigen, eignen sie sich für einen etagenartigen Waldbau. Hierbei wurden und werden zunächst, da die Lärchen sonst von anderen Bäumen zu sehr beschattet werden, Monokulturen aus Lärchen angepflanzt (auch durch Aussaat). Haben die Bäume durch ihr schnelles Wachstum eine gewisse Höhe erreicht, wobei die benadelten Anteile schon recht weit oben in den Kronen zu finden sind, werden nach Teilausforstung andere Baumarten, etwa Kiefern, Fichten, aber auch Buchen und Eichen, in den Unterbau gepflanzt. In Zukunft wird dabei auch der Berg-Ahorn eine stärkere Rolle spielen.

Im Ergebnis lassen sich nach einiger Zeit, teils auch nach mehr als hundert Jahren, bei einem Waldspaziergang recht massive Stämme mit rauer rötlich-brauner Borke (oft mit grün-grauen Flechten-Überzügen) innerhalb eines vom Charakter und den Baumarten völlig anderen Waldes, etwa eines Laubwaldes, vorfinden. Wenn dann der Blick nach oben schweift, kommt man oft aus dem Staunen nicht heraus, vor was für einem hohen Baum man hier steht. Die hellbegrünte Krone ist dann kaum noch zu erkennen, so weit oben ist sie. Der Stamm ist weitgehend astfrei, lang und recht gerade, vielleicht zur Basis hin leicht gebogen. Diese Situation ist auch beim höchsten Baum Berlins, einer knapp 43 m hohen Lärche im Tegeler Forst, anzutreffen.

Zum Spätherbst hin, im mitteleuropäischen Tiefland meist gegen Ende November und bis in den Dezember hinein, färbt sich das Laub der Lärchen goldgelb, direkt aus dem grünen Zustand heraus. Dabei werden beim Abbau des grünen Farbstoffes Chlorophyll Carotine gebildet, wobei wichtige Nährstoffe für das kommende Frühjahr in der Rinde eingelagert werden. Erst nach einer Übergangszeit färben sich die gelben Nadeln braun bis braun-orange durch Vertrocknen und werden abgeworfen. Beim Urweltmammutbaum, ebenso wie bei Sumpfzypresse, geht die grüne Belaubung direkt in einen rotbraunen Zustand über (ohne Gelbfärbung), wobei dann die vertrockneten Blattfiedern abgeworfen werden. Bei der Sumpfzypresse verbleiben die zweizeilig ansitzenden Blätter auch am Boden noch am Gesamtblatt, beim Urweltmammutbaum (Chinesisches Rotholz) lösen sich die einzelnen Blattfiederchen ebenfalls schnell vom Gesamtfiederblatt.

 

Das Bild zeigt die goldgelbe Herbstfärbung an Lärchen im zentralen Grünzug des Kosmosviertels, in der Nähe des Anne-Frank-Gymnasiums. Sie bilden hier eine kleine Gehölzgruppe, die von Fussgängerwegen flankiert wird.

Bild 2: Goldgelbe Herbstfärbung an Lärchen im zentralen Grünzug des Kosmosviertels, in der Nähe des Anne-Frank-Gymnasiums. Sie bilden hier eine kleine Gehölzgruppe, die von Fussgängerwegen flankiert wird. Noch zu Dezemberbeginn tragen an einigen Standorten die Bäume noch ihr gelb werdendes Laub.

 

Die Lärchen sind wie alle Koniferen, zu denen eben auch die Nadelbäume im engeren Sinne gehören (so die Arten der Kieferngehölz-Familie; die Vertreter der Zypressen und Sumpfzypressen besitzen eher Schuppen als Nadeln), Nacktsamer. Auch der altertümliche Ginkgo-Baum, auch wenn er nicht zu den Koniferen gehört, ist nacktsamig. Unsere meisten übrigen Laubbäume, die insgesamt viel artenreicher sind, gehören zu den Bedecktsamern und sind evolutiv moderner.

Die Blütenstände der Koniferen treten in Form von Blütenzapfen auf. Aus den weiblichen Blütenzapfen entwickeln sich nach der Bestäubung durch den Wind die Fruktifikationen, das heißt die samentragenden Zapfen. Diese dann zur Reife verholzten Zapfen öffnen im Herbst (beim Urweltmammutbaum im März des Folgejahres, bei der Kiefer nach mehreren Jahren) ihre entwickelten Samenschuppen (Bilder 3 und 4), wobei gewöhnlich geflügelte Samen vom Wind verfrachtet oder durch Tiere verbreitet werden. Bei den Vertretern der Kieferngehölze tritt noch ein nennenswertes Merkmal der reifen Zapfen auf, welches sich von den Zapfen der Zypressen und Mammutbäume (und der anderen Sumpfzypressen) unterscheidet. Die Zapfen, deren Schuppen sich bei trockenen Witterungsperioden öffnen, schließen sich bei den Kieferngehölzen bei Feuchtigkeitseinwirkung wieder, bei den Zypressen und Sumpfzypressen bleiben die Schuppen dagegen geöffnet. Mammutbäume, Zypressen und Sumpfzypressen weisen außerdem wesentlich derbere Samenschuppen im Vergleich zur Größe des bei ihnen kleiner beflügelten Samens auf, die der Kieferngehölze sind dagegen schalig-länglich. Einige Kiefern wie Schwarz- und Gelbkiefer, die bei uns beispielsweise in Parks anzutreffen sind, besitzen große Zapfen mit ebenfalls sehr massiven Zapfenschuppen, jedoch mit einer anderen Form als die z.B. des Bergmammutbaumes.

 

Das Bild zeigt die verholzten Zapfen einer Lärche mit geöffneten Samenschuppen zu Dezemberbeginn. Die Samen reifen im Gegensatz zur Kiefer schon im selben Jahr. Jedoch können die verholzten Zapfen noch mehrere Jahre am Baum haften bleiben.

Bild 3: Verholzte Zapfen einer Lärche im Kosmosviertel mit geöffneten Samenschuppen zu Dezemberbeginn. Die Samen reifen im Gegensatz zur Kiefer schon im selben Jahr. Jedoch können die verholzten Zapfen noch mehrere Jahre am Baum haften bleiben.

 

Das Bild zeigt das gelb werdende Herbstlaub einer Lärche im Kosmosviertel. Hierbei bilden sich durch den Abbau des grünen Farbstoffs Chlorophyll Carotine.

Bild 4: Gelbes werdendes Herbstlaub einer Lärche im Kosmosviertel. Hierbei bilden sich durch den Abbau des grünen Farbstoffs Chlorophyll Carotine.

 

Schon die Blütenzapfen der Vertreter der Kieferngehölze zeigen Strukturen, die an kleine Zapfen erinnern. Die Lärche blüht im Frühjahr schon vor ihrem Laubaustrieb, d.h. vor dem Austrieb der neuen Nadeln, im Flachland in der zweiten Märzhälfte. Die weiblichen Blütenzapfen der Lärche sind dabei trotz ihrer Kleinheit, sie sind kleiner z.B. als die der Fichte, schon aus größerer Distanz an den Zweigen der Bäume zu erkennen. Dabei sind die jungen, noch unbestäubten Fruchtblätter bzw. Fruchtschuppen rot gefärbt (Bilder 5 und 6). An den Außenseiten dieser Fruchtschuppen sind schmale sogenannte Tragblätter zu erkennen. Diese länglichen, an Nadeln erinnernden Blätter sind zunächst grün gefärbt und lösen sich bis zur Zapfenreife auf. Bei Douglasienzapfen sind diese äußeren Deckblätter als Zapfenstrukturen über den Samenschuppen auch an den verholzten reifen Zapfen zu finden. Weibliche Fichtenblütenzapfen weisen ebenfalls oft auffällig rötliche Fruchtschuppen zur Blütezeit auf. Die die weißgelben Staubblätter stützenden Schuppen der männlichen, nach der Pollenabgabe vergänglichen Blütenzapfen sind bei der Fichte ebenfalls rot, die der Lärche grün.

 

Das Bild zeigt die weiblichen Blütenzapfen der Lärche. Sie sind zwar recht klein, aber schon an ihren roten Fruchtschuppen an den Zweigen auffallend.

Bild 5: Die weiblichen Blütenzapfen der Lärche sind zwar recht klein, aber schon an ihren roten Fruchtschuppen an den Zweigen auffallend.

 

Das Bild zeigt in der Nah-Ansicht die roten Fruchtblätter bzw. Fruchtschuppen eines Blütenzapfens einer Lärche. Auf ihren Außenseiten sitzen schmale grüne, an Nadeln erinnernde Strukturen, die als Tragblätter bezeichnet werden.

Bild 6: In der Nah-Ansicht zeigen die roten Fruchtblätter bzw. Fruchtschuppen des Blütenzapfens der Lärche auf ihren Außenseiten schmale grüne, an Nadeln erinnernde Strukturen, die als Tragblätter bezeichnet werden. Unterseits ist ein männlicher, grüner Blütenzapfen zu erkennen, dessen gelbe Staubblätter noch nicht geöffnet sind.

 

Das Bild zeigt die goldgelbe Herbstfärbung an Lärchen im zentralen Grünzug des Kosmosviertels, in der Nähe des Anne-Frank-Gymnasiums. Sie bilden hier eine kleine Gehölzgruppe, die von Fussgängerwegen flankiert wird.

Bild 7: Goldgelbe Herbstfärbung an Lärchen im zentralen Grünzug des Kosmosviertels, in der Nähe des Anne-Frank-Gymnasiums. Sie bilden hier eine kleine Gehölzgruppe, die von Fussgängerwegen flankiert wird. Noch zu Dezemberbeginn tragen an einigen Standorten die Bäume ihr gelb werdendes Laub.

 

Die Zapfen der Kieferngehölze mit ihrer gut sichtbar erkennbaren spiralig umlaufenden Anordnung der Samenschuppen sind daher wegen ihrer Ästhetik beliebte Dekorationselemente zur Weihnachtszeit, aber auch auf Grabgestecken.

 

verfasst und mit Fotos versehen von

Detlef Kirstein, Projektleiter „Natur im Kosmosviertel“